Ich wollte es immer noch nicht glauben, aber Kol war an diesem Tag tatsächlich gestorben. Seitdem verbrachten Davina und ich Tag und Nacht damit, einen Weg zu suchen, ihn zurückzuholen. Rebekah versuchte gelegentlich, uns zu helfen, aber sie war noch neu in ihrem Hexen-Körper und hatte in etwa so viel Ahnung von Magie wie ich. Wir waren keine besonders große Hilfe und auch wenn ich nicht mehr von Davinas Seite wich, machte ich mir zunehmend Sorgen um sie. Sie schlief kaum noch und während ich mit etwas Schlafentzug gut zurechtkam, wurde sie mit jedem Tag ein wenig blasser.
"Ah, ich wusste, dass ich euch beide hier finden würde", begrüßte Rebekah uns, während sie zu uns in die Gruft kam, in der Davina schon so lange mit Kol an ihrem Dolch gearbeitet hatte.
"Ja, im Gegensatz zu dir haben wir es noch nicht aufgegeben, Kol zurückzuholen", antwortete Davina bissig. Rebekah tauschte einen kurzen Blick mit mir, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Ja, Davina war gereizt, aber bis zu einem gewissen Grad konnte ich ihre Sichtweise verstehen. Rebekah hatte sich in den letzen Tagen wirklich nicht mehr oft blicken lassen.
"Ich habe meinen Bruder auch nicht aufgegeben", verteidigte sich Rebekah angespannt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber ich habe im Moment ein anderes Problem, das meine Aufmerksamkeit verlangt. Ich habe Albträume. Träume, in denen ich Kinder angreife. Und sie fühlen sich merkwürdig an. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen."
"Ich soll dir bei deinen Albträumen helfen? Siehst du denn nicht, dass ich gerade wirklich Wichtigeres zu tun habe?"
Bevor Rebekah etwas antworten konnte, legte ich sanft meine Hand auf Davinas Schulter. "Vielleicht brauchst du eine kleine Auszeit. Du hast seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. So werden wir Kol auch nicht helfen können."
"Ich kann mir keine Pause erlauben", flüsterte Davina leise. "Ich kann mich nicht ausruhen, solange Kol... Wir wissen nicht einmal, wo er überhaupt ist."
"Ich weiß. Aber vielleicht tut es dir auch gut, wenn du dich einfach mal zwischendurch mit etwas anderem beschäftigst. Vielleicht bekommst du dann eine neue Sichtweise auf unser Problem mit Kol. Bitte, Davina. Versuch doch, Rebekah zu helfen, zumindest kurz."
Leise seufzte sie auf, nickte dann aber. "Also gut, wahrscheinlich hast du recht."
Langsam ging Davina auf Rebekah zu, griff nach ihren Händen und schloss dann die Augen. Sie murmelte irgendeinen Zauberspruch und ließ dann erschrocken Rebekahs Hände wieder los. "Ich weiß, was mit dir los ist", flüsterte sie leise. "Es ist die Frau, der dieser Körper eigentlich gehört. Sie fängt an, sich gegen dich zu wehren und die Kontrolle zurückzufordern."
"Du meinst, sie ist noch in mir am Leben?", fragte Rebekah schockiert und fuhr sich durch die Haare. "Das ist nicht gut. Sie war... nicht gerade eine angenehme Person. Zumindest habe ich das gehört."
"Was meinst du damit?", fragte ich Rebekah leise.
"Ihr Name war Eva Sinclair. Und sie wurde weggesperrt, weil sie unschuldige Kinder von Hexen getötet hat. Wir müssen irgendeinen Weg finden, damit sie nicht wieder die Kontrolle über diesen Körper bekommt."
"Da kann ich dir leider nicht mit helfen", seufzte Davina. "Ich habe keine Ahnung, wie ich Eva in dir aufhalten könnte. Tut mir leid."
"Schon in Ordnung. Ich habe ja jetzt überraschend noch eine Schwester, Freya. Sie ist die mächtigste Hexe, die ich je gesehen habe, vielleicht kann sie mir helfen. Danke für deine Hilfe, Davina."
Mit diesen Worten drehte sich Rebekah um und ging wieder. Ich wollte mich gerade wieder dem Buch zuwenden, das ich gelesen hatte, als sie zurückkam und uns beide grinsend ansah.
"Was ist los? Hast du etwas vergessen?", fragte ich sie, aber sie sah nur lächelnd zu Davina.
"Ja, allerdings. Etwas Wichtiges sogar."
Langsam ging sie einen Schritt auf Davina zu, die sich schon wieder an einem neuen Zauber probierte, aber ich stand nur eine Sekunde später zwischen ihr und Davina. Irgendetwas stimmte nicht. Ich konnte es nicht genau benennen, aber Rebekah redete nicht so. Das war nicht sie.
"Keinen Schritt näher", knurrte ich leise. "Verschwinde von hier, Eva."
Überrascht weiteten sich ihre Augen, als ich sie mit ihrem wahren Namen ansprach und auch Davina spannte sich hinter mir an.
"Du hast mich erkannt? Wow, du kennst Rebekah wirklich gut. Das ist ein Faktor, den ich nicht bedacht habe... Aber das ist nicht so schlimm. Dann nehme ich dich eben mit. Wenn du mit Davina verschwindest, wird eh keiner bemerken, dass ihr weg seid."
Mit diesen Worten hob sie die Hand und nach einer einzigen Bewegung von ihr brach mein Genick und alles wurde schwarz.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...