Kapitel 85 - 31. Oktober 2012

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Seufzend ließ ich mich auf das kleine Bett der Holzhütte fallen, in der wir jetzt seit über einer Woche wohnten. Wir waren mitten im Wald vor New Orleans und ich langweilte mich zu Tode. Davina war gerade draußen mit Mikael und übte mit ihm das Kämpfen. Sie hatte beschlossen, dass sie sich in einem Ernstfall auch ohne Magie verteidigen können wollte, doch als ich versucht hatte, mit ihr zu trainieren, hatten wir das schon nach wenigen Minuten wieder aufgegeben. Ich hielt mich einfach zu sehr zurück, zumindest behauptete das Davina. Ich fand es zwar nicht gut, dass sie mit dem Mann üben wollte, der meinen Vater und mich umgebracht hatte, aber ich konnte es ihr auch schlecht verbieten. Nur dabei zusehen wollte ich auch nicht. Es war schon schlimm genug, dass ich überhaupt so lange mit Mikael auf engstem Raum eingesperrt war, da genoss ich die kurze Zeit ohne ihn.

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster, wo ich schon langsam den Mond aufgehen sah. Ich hatte gehört, dass es heute eine Mondfinsternis geben sollte. Luna Sanguinis. Blutmond. So hatten wir das zumindest früher genannt. Bei meinem ersten Blutmond war ich erst fünf Jahre alt gewesen, und doch erinnerte ich mich noch genau daran. Mein Vater hatte mir gesagt, ich sollte im Haus bleiben, aber ich hatte nicht auf ihn gehört. Ich wusste schon damals, dass in unserem Rudel bei jedem Blutmond ein Ritual durchgeführt wurde, bei dem die stärksten unserer jungen Männer zu Kriegern ernannt wurden. Ich hatte es mir natürlich unbedingt ansehen wollen und war völlig panisch geworden, als ich gesehen hatte, was genau bei diesem Ritual geschah. Sie wurden nicht nur zu Kriegern ernannt, sondern töteten Menschen, um ihren Werwolffluch auszulösen. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie mein Vater mir nach dieser Nacht alles über den Fluch erzählt hatte, den wir in uns trugen und wie er mich getröstet hatte, statt mich dafür zu bestrafen, dass ich mich herausgeschlichen hatte.

Plötzlich bemerkte ich, dass meine Wangen nass wurden und wischte wütend meine Tränen weg, während ich mich vom Mond abwandte. Dass ich so lange hier mit Mikael eingesperrt war, zerrte an meinen Nerven. Er erinnerte mich an die Vergangenheit und immer wieder träumte ich davon, wie er vor meinen Augen meinen Vater ermordete. In seiner Nähe zu sein tat mir einfach nicht gut. Aber ich musste mich zusammenreißen, für Davina. Als ich mich im Rousseaus von Elijah abgewandt hatte, hatte ich mich zeitgleich klar positioniert. Ich stand nicht mehr zwischen den Seiten, ich war jetzt ganz auf Davinas Seite. Und damit war ich für die Mikaelsons der Feind, davon gab es nun kein Zurück mehr. Eigentlich hatte ich gewusst, dass das früher oder später geschehen würde. Ich hätte mich nie gegen Davina stellen können, ich würde immer zu ihr stehen. Nur war ich mir nicht sicher, ob mich das auch in Zukunft noch wirklich glücklich machen könnte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Wenn ich Pech hatte, würde ich nie wieder mit Elijah oder meinem Bruder sprechen können. So sehr ich mir auch wünschte, dass ich beides haben könnte - Davina und die Mikaelsons - würde das niemals möglich sein. Und damit musste ich mich abfinden.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt