Ich zwang mich, das Schluchzen zu unterdrücken, das in mir aufstieg, damit ich besser verstehen konnte, was Sophie sagte. Sie rief gerade ihre Ahnen an und bat sie, die vier Mädchen, die vor ihr lagen, wieder auferstehen zu lassen. Angespannt hielt ich den Atem an, um zu hören, ob ihre Herzen wieder zu schlagen begannen. Doch es blieb still. Zu still.
"Holt sie zurück! Bitte", flüsterte Sophie ein weiteres Mal und da wurde mir klar, dass es nicht funktioniert hatte. Das Ritual war beendet, aber Davina war noch immer tot. Jetzt konnte ich mein Schluchzen nicht mehr zurückhalten und mein Blick fokussierte sich auf Sophie, die sich nur auf ihre Nichte konzentrierte, welche auch beim Ernteritual geopfert worden war. Davina musste sterben, nur für die winzig kleine Chance, dass Sophies Nichte wieder auferstehen könnte. Ich wollte auf Sophie zurennen, ihr die Schuld an allem geben, aber bevor ich das tun konnte, kam mir ein anderer Gedanke.
Ich hätte nie zulassen dürfen, dass Davina überhaupt hierherkommt. Warum hatte ich sie nicht einfach aus der Stadt geschafft, so wie wir es vorgehabt hatten? Wenn sie weit genug von New Orleans weg gewesen wäre, wäre vielleicht auch ihre Magie weniger geworden. Aber ich musste ja unbedingt so edel sein und ihre Entscheidung respektieren. Ich selbst hatte sie auf diesen Friedhof gebracht. Es war meine Schuld, dass sie jetzt hier lag und nicht irgendwo entspannt durch Europa lief. Ich hatte eine Wahl getroffen und es war die falsche gewesen.
Als mir das bewusst wurde, gaben meine Beine unter mir nach und ich fiel hemmungslos schluchzend zu Boden. Sie war noch so jung gewesen, sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt. Wieso musste sie sterben, während ich leben durfte? Das war einfach nicht gerecht.
Am Rande bemerkte ich, dass Elijah sich neben mich kniete und mich vorsichtig in den Arm nahm. Als er mich hochhob und den Friedhof mit mir verließ, schlug ich wie wild gegen seine Brust, damit er mich runterließ. Ich wollte Davina nicht allein lassen. Was, wenn sie doch noch aufwachen würde? Ich musste bei ihr bleiben, ich konnte hier jetzt nicht weg. Aber Elijah beachtete meine schwachen Versuche, mich von ihm loszureißen, gar nicht und drückte mich nur noch fester an sich. Als dann das Anwesen in Sicht kam, beruhigte ich mich ein wenig und zwang mich, ruhig zu atmen. Es brachte niemandem etwas, wenn ich jetzt durchdrehte. Mein Blick wurde glasig und ich atmete ein letztes Mal tief durch. Es gab eine Lösung für diese unfassbare Trauer in mir. Ich musste nur meine Gefühle abschalten. Mit diesem Gedanken fest im Kopf schloss ich langsam meine Augen.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...