Kapitel 75 - 6. Mai 2012

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Da es mittlerweile schon langsam Morgen wurde und ich keine Ahnung hatte, wo Davina hingegangen war, beschloss ich, zurück zum Anwesen zu gehen und vielleicht noch ein wenig zu schlafen. Dort angekommen betrat ich jedoch ein buchstäbliches Schlachtfeld. Überall auf dem Boden lagen tote oder zumindest sterbende Vampire, die anscheinend Werwolfbisse abbekommen hatten. Was auch immer hier geschehen war, es war ein Massaker. Und anscheinend würde es an mir hängen bleiben, dieses Chaos zu beseitigen, denn vom Rest der Bewohner des Anwesens fehlte jede Spur.

Ich wollte gerade anfangen, mir zumindest den Weg zu meinem Zimmer freizumachen, als ich ein Geräusch hinter mir hörte. Irgendjemand war hier. Und wenn derjenige es geschafft hatte, sich so nah unbemerkt an mich heranzuschleichen, musste er auch ziemlich erfahren sein. Langsam drehte ich mich um und blieb wie erstarrt stehen, als ich ein bekanntes Gesicht erblickte.

Nein. Nein, das konnte unmöglich wahr sein. Wenn ich kein Hybrid wäre, hätte ich jetzt gedacht, dass ich auch einen Werwolfbiss hatte, und jetzt Halluzinationen bekam, aber das war unmöglich. Genauso wie es unmöglich war, dass dieser Vampir hier vor mir stand. Er war tot, schon seit Jahren. Zumindest sollte er das sein. Aber hier stand er, mit schlagendem Herzen und einem Grinsen, das genauso teuflisch war, wie ich es in Erinnerung hatte.

"Alexandra. Ich hatte schon gehört, dass du noch am Leben bist, aber ich wollte es nicht so recht glauben. Du siehst noch genauso aus wie damals."

Unwillkürlich wich ich ein wenig vor ihm zurück, spürte aber nach nur wenigen Metern eine Mauer in meinem Rücken. Ich öffnete meinen Mund, brachte aber nichts weiter als ein Krächzen heraus. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal in meinem Leben solche Angst hatte.

"Sieht so aus, als würdest du dieses Mal tatsächlich fliehen wollen. Schade, dass ich eh immer schneller sein werde als du. Das war ich schon vor tausend Jahren." Bedrohlich schritt Mikael weiter auf mich zu, aber ich war noch immer erstarrt. Dieser Mann hatte meinen Vater umgebracht und streng genommen auch mich selbst. Ich wollte mich wehren, wollte meinen Vater rächen, und doch stand ich hier und konnte kaum atmen vor Angst.

"Wieso lebst du?" war das einzige, was ich herausbrachte.

"Auf der Anderen Seite wird es langsam etwas... instabil. Also habe ich mir eine Hexe gesucht, die mich zurückgebracht hat. Und siehe da, hier bin ich. Eigentlich habe ich mit diesen halbtoten Vampiren schon genug getrunken, aber bei dir kann ich eine Ausnahme machen. Ich habe es immer bereut, dass ich dich damals nicht ausgesaugt habe. Mal sehen, wie das Blut von einem Hybriden schmeckt."

Bevor ich auch nur blinzeln konnte, schlugen Mikaels Zähne in meinen Hals und spürte, wie er anfing, mein Blut zu trinken. Ich schlug um mich und versuchte, ihn von mir zu stoßen, aber er war einfach zu stark. Und je mehr er trank, desto schwächer wurde er, bis langsam alles um mich herum verschwamm und nur noch der Schmerz an meinem Hals übrig blieb.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt