Kapitel 116 - 26. Februar 2013

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Niklaus war tot. Okay, nicht ganz tot, aber zumindest würde er keine Gefahr mehr für uns sein. Marcel hatte Elijah den Dolch gegeben und der hatte seinen Bruder erdolcht.

"Danke, Elijah", meinte ich deshalb gerade, während ich mich neben ihn auf die Bank setzte. Er hatte mich gebeten, ihn im Park zu treffen, und ich hatte mich wirklich darüber gefreut, dass er sich die Mühe dazu gemacht hatte. "Ich weiß, es muss schwer gewesen sein, Niklaus anzugreifen, aber du hast das Richtige getan. Es ist ja nicht für eine lange Zeit, nicht für unsere Verhältnisse."

"Ich weiß. Niklaus war außer Kontrolle, wir mussten etwas unternehmen. Er ist ein Risikofaktor, wenn wir Dahlia besiegen wollen, und ein Risiko können wir nicht gebrauchen. Aber ich bin nicht hier, um mit dir über Niklaus zu sprechen."

Sofort breitete sich ein schwaches Lächeln auf meinen Lippen aus. Er war wirklich ein guter Freund, dass er sich trotz allem mit mir treffen wollte, um nach mir zu sehen, nachdem Aiden gestorben war. "Ich kann immer noch nicht ganz realisieren, dass Aiden tatsächlich nicht mehr wiederkommt", meinte ich also leise. "Es hat mir vor Augen geführt, wie schnell wir sterben können, wie verwundbar wir sind. Wenn ich daran denke, Davina zu verlieren-" Ich hielt inne und musterte Elijah von der Seite. Er hatte seinen Blick abgewandt und so schnell mein Lächeln aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden. "Du bist auch nicht hier, um dich nach mir zu erkundigen, nicht wahr?", fragte ich leise.

Elijah schüttelte als Antwort leicht den Kopf. "Nein, das bin ich nicht", sagte er ehrlich. "Ich wollte dich um einen Gefallen bitten."

Unwillkürlich seufzte ich leise auf. Das sollte mich nicht überraschen, aber trotzdem enttäuschte mich diese Antwort. Natürlich war er nicht hier, um mich zu fragen, wie es mir ging. Das hatte er ja nicht einmal nach dem Tod meines Vaters getan. Wann immer er mit mir sprechen wollte, war es nur, um mich um einen Gefallen zu bitten. "Was willst du von mir?", fragte ich also nur, ohne ihn anzusehen.

"Gar nichts, eigentlich. Wir planen eine Falle für Dahlia und dafür brauchen wir einen Köder. Ein Imitat, das Hopes Magie ausstrahlt. Wenn Dahlia dann kommt, um sie zu holen, wird sie erst merken, dass Hope gar nicht da ist, wenn sie schon in der Falle ist. Und dafür brauchen wir..."

"Davina", beendete ich seinen Satz und seufzte frustriert auf. "Ihr braucht eine Hexe und da dachtest du, dass ich Davina um Hilfe bitten kann. Ich dachte, das hätten wir schon einmal geklärt. Ich werde meine Beziehung zu ihr nicht zu deinem Vorteil ausnutzen. Wenn du etwas von Davina willst, kannst du sie verdammt noch mal selbst fragen."

"Ist das dein Ernst?", fragte Elijah genervt und stand auf, um sich vor mich zu stellen. "Ich bitte dich doch nur darum, sie zu fragen. Du sollst sie nicht mal zu irgendwas überreden. Wenn du wirklich meine Freundin bist, dann ist es nicht zu viel verlangt, das für mich zu tun."

"Hörst du dir eigentlich manchmal selber zu?", fragte ich ebenso aufgebracht und stand auf. Ich war immer noch kleiner als er, aber zumindest musste ich nicht ganz so hoch zu ihm aufsehen. "Wann hast du dich denn das letzte Mal wie ein echter Freund verhalten? Immer, wenn wir uns sehen, forderst du entweder einen neuen Gefallen oder ich helfe dir sonst irgendwie. Ich habe gerne mein Leben aufgegeben, um wochenlang mit dir und Hope in einem verlassenen Haus mitten im Nirgendwo zu leben, nur um dir zu helfen, aber irgendwann hört meine Geduld auf.  Wann hast du das letzte Mal etwas für mich getan, oder mich auch nur gefragt, wie es mir geht? Wann warst du das letzte Mal wirklich für mich da? Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit, Elijah. Früher wusstest du das."

"Tja, früher war ich auch noch ein anderer Mensch. Ich habe mich verändert, Alexandra, das solltest du mittlerweile bemerkt haben. Hier geht es um meine Familie, da kann ich leider keine Rücksicht auf deine Gefühle nehmen, auch wenn ich das gerne täte. Also was ist jetzt, hilfst du mir oder nicht?"

Verletzt musterte ich ihn und schüttelte dann den Kopf. Vor einigen Monaten hatte er noch große Reden geschwungen, dass ich jetzt ein Teil seiner Familie war, aber wenn es darauf ankam, war ich doch immer noch die Außenseiterin, die er zwar mochte, aber die immer unter seiner richtigen Familie stehen würde. Theoretisch hatte ich immer gewusst, dass er sich im zweifelsfall nur für seine Geschwister interessierte, aber es tat weh, das jetzt so klar zu sehen. "Nein, ich werde dir nicht helfen. Ich-" Bevor ich auch nur die Chance hatte, meinen Satz zu beenden, war Elijah mit Vampirgeschwindigkeit verschwunden und ließ mich fassungslos zurück. Er hatte sich wirklich verändert, spätestens seit er bei Esther gewesen war. Und es wurde Zeit, dass ich das akzeptierte. Ich musste mich jetzt nur entscheiden, ob ich mit diesem neuen Elijah noch klarkommen würde.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt