Kapitel 79 - 30. September 2012

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"Wo warst du?", fragte mein Halbbruder mich, als ich kurz darauf zurück nach Hause kam. Das Anwesen war jetzt seit mehr als vier Monaten offiziell abgeriegelt, nachdem Niklaus' Tochter kurz nach ihrer Geburt angeblich von Marcel umgebracht wurde. Ich wusste zwar nicht, was in dieser Nacht wirklich geschehen war, weil zu der Zeit Davina Mikael zurückgeholt hatte, aber ich wusste, dass die Geschichte nicht so abgelaufen war, wie die Mikaelsons es behaupteten. Ansonsten hätte mein Bruder Marcel schon lange umgebracht. Da aber weder Niklaus noch Elijah darüber sprechen wollten und sich von mir zurückgezogen hatten, hatte ich beschlossen, sie nicht darauf anzusprechen. Ich konnte sie nicht dazu bringen, mir ihr Geheimnis zu verraten, während ich selbst es geheim hielt, dass Mikael wieder am Leben war. Theoretisch wusste ich, dass ich nicht für immer zwischen den Fronten stehen konnte, aber im Moment war ich noch nicht bereit, mich zwischen Davina und den Mikaelsons zu entscheiden.

"Das Anwesen ist abgeriegelt. Niemand soll hinein oder hinaus", meinte Niklaus langsam genervt, als ich nicht antwortete. "Also frage ich dich jetzt noch einmal: Wo warst du?"

Leise seufzte ich auf und atmete tief durch, um nicht genauso genervt wie er zu wirken. "Ich war bei Davina. Weißt du noch? Meine Freundin. Ich weiß, dass du gerade sehr leidest, aber du kannst mich nicht in diesem Haus einsperren."

"Was habt ihr gemacht?", fragte mein Halbbruder, ohne auf meine spitze Antwort zu reagieren.

"Das geht dich nichts an."

"Oh doch, das tut es sehr wohl. Du verheimlichst mir doch irgendetwas!"

"Du bist paranoid, Niklaus", antwortete ich gelassen, auch wenn er eigentlich recht damit hatte. Kurz zögerte ich, seufzte dann aber auf. "Okay. Ja, ich verheimliche dir etwas. Genauso wie ihr mir alle etwas verheimlicht. Also sind wir quitt."

"Was weißt du?", brüllte mein Halbbruder plötzlich und drückte mich am Hals gegen eine Wand. Seiner Reaktion zufolge hatte ich mit meiner Vermutung also recht gehabt. Sie hatten ein Geheimnis, das so wichtig war, dass sie es mir nicht anvertrauen konnten. Was nur eines bedeuten konnte: Es ging um ihre Familie. Und ich war mir beinahe sicher, dass es etwas mit dem plötzlichen Tod von Niklaus' kleiner Tochter zu tun hatte. "Was weißt du, was wir verheimlichen? Sprich!"

"Nichts", krächzte ich und rang nach Luft. "Ich weiß nicht, was ihr mir verheimlicht, ich weiß nur, dass ihr es tut. Und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich werde nicht versuchen, es herauszufinden. Ich kann akzeptieren, dass ihr Geheimnisse vor mir habt. Aber dann musst du auch verstehen, dass ich euch auch nicht alles erzähle."

Einige Sekunden musterte Niklaus mich und ließ mich dann los. Ohne noch etwas zu sagen, ging er wieder nach oben und ließ mich wütend zurück. Ich rieb meinen schmerzenden Hals und lief langsam in mein Zimmer, während ich mich zusammenriss, um Niklaus nicht hinterherzulaufen. Es wurde wohl Zeit, dass ich mir eine eigene Wohnung hier suchte, denn hier würde ich sicher nicht bleiben.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt