Kapitel 52 - 8. Januar 2012

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Die erste Nacht überstand ich nur dank Elijah. Er blieb die ganze Zeit bei mir und drang in meine Gedanken ein, damit ich nur von schönen Dingen träumte. Erst am frühen Vormittag verließ er mich, weil er mit Rebekah reden wollte. Auch wenn meine Welt sich plötzlich von einem Tag auf den anderen komplett verändert hatte, ging das Leben außerhalb dieses Zimmers weiter.

Ich wusste, dass ich eigentlich aufstehen müsste, um mit den Mikaelsons herauszufinden, was mit der Magie geschehen war, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen. Jede Bewegung schien zu schwer für mich zu sein und ich musste mich schon konzentrieren, um nicht alle fünf Minuten in Tränen auszubrechen. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so furchtbar gefühlt. Und es wollte nicht enden. Nichts konnte mich dazu bringen, auch nur aufzusehen.

So ging es weiter. Tage, Wochen, Monate. Die Zeit verschwamm in einer Mischung aus Trauer und Leere. Niklaus, Rebekah und Marcel ließen mich die meiste Zeit in Ruhe, nur Elijah versuchte gelegentlich, mich dazu zu bewegen, endlich aufzustehen. Aber ich wusste nicht, wozu. Ich hatte Davina versprochen, sie nicht aufzugeben, aber ich hatte keine Ahnung, wo ich dabei anfangen sollte. Die Hexen hielten sich laut Elijah bedeckt und wenn selbst er nichts Ungewöhnliches bemerken konnte, würde ich das auch nicht.

Erst als eines Tages mein Handy klingelte und ich Camis Namen auf dem Display sah, richtete ich mich ein wenig auf und ging ran. Ich hatte seit Davinas Tod nicht mit ihr gesprochen, ich konnte im Moment nicht noch mehr Mitleid ertragen. Als ich jedoch ihre Stimme hörte, spannte ich mich sofort an, denn Cami klang völlig verzweifelt.

"Alex? Ich weiß, dir geht es gerade sicher richtig mies, aber ich brauche deine Hilfe. Ich bin im Rousseaus, hier ist irgendein Hexer, der Marcel und mich angreift. Ich glaube, er wird Marcel umbringen. Komm so schnell her wie du kannst, bitte."

Schlagartig hatte ich wieder genug Energie, um aufzustehen und aus dem Zimmer zu rennen. Ich musste nicht einmal darüber nachdenken, mein Körper reagierte einfach. Nebenbei sagte ich Cami, dass ich unterwegs war und sie sich so weit wie möglich von dem Hexer fernhalten sollte. Ich war nicht bereit, noch jemanden zu verlieren, weder Cami noch Marcel.

Meine Wut gab mir genug Kraft, dass ich nur wenige Sekunde später in der Bar stand, in der ein Hexer im weißen Anzug gerade dabei war, Marcel auf die Knie zu zwingen. Sofort stand ich hinter ihm und brach ihm das Genick, doch zu meinem Entsetzen kippte er nicht um, sondern drehte sich grinsend zu mir um.

"Ah, du musst die Hybridin sein, von der ich gehört habe. Das war ein wirklich netter Versuch, aber du hast keine Chance gegen mich. Ich bin mit deiner kleinen Urvampirfreundin verbunden und solange ich ihre Magie nutzen kann, habt ihr beide keine Chance gegen mich."

Mit einer Handbewegung ließ er einige Adern in meinem Kopf platzen, bis ich vor Schmerzen zu Boden sank. Der Hexer holte ein Messer raus, das er auf meine Stirn richtete und ich ahnte, was er vorhatte. Ich hatte schon von dieser Art Magie gehört. Er ritzte ein Symbol auf die Stirn seiner Opfer und war so in der Lage, dessen Macht zu benutzen. Ein Vorgang, bei dem ich sterben würde. Und obwohl der Gedanke, einfach aufzugeben, verlockend war, war ich dazu noch nicht bereit. Ich hatte Davina versprochen, nicht aufzugeben. Sie hatte gekämpft, bis zum Schluss, und das wollte ich auch. Für sie.

Bevor der Hexer die Gelegenheit hatte, mich zu seinem nächsten Opfer zu machen, wurde er von meinem Bruder fortgestoßen. Keine Ahnung, wo der plötzlich herkam, aber er kam gerade rechtzeitig.

"Finger weg von meiner Schwester", knurrte er und sah den Hexer bedrohlich an. Dieser zuckte überrascht zusammen, beachtete Niklaus aber kaum.

"Wie es scheint, habt du und Elijah ein Talent dafür, eure Schwestern gleichzeitig zu retten. Wie auch immer, es hat mich gefreut, dich wiederzusehen." Mit diesen Worten löste er sich in Luft auf und ich atmete erleichtert auf.

Schwach lächelnd sah ich zu meinem Bruder, als der mir die Hand hinhielt, um mir aufzuhelfen. Ich wollte nicht wissen, wie jämmerlich ich gerade aussah, aber er ließ sich nichts anmerken. "Danke, Nik."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt