Jeder Schritt fiel mir schwerer, während ich Davina langsam auf den Friedhof trug. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich darüber nachdachte, dass ich sie wie ein Schwein zur Schlachtbank führte. Alles in mir schrie, ich sollte mit ihr umdrehen und wegrennen, aber ich konnte nicht. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und wenn ich ehrlich war, war das hier ihre einzige Überlebenschance. Trotzdem wollte ich sie so weit wie nur möglich von hier wegbringen.
Vorsichtig setzte ich sie ab, als ich Sophie sah, damit Davina die letzten Schritte alleine gehen konnte. Zu meiner Überraschung drehte sie sich aber noch einmal um und umarmte mich fest. "Danke für Alles", flüsterte sie leise. "Du bist die einzige hier, der ich vollkommen vertraue."
Kurz fiel mein Blick auf Marcel, der uns gequält ansah, während er dachte, ich würde es nicht bemerken. Mittlerweile regnete es in Strömen, aber ich konnte seine Gefühle doch klar erkennen. Er war enttäuscht, dass nicht mehr er diese Person war, der Davina vertraute. Er war enttäuscht von sich selbst. "Glaub mir, Marcel kannst du auch vertrauen", antwortete ich Davina also. "Auch wenn er ein Idiot ist und manchmal furchtbare Fehler macht, wenn er nicht nachdenkt, liebt er dich wie seine eigene Tochter. Er wird dich nicht enttäuschen, nicht noch einmal." Kurz zögerte ich und zwang mich dann, Davina leicht anzulächeln. "Und ich verspreche dir, ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen. Egal, was passiert, ich werde nicht eher aufgeben, bis du wieder am Leben bist. Ich lasse dich nicht einfach sterben, versprochen."
Ein wenig beruhigter nickte Davina mir zu und ging dann wieder auf Sophie zu. Kurz vor ihr blieb sie stehen und sah auf das Messer in Sophies Hand, mit dem sie sie gleich umbringen würde. Am Rande bemerkte ich, wie Elijah sich neben mich stellte. Die ganze Urvampirfamilie war gekommen, um zu sehen, was passieren würde, aber ich war froh, dass Elijah da war.
"Halt mich auf, wenn ich gleich losstürze, um diese Hexe umzubringen", murmelte ich ihm kaum hörbar zu. Ich hatte zwar nicht vor, Sophie etwas anzutun, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich mich gleich verhalten würde.
"Hast du Vertrauen in die Ernte?", fragte Sophie gerade und ich griff unwillkürlich nach Elijahs Hand. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war mir nicht sicher, wie ich das, was jetzt kommen würde, ertragen sollte.
"Das habe ich", antwortete Davinas Stimme leise. Sie musste furchtbare Angst haben, aber dennoch klang ihre Stimme fest. Ich konnte sie nur für ihren Mut bewundern.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hob Sophie das Messer und schnitt Davina mit einer Bewegung die Kehle durch. Meine Hand schloss sich so fest um Elijahs, dass ich einige seiner Knochen brechen hörte, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich wollte meinen Blick abwenden, als Davina zu Boden fiel, aber ich zwang mich, weiter hinzusehen. Zumindest das war ich ihr schuldig. Doch als ich in ihre braunen Augen sah, die gerade noch so voller Leben waren und mich jetzt nur noch leblos anblickten, zerbrach irgendetwas in mir und meine Sicht verschwamm. Das durfte nicht das Ende sein.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...