Nur wenige Minuten später waren wir auf dem Weg direkt in das Anwesen der Mikaelsons. Wir betraten das Haus, als ob wir jedes Recht dazu hätten und sofort standen Marcel und Niklaus vor uns. Ich konnte den Anblick meines Halbbruders kaum ertragen, deshalb hatten Davina und ich auch abgemacht, dass sie sich um ihn kümmern würde, während ich mich mit Marcel befasste. Dieser öffnete gerade den Mund, vermutlich um zu fragen, was zur Hölle wir hier taten, aber ich ließ ihm keine Gelegenheit, etwas zu sagen, und rannte stattdessen direkt auf ihn zu. Niklaus wollte sich mir in den Weg stellen, wurde aber von einem Zauber von Davina abgelenkt.
Ich verwickelte Marcel in einen Kampf, auch wenn ich versuchte, ihn nicht allzu sehr zu verletzen. Eigentlich wollte ich ihn schließlich nur ablenken, damit er Niklaus nicht zur Hilfe eilen konnte. Aber er hatte in den letzten Jahrzehnten noch einige weitere Kampftechniken gelernt und so blieb mir nach einiger Zeit nichts anderes übrig als ihm das Genick zu brechen. Plötzlich schrie Davina panisch auf und ich drehte mich mit Vampirgeschwindigkeit zu ihr um. Niklaus hatte gerade seine Zähne in ihrem Hals versenkt und trank ihr Blut, um sie zu schwächen und vielleicht sogar zu töten. Als er meinen Blick bemerkte, löste er sich von ihr und sah mich unsicher an. Vermutlich erwartete er, dass ich ihn jetzt dafür umbringen wollte. Ich lächelte ihn aber nur gelassen an und lehnte mich gegen den Türrahmen.
"Das hättest du nicht tun sollen", bemerkte ich ruhig und jetzt schien mein Halbbruder auch zu verstehen, wie recht ich damit hatte. Er griff sich an den Hals, während er nach Luft rang und dann bewusstlos zu Boden sank. Davina stieg über seinen reglosen Körper hinweg, und ging lächelnd auf mich zu, ihre Hand auf die Wunde an ihrem Hals gedrückt.
"Du hattest recht, dein Plan war wirklich brillant. Ich wäre nie darauf gekommen, mein eigenes Blut zu verzaubern, um ihn damit zu vergiften. In Zukunft werde ich dich wohl öfter mal um deinen Rat fragen."
"Ich helfe immer gerne", antwortete ich nur grinsend und sah auf Niklaus herab. "Das hier hat er mehr als verdient."
"Es geht euch also nur um Rache? Und ich dachte, ihr wärt wegen mir gekommen."
Überrascht drehte ich mich zu der neuen Stimme um und musterte Kol, der gelassen die Treppe hinunterspazierte.
"Kol? Du hast dich befreit?"
"Ja, gewissermaßen könnte man das so sagen."
"Gewissermaßen? Was soll das denn bedeuten?", fragte ich skeptisch.
"Das bedeutet, dass Kol jetzt auf unserer Seite ist", meinte Marcel, der gerade wieder zu sich kam und sich den schmerzenden Nacken rieb.
Fassungslos sah ich zu dem Mikaelson vor mir. "Ist das dein Ernst?"
Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern und nickte. "Ich stehe lieber auf Niks Seite als auf der meiner Mutter. Außerdem weiß man ja nie, wann man mal die Hilfe seiner Familie gebrauchen kann."
Unauffällig zwinkerte er mir zu und ich unterdrückte ein Aufseufzen, als ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Er hatte Davina und mir von einem Diamanten erzählt, den Niklaus ihm vor einem Jahrhundert gestohlen hatte. Den würden Davina und Kol brauchen, wenn sie den Zauber zur Verwandlung des Dolches beenden wollten. Wenn Kol jedoch jederzeit Zugang zu Niklaus' Zimmer hätte, würde es nicht lange dauern, bis er den Diamanten finden und zurückstehlen könnte.
"Was ist mit Klaus passiert?", fragte Marcel und sah mich wütend an. Anscheinend fand er es nicht so lustig, dass ich ihm das Genick gebrochen hatte.
"Wir haben ihn vergiftet. Im Moment ist er tot, aber keine Sorge, er wird schon noch früh genug wieder aufwachen."
"Das hoffe ich auch", antwortete Cami, die gerade durch die Tür kam. Ehrlich? Wie viele wollten denn noch hier auftauchen? So hatte ich mir eine heimliche Rettungsaktion wirklich nicht vorgestellt. "Denn ich werde seine Hilfe brauchen. Esther ist gerade dabei, meinen Körper vorzubereiten, damit sie ihn übernehmen kann, sobald sie das nächste Mal stirbt. Ihr müsst mir helfen, bitte."
Seufzend sah ich zu Davina, die mich bereits unglücklich ansah. Ich wusste, was das bedeutete. Sie würde Niklaus wieder aufwachen lassen. Und ich konnte es verstehen. Cami brauchte unsere Hilfe und nur weil ich mich gerne an meinem Halbbruder rächen wollte, konnte ich Cami diese Hilfe nicht verwehren. Aber ich wollte auch keine Sekunde länger als nötig mit dem Mörder meines Vaters in einem Raum verbringen.
Also lächelte ich Davina schwach an und flüsterte leise: "Ist es okay, wenn ich-"
"Ja, natürlich, geh ruhig", antwortete sie verständnisvoll. "Du musst nicht hier bleiben. Ich komme schon alleine klar. Kol und ich helfen Cami mit ihrem Problem mit Esther und kommen dann zu dir, sobald wir hier fertig sind. In Ordnung?"
Dankbar nickte ich und küsste Davina kurz, bevor ich verschwand, ohne einen der anderen Anwesenden zu beachten. Es war mir egal, was sie von mir denken würden, ich wusste nur, dass ich Niklaus nicht in die Augen sehen wollte. Ich konnte froh sein, dass Davina mich so gut verstand. Nur dank ihr gelang es mir, überhaupt die Kontrolle zu bewahren und nicht durchzudrehen. Sie war das Beste, das mir je hätte passieren können.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...