Es war mir zwar schwer gefallen, aber irgendwann hatte ich es geschafft, Elijah loszulassen und ihn zu seiner Familie gehen zu lassen. Seine Geschwister hatten ihn zwar nicht so lange nicht gesehen wie ich, aber trotzdem hatten sie ihn mit Sicherheit vermisst.
Langsam stieg ich am nächsten Morgen die Stufen zu Davinas Dachboden hinauf und musste dabei unwillkürlich lächeln. Ich war zwar erst gestern hier, aber ich wollte mich noch einmal richtig bei ihr dafür bedanken, dass sie Elijah freigelassen hatte.
"Guten Morgen", begrüßte ich Davina fröhlich, die gerade dabei war, irgendein Bild zu malen. Neugierig wollte ich über ihre Schulter sehen, aber sie versteckte das Bild schnell. Schade, ich würde gerne mal sehen, was sie so malt, wenn sie nicht gerade die Hexen zeichnete, die unerlaubt Magie praktizierten. Grinsend sah ich die junge Hexe an und hob die Tüte mit frischen Brötchen hoch, die ich gerade noch gekauft hatte. "Hunger?"
"Alex? Ich habe heute gar nicht mit dir gerechnet, aber du kommst wie gerufen." Davina riss mir schon fast die Tüte aus der Hand und biss genüsslich in ein Brötchen. "Hmm, das schmeckt wundervoll. Marcel bringt mir meistens nur normales Brot, das hält sich länger. Aber ich schätze mal, dass du nicht nur vorbeigekommen bist, um mir Essen zu bringen, oder?"
"Nein, bin ich nicht", antwortete ich lächelnd und setzte mich ihr gegenüber. "Ich wollte mich bei dir bedanken. Du hast mir Elijah zurückgegeben."
Leicht zuckte Davina mit den Schultern, als ob das keine große Sache wäre. "Ich hatte das Gefühl, dass ich das lange genug herausgezögert habe. Du hast mir gezeigt, dass ich dir vertrauen kann und das obwohl du wusstest, dass Elijah bei mir war. Und als er dann aufgewacht ist, habe ich es nicht übers Herz bringen können, ihn wieder wegzusperren. Ich werde auch sicher einen anderen Weg finden, wie ich Marcel und mich vor Klaus beschützen kann."
"Ja, das wirst du mit Sicherheit", meinte ich zuversichtlich. Und solange sie meinen Halbbruder nicht umbringen wollte, wäre ich auch mit allem einverstanden. Nachdenklich musterte ich Davina, als mir etwas einfiel, was sie gestern Abend gesagt hatte. "Du meintest, dass Elijah dir helfen soll, deine Kräfte zu kontrollieren, oder?"
"Ja, das soll er. In der Sekunde, in der er vor mir stand und wach war, wusste ich, dass ich ihn gehen lassen würde. Aber er wusste es nicht, also hat er mir im Gegenzug für seine Freiheit ein Angebot gemachen. Glück für mich."
Sofort musste ich leicht grinsen, sah sie aber neugierig an. "Aber wie soll er das machen? Er hat noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Zauber gesprochen und so gut kennt er sich mit Magie jetzt auch nicht aus."
"Ja, ich weiß. Aber seine Mutter war eine der mächtigsten Hexen, die es je gab. Er hat mir einige Seiten aus dem Grimoire seiner Mutter versprochen. Mal sehen, ob er dieses Versprechen auch einhält."
"Ich halte meine Versprechen immer ein", meinte plötzlich jemand in der Tür und ich drehte mich sofort strahlend zu Elijah um. Ich konnte es immer noch kaum glauben, dass er wirklich wieder hier war.
"Da hat er recht. Er hat mir mal gesagt, er würde mich nicht allein lassen und siehe da: Hier ist er", stimmte ich grinsend zu, legte dann aber gespielt nachdenklich den Kopf schief. "Andererseits hat er auch mal gesagt 'Wir sind gleich wieder da' und war dann eintausendundzehn Jahre verschwunden, also..."
Elijah warf mir einen Blick zu, der zweifellos so etwas bedeuten sollte wie 'Du bist nicht hilfreich', aber ich konnte das Lächeln in seinem Mundwinkel ganz genau erkennen.
"Ich habe dir eine Seite aus Mutters Grimoire mitgebracht", meinte Elijah nur ernst und reicht Davina eine alten Zettel und ein verknotetes Seil.
Irritiert las sich Davina den Spruch durch. "Das war's? Ein Zauber, mit dem ich einen Knoten löse?"
"Es ist schwieriger als es aussieht, glaub mir. Und wenn du den Zauber gemeistert hast, komme ich mit einer neuen Seite wieder. Dieses Mal dann ein Zauber, den du dir selbst aussuchen kannst."
Kurz lächelte Elijah mich noch einmal an und zwinkerte mir leicht zu, bevor er verschwand. "Wir sehen uns."
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...