Kapitel 7 - 1001 n.Chr.

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Als ich endlich nach Hause kam, wartete mein Vater bereits ungeduldig auf mich. "Alexandra, wo warst du nur so lange?", fragte er mich vorwurfsvoll und ich wich seinem Blick aus.

"Entschuldige, Vater, ich musste lange nach den richtigen Kräutern suchen und...", fing ich an, mich zu rechtfertigen, doch er unterbrach mich. "Das ist jetzt unwichtig. Der Mond geht schon bald auf und die Verwandlung fängt an. Zum Essen bleibt keine Zeit mehr, und reden können wir auch später noch. Aber jetzt müssen wir nach draußen zu den anderen. Beeil dich!"

Mit diesen Worten verschwand er nach draußen und ich seufzte leise auf. Ich hasste es, meinen Vater anlügen zu müssen und noch mehr hasste ich es, ihn zu enttäuschen. Aber ich hatte keine Wahl, ich musste das tun, wenn ich mein Leben so leben wollte, wie ich es mir wünschte.

Schnell verdrängte ich diese Gedanken und öffnete geschickt mein Kleid, um es mir auszuziehen. Alle Wölfe würden heute Nacht ohne Kleidung erscheinen, wie jeden Monat. Am Anfang war mir das fruchtbar unangenehm gewesen, gerade weil ich nur unter Männern war, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Ich hatte meinen Wolf so gut es ging akzeptiert und wenn wir uns verwandelten, würde unsere Kleidung jedes Mal zerreißen. Dafür war sie einfach zu kostbar, also hatte ich mich damit abgefunden.

Der Gedanke, was Elijah wohl davon halten würde, brachte mich zum Lächeln. Er wäre mit Sicherheit schockiert, wenn er wüsste, wie viele Männer mich schon so gesehen hatten. Was das anging, war er wirklich sehr verklemmt. Er redete ja selbst mit mir kaum über seine Freundin Tatia, obwohl er ganz vernarrt in sie war. Wenn er wüsste, dass es bei den Wölfen normal war, sich jeden Monat unbekleidet zu versammeln, wäre er sicher schockiert. Aber die meisten Blicke, die ich erhielt, waren eh immer nur abwertend. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich nicht das geringste Interesse daran hatte, mir einen Ehemann zu suchen. Ich war ein Außenseiter unter den Wölfen, ich gehörte nicht wirklich dazu. Immerhin stand mein Vater immer hinter mir und half mir durch jede Verwandlung. Und als Alpha hatte seine Meinung auch für die anderen einen großen Wert, deshalb war ich ihm dafür nur umso dankbarer.

"Alexandra!", rief mein Vater von draußen und ich schrie leise auf, als die Verwandlung bereits anfing und mein Arm brach. Schnell rannte ich aus dem Haus und zu meinem Vater. Wir mussten in den Wald, hier im Dorf würden wir zu viel Schaden anrichten.

"Es tut mir leid, Vater", keuchte ich, während er nach meiner Hand griff und mit mir in Richtung des Waldes lief. Er antwortete nicht und ich hörte, wie immer mehr seiner Knochen brachen. Er unterdrückte seine Schreie, für mich, und ich wünschte, dass ich auch die Stärke dafür hätte. Ich konnte nur leise wimmern, wären wir mit einer Mischung aus Humpeln und Rennen auf den Wald zuliefen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich den Waldrand erreichten. Wir hatten es geschafft, gerade noch rechtzeitig. Jetzt mussten wir nur noch ein weiteres Mal die Verwandlung ertragen.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt