Kapitel 103 - 12. November 2012

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"Elijah? Bist du das?", fragte eine mir nur zu gut bekannte Frauenstimme, während ich mit Elijah in die Küche ging.

"Ja, ich bin es. Und ich habe Besuch mitgebracht."

Auch Cami kam nun in die Küche und musterte mich überrascht. Kurz fragte ich mich, was sie hier wohl tat, aber dann fiel mein Blick auf das kleine Baby in ihren Armen und ich vergaß sofort all meine Fragen. "Das ist sie?", hauchte ich leise und ging vorsichtig ein paar Schritte auf sie zu. Sie war unfassbar niedlich und als ich ihr Lächeln sah, musste ich sofort auch grinsen.

"Ja, das ist sie", antwortete Elijah mit einem Hauch Stolz in seiner Stimme. "Ihr Name ist Hope."

"Ein passender Name", flüsterte ich und streckte langsam meine Hand nach ihr aus. Sofort griff sie nach meinem Finger und fing an zu lachen. "Sie ist absolut perfekt, einfach bezaubernd."

"Sie mag dich", bemerkte Cami und ich schaffte es, meinen Blick von dem kleinen Kind zu lösen.

"Und was machst du hier? Sag bloß, dass Niklaus dir genug vertraut, um dir alles zu erzählen", meinte ich skeptisch.

"Nein, sobald ich wieder weggehe, wird er mich manipulieren, alles zu vergessen. Aber das ist in Ordnung. Ich bin hergekommen, weil Finn ansonsten versuchen wird, mich umzubringen und ich genieße einfach die Zeit mit Hope."

Ich wollte gerade noch etwas sagen, als Elijah mir zuvorkam. "Cami, gibst du uns beiden ein paar Minuten? Ich würde gerne mit Alexandra reden."

"Alles klar, ich gehe mit Hope nach oben."

Sobald wir alleine waren, drehte ich mich wieder zu Elijah um und verschränkte die Arme. "Also, was gibt es? Willst du mich auch manipulieren, alles zu vergessen? Oder solltest du mich nicht eher gleich umbringen, so wie es meinem Vater geschehen ist? Du meintest doch, dass Niklaus da das Richtige getan hat, oder nicht?"

"Ja, das habe ich gesagt", gab Elijah zu und sah mich fast schon nervös an. "Und ich würde mich dafür gerne entschuldigen. Ich hatte nicht das Recht, so etwas zu Niklaus zu sagen. Er war euer Vater und wenn er nur ein wenig so ist wie du, hätte er Hope niemals verraten. Es war nicht richtig, dass Niklaus ihn getötet hat, das sehe ich jetzt. Ich weiß nicht, was mit mir los war, dass ich das anders gesehen habe. Ich... Ich hatte eine schwierige Zeit bei Esther. Das einzige, was mich aufrecht gehalten hat, war der Gedanke, dass wir Hope beschützen müssen, um jeden Preis. Aber mir ist klar, dass das keine Entschuldigung ist. Ich hoffe, du kannst mir dennoch verzeihen."

Eigentlich wollte ich noch ein wenig wütend auf Elijah sein, aber ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihn jetzt von mir zu stoßen. Er sah völlig fertig aus und ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm. Also seufzte ich leise auf und entspannte mich ein wenig. "Ich schätze, das kann ich. Mach dir keine Gedanken mehr darum, zwischen uns ist alles gut. Erzähl mir lieber, wie es dir ergangen ist. Möchtest du darüber reden, was dir bei Esther passiert ist?"

Elijah nickte leicht und bedeutete mir, mich zu setzen. "Ich hatte Halluzinationen davon, wie ich Unschuldige ermordet habe. Unter anderem auch Tatia, aus unserem alten Dorf. Vielleicht erinnerst du dich an sie." Ich nickte zur Bestätigung und er redete weiter. "Aber es waren nicht nur Halluzinationen. Es waren Erinnerungen, die ich in die Tiefen meines Unterbewusstseins verdrängt hatte, und die jetzt alle wieder hervorbrechen. Ein ganzes Jahrtausend voller Morde."

"Das ist grauenhaft", flüsterte ich leise. Gerade für Elijah, der sich immer darüber identifiziert hat, die Kontrolle bewahren zu können und edelmütig zu sein.

"Ja, das ist es. Das Hauptproblem ist nur, dass ich seitdem unter... Aussetzern leide. Bei gewissen Auslösern sehe ich immer wieder diese Szenen vor mir und nehme nichts mehr von der Außenwelt wahr. Deswegen war Rebekah noch immer hier, auch seit ich da bin. Sie sollte nicht nur auf Hope und Cami aufpassen, sondern auch auf mich. Und jetzt, wo sie nicht mehr hier ist... Mache ich mir Sorgen, was passiert, wenn ich wieder so einen Anfall habe. Wenn Hope in Gefahr ist und ich nicht reagieren kann."

Leise seufzte ich auf, als mir bewusst wurde, worauf er hinauswollte. "Du möchtest, dass ich hierbleibe, nicht wahr? Dass ich dir helfe, Hope zu beschützen."

"Ja, darum würde ich dich gerne bitten. Ich bin mir sicher, dass wir dir vertrauen können. Du bist die einzige, die hier bleiben kann, um für Hopes Sicherheit zu sorgen. Ich weiß, ich verlange viel, aber-"

"Ich mache es", unterbrach ich ihn ernst. "Ich werde Davina anrufen und ihr sagen, dass ich doch etwas länger wegbleibe. Und nein, ich werde ihr nichts von Hope erzählen. Das würde sie nur in Gefahr bringen, wenn Niklaus davon erfährt. Es wird keine dauerhafte Lösung sein, aber zumindest für ein paar Tage kann ich bleiben. Sorg du einfach dafür, dass Niklaus mich nicht umbringt, falls er mitbekommt, dass ich hier bin."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt