Kapitel 22 - 4. Mai 2011

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"HAYLEY! Was hat das zu bedeuten?"

Ich hörte die Stimme von Niklaus schon von weitem. Kurz fragte ich mich, wer diese Hayley war, mit der er da sprach, dann sah ich aber eine hübsche Brünette, die zu ihm an die Tür trat.

"Keine Ahnung, ich habe uns jedenfalls nicht hier eingesperrt. Ich kann mir Schöneres vorstellen als mit dir hier gefangen zu sein", erwiderte sie genervt.

Kurz wunderte ich mich, wieso sie so mit meinem impulsiven, schnell beleidigten Halbbruder sprechen konnte, ohne sofort umgebracht zu werden, hörte dann jedoch den schnellen Herzschlag in ihrem Bauch. Also waren die Gerüchte doch wahr, Niklaus hatte tatsächlich eine Werwölfin geschwängert. Na ja, das sollte nicht mein Problem sein.

"Nein, sie war es nicht, die euch eingesperrt hat. Das war ich", meinte ich und trat zwischen den Bäumen hervor, damit Niklaus mich sehen konnte.

"Lass mich sofort hier raus, damit ich deine Kehle aufreißen kann", knurrte er, woraufhin ich nur die Augen verdrehte.

"Danke für das Angebot, aber ich fürchte, ich muss ablehnen", antwortete ich gelassen und setzte mich ein wenig von der Haustür entfernt auf den Boden.

"Klaus, wer ist das?", fragte Hayley verwirrt.

"Das ist ein Geist, vermutlich von den Hexen geschickt, um irgendwelche Psychospielchen zu spielen. Sie ist seit einem Jahrtausend tot. Glaub ihr kein Wort."

Na toll, also dachte er noch immer, dass ich nicht real wäre. Das machte es jetzt nicht gerade leichter, zu ihm durchzudringen. "Nun, wenn ich tot wäre, wäre ich wohl kaum hier und hätte einen wunderschönen eigenen Herzschlag, oder?", meinte ich leicht grinsend.

"Wenn du dich weiter so über mich lustig machst, wirst du bald schon keinen eigenen Herzschlag mehr haben", drohte mein Bruder nur. "Außerdem ist es egal, was du mir sagst. Ich weiß, dass du nicht real bist. Das kannst du gar nicht sein. Wenn ich dich nämlich wirklich zu einem Hybriden verwandelt hätte, dann müsstest du mit einer Erschaffungsbindung an mich gebunden sein. Und da du immer noch hier bist, obwohl ich dich nicht sehen will, ist das eindeutig nicht der Fall."

Ich zwang mich, nicht schon wieder die Augen zu verdrehen. "Ich war auch an dich gebunden. Aber in den letzten tausend Jahren habe ich herausgefunden, wie ich diese Bindung brechen kann. Es war zwar schmerzhaft, aber ich bin gerne in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen. Ich hatte gehofft, dass ich danach nicht mehr den Drang verspüren würde, dich und deine Familie zu suchen, aber das hat offensichtlich nicht funktioniert. Sag bloß, das wundert dich jetzt. Du bist doch genauso, du würdest auch deinen freien Willen behalten wollen. Das haben wir wohl von unserem Vater."

Irritiert sah Hayley zwischen uns beiden hin und her, schüttelte dann aber nur den Kopf. "Euer Vater? Okay, ich steige da nicht mehr durch. Ihr könnt das sicher unter euch selbst regeln. Ich bin dann oben. Ruft mich, wenn ihr euch versöhnt oder einer von euch den anderen umgebracht hat."

Ich sah ihr grinsend hinterher, wie sie die Treppe hochging und Niklaus und mich allein ließ. "Ich mag sie, sie erinnert mich an dich früher."

"Du solltest sie nicht einmal ansehen", zischte mein Halbbruder wütend und ich hob besänftigend die Hände.

"Hey, ich bin nicht dein Feind. Ich will nichts von Hayley oder eurem Baby. Ich bin nur wegen dir und deinen Geschwistern hier."

"Streng genommen bist du überhaupt nicht hier. Du bist nur eine Halluzination. Ein Geist, der zum Leben erweckt wurde, um mich zu quälen."

"Tja, wenn ich nur existiere, um dich zu quälen, scheine ich irgendetwas falsch zu machen, denkst du nicht?", meinte ich genervt und atmete tief durch. Es brachte nichts, ihn weiter zu provozieren. "Was soll ich denn tun, um dir zu beweisen, dass ich real bin? Komm schon, Niklaus, gib mir eine Chance. Ich habe dich nicht tausend Jahre lang gesucht, nur um jetzt aufzugeben, weil du mir nicht glaubst."

Nachdenklich musterte mein Halbbruder mich. "Es gibt da tatsächlich etwas, was die echte Alexandra tun könnte. Wenn du wirklich sie bist, dann weißt nicht einmal du selbst, wie du als Wölfin aussiehst. Ich habe aber damals einmal bei eurer Verwandlung zugesehen, und ich habe dich an dem Tag gesehen, als mein jüngster Bruder gestorben ist. Wenn du also wirklich beweisen willst, dass du die echte Alexandra bist, dann verwandle dich einfach."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt