Kapitel 119 - 28. Februar 2013

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Davina sprach ihren Zauber schnell, aber konzentriert, während ich immer wieder zu Rebekahs Körper sah. Sie bewegte sich nicht, trotzdem war ich nervös, dass uns noch irgendjemand aufhalten könnte.

"Jetzt brauche ich die Asche", murmelte Davina leise und ich reichte ihr die Urne schnell. Sie sprach sofort weiter ihren Zauber und ich sah dabei zu, wie sich der Schlamm in der Wanne verhärtete. Die Stille war erdrückend, aber dann brach die harte Kruste wieder auf, als sich eine Hand hinausstreckte. Es folgte eine zweite Hand, die nach dem Rand der Wanne griff.

Gespannt hielt ich den Atem an, während sich eine Person aufrichtete und nach Atem schnappte. Aber sobald ich in das Gesicht dieses Menschens sah, verblasste mein glückliches Lächeln schlagartig. Das war nicht Kol.

"Wer sind Sie?", fragte Davina fassungslos, aber ich musste nicht auf eine Antwort warten.

"Esther." Wie hätte ich ihr Gesicht je vergessen können? Die eigentliche Frage war, wie das möglich war.

"Aber das kann nicht sein... Die Asche...", murmelte Davina, verdrehte dann aber die Augen und fiel zu Boden. Sofort wollte ich zu ihr rennen, erkannte dann jedoch, wer hinter ihr stand und sie offensichtlich bewusstlos geschlagen hatte.

"Elijah?", fragte ich ungläubig. "Aber... wie?"

Mein best- ... Nein. Der Mann, den ich bisher für meinen besten Freund gehalten hatte, zuckte nur leicht mit den Schultern. "Rebekah war eine Ablenkung, damit ihr nichts bemerkt. Es war eigentlich sogar recht einfach, in die Gruft zu schleichen und die Asche in der Urne gegen die meiner Mutter zu tauschen."

"Nein, das hast du nicht getan. Dazu bist du nicht fähig", flüsterte ich fassungslos.

"Doch, ich fürchte wohl, das bin ich", antwortete Elijah gelassen und warf seiner Mutter ein paar Klamotten zu, ohne den Blick von mir zu lassen.

"Kol ist dein Bruder! Wieso solltest du ihn opfern, nur um deine verhasste Mutter zurückzuholen?" Glücklicherweise blieb Esther selbst stumm, sie schien wohl nicht zu verstehen, was hier gerade geschah.

"Du hast doch gehört, was Rebekah gesagt hat. Sie ist unsere einzige Möglichkeit, unseren größten Feind umzubringen. So sehr mich das auch schmerzt, ist das im Moment wichtiger als mein Bruder."

Unwillkürlich wich ich ein wenig vor Elijah zurück, als der auf mich zuging. "Und dafür opferst du tatsächlich deinen eigenen Bruder? Ist das dein Ernst? Das war unsere einzige Chance, ihn zurückzuholen. Ich dachte, nichts würde über deiner Familie stehen!"

"Ganz genau. Nichts. Und Dahlia wird meine gesamte Familie vernichten, wenn wir sie nicht aufhalten. Ich hatte keine Wahl."

"Das wird Davina dir nie verzeihen", stellte ich leise fest und sah in seine Augen. "Und ich dir auch nicht. Du kannst vielleicht heute einen Feind besiegen, aber morgen sieht das ganze schon anders aus. Morgen gibt es einen neuen Feind, und danach noch einen. Wenn du so rücksichtslos handelst, wird es ewig so weitergehen.  Du hast keine Ahnung, was du dir damit eingebrockt hast, Elijah."

"Du solltest mir nicht drohen, Alexandra. Das hier ist eine Familienangelegenheit. Alles weitere ist ein Problem für einen späteren Zeitpunkt." Bevor ich noch etwas sagen konnte, rannte Elijah auf mich zu. Ich versuchte, ihm auszuweichen, aber er war wirklich schnell und ich war noch immer schockiert, dass ausgerechnet er schuld war, dass Kol nicht zurückkommen würde. Zumindest gelang es mir, ihm einen ordentlichen Kinnhaken zu geben, aber dann legten sich schon seine Hände um meinen Hals und ich hörte nur noch ein Knacken, bevor alles schwarz wurde.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt