Ungläubig sah ich meinen Halbbruder an, schloss dann aber meine Augen und fing an, meine Klamotten auszuziehen und mich zu verwandeln. Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu argumentieren, dass das überflüssig wäre. Wenn er das brauchte, um mir zu glauben, dann würde ich mich eben verwandeln. Während meine Knochen brachen und sich mein Körper anfing zu verformen, konzentrierte ich mich auf meine Atmung, um ruhig zu bleiben. Ich hatte nicht gelogen, ich hatte mich in den letzten Jahrhunderten wirklich oft verwandelt. So oft, bis es nicht mehr wehtat. Nicht nur, weil ich meine Erschaffungsbindung brechen wollte, sondern auch, weil ich es trotz allem genoss, eine Wölfin zu sein. Nur Sekunden später stand ich als Wölfin vor Niklaus, der mich mit großen Augen ansah.
"Du bist es wirklich", flüsterte er ungläubig und streckte eine Hand nach mir aus. Da er aber immer noch nicht aus dem Anwesen konnte, lief ich langsam auf ihn zu und legte mich direkt vor die Haustür. Langsam blinzelte ich ihn an und sah zu, wie auch Niklaus sich vorsichtig hinsetzte.
"Wie ist das nur möglich?", flüsterte er leise und als ob meine Wolfsgestalt verstanden hätte, dass ich alles erreicht hatte, was ich wollte, verwandelte ich mich wieder zurück. Als ich wieder als Mensch vor ihm lag, zog ich mir schnell meine Sachen wieder über und sah ernst zu meinem Halbbruder.
"Und, habe ich deinen Test bestanden?", fragte ich schwach lächelnd.
"Das hast du wohl. Wie kann das nur sein? Ich war mir so sicher, dass wir dich nie wiedersehen würden."
"Ich weiß", antwortete ich leise. "Es war auch wirklich nicht sehr leicht, euch zu finden. Ihr habt euch alle Mühe gegeben, euch zu verstecken."
"Na ja, wenn wir gewusst hätten, dass du noch lebst, hätten wir vielleicht ein paar Hinweise hinterlassen", grinste Niklaus schief und sah mich dann nachdenklich an. "Und... was ist mit unserem... mit Ansel?"
Sofort wurde ich wieder ernst und schüttelte leicht den Kopf. "Er ist damals wirklich gestorben. Ich habe mit angesehen, wie Mikael ihn ermordet hat, bevor er mich umgebracht hat. Nur hatte unser Vater kein Vampirblut im Körper. Ich habe lange neben ihm gewartet, aber er ist nicht wieder aufgewacht."
Für einen Moment sah ich so etwas wie Trauer in Niklaus' Gesicht, dann verhärteten sich seine Gesichtszüge aber wieder und er sah mich ausdruckslos an. Er hatte sich wirklich verändert. "Okay, ich glaube dir, dass du real bist. Aber bilde dir jetzt nichts darauf ein. Nur weil wir den gleichen Vater haben, heißt das noch lange nicht, dass du meine Schwester bist. Ich mochte dich früher und ich weiß, dass meine Geschwister dich auch mochten. Das ist der einzige Grund, warum ich dir nichts tun werde. Doch das bedeutet nicht, dass du ab jetzt eine große Rolle in meinem Leben spielen wirst. Du gehörst nicht zur Familie. Glaub mir, ich tue dir damit einen Gefallen."
Mit diesen Worten stand er auf und ging zurück ins Anwesen. Anscheinend hatte er alles gesagt. Und ich wusste nicht, was ich darauf noch antworten sollte. Nach so langer Zeit hatte ich ihn endlich gefunden und jetzt wies er mich von sich. Aber ich war noch lange nicht bereit, einfach aufzugeben. Wenn Niklaus nicht mit mir reden wollte, würde ich damit klarkommen. Vorerst zumindest. Dann würde ich eben versuchen, mit den anderen Mikaelsons zu sprechen.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...