Kapitel 47 - 1. November 2011

929 41 3
                                    

Marcel war so freundlich, auf dem ganzen Weg die Klappe zu halten und erst zu sprechen, als er mir die kleine Garage am Hafen zeigte, in der wir vorerst bleiben würden, bis wir die Stadt verlassen konnten.

Vorsichtig legte ich Davina auf das Bett und setzte mich neben sie. Anscheinend hatte Marcel schon länger geplant, sie irgendwann aus der Stadt zu bringen, ansonsten hätte er diesen Unterschlupf sicher nicht so eingerichtet.

"Du liebst sie", stellte er plötzlich fest und ich sah erschrocken zu ihm auf.

"Ist es wirklich so offensichtlich?", fragte ich nur leise. Es hatte eh keinen Sinn, es leugnen zu wollen. Eigentlich wusste ich selbst, dass ich mir nicht gerade Mühe gab, das zu verbergen, aber trotzdem überraschte es mich, dass Marcel es bemerkt hatte. Ich hatte ihm ja noch nicht mal erzählt, dass ich lesbisch war.

"Na ja, ich kenne dich jetzt auch schon eine ganze Weile. Ich weiß, dass du so gut wie alles für deine Freunde tun würdest, aber noch nie habe ich gesehen, dass dir jemand so schnell so wichtig geworden ist. Und dein Lächeln, wenn du über sie redest, hat mir den Rest erklärt. So glücklich hast du nicht mal geguckt, als du dachtest, du würdest Elijah endlich wiedersehen."

Nachdenklich sah ich zu Davina, was mir dieses Mal jedoch kein Lächeln entlocken konnte. Sie sah so schwach aus, so verwundbar. "Ich war ein Werwolf, ich bin gestorben, habe den Tod überlebt, war ein Jahrtausend vor meinem Mörder auf der Flucht und habe gelernt, alleine als Hybrid zurechtzukommen. Ich habe auch schon so einige Freundinnen überlebt, von denen ich dachte, ich würde sie lieben. Und doch hatte ich noch nie so viel Angst wie jetzt gerade. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn Davina etwas geschieht."

"Ihr wird nichts geschehen", antwortete Marcel aufmunternd, klang dabei aber selbst nicht wirklich überzeugt.

"Glaubst du wirklich daran?", fragte ich skeptisch nach. "Denkst du, dass sie gleich aufwacht und plötzlich alles in Ordnung ist? Denn ich glaube nicht, dass das so einfach ist."

Einige Sekunden sah Marcel mich schweigend an, bis er leise aufseufze.  "Sie ist eine Kämpferin, sie wird das überleben."

"Ich weiß, dass sie eine Kämpferin ist, das habe ich schon in der ersten Sekunde in ihr gesehen. Aber diese ganze Magie in ihr frisst sie von innen heraus auf. Sie wird es nicht mehr lange schaffen, Marcel. Wenn wir keinen Weg finden, das aufzuhalten, wird sie sterben. Und wir werden es nicht verhindern können."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt