Ich hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Kaum zu glauben, aber ich fühlte mich schuldig, dass ich Davina in der letzten Woche einfach allein gelassen hatte. Sie konnte ja letztendlich nichts dafür, dass Marcel die Urvampire töten wollte. Sie vertraute ihm, natürlich wollte sie ihm helfen. Es war schon ein Wunder, dass sie mir überhaupt versprochen hatte, zumindest Elijah nicht zu verletzen. Das hätte sie nicht tun müssen, sie kannte mich immerhin kaum. Ich an ihrer Stelle hätte mich wohl nicht anders verhalten.
Ich sollte mich entschuldigen, dass ich einfach weggelaufen war, und damit konnte ich nicht mehr bis Dienstag warten. Bei Marcel würde heute Abend eine große Party stattfinden, sodass er auf jeden Fall beschäftigt sein würde. Das würde ich nutzen, um zu Davina zu gehen. Zuerst ging ich bei Marcel vorbei, um zu sehen, ob er auch wirklich abgelenkt war, und lief dann direkt zu Davinas Dachboden.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah mich im Zimmer um. Davina hatte heute eindeutig keinen Besuch mehr erwartet. Als ich das Zimmer betrat, lag sie schon in ihrem Bett und schlief. Ein paar Sekunden blieb ich unschlüssig im Zimmer stehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Am besten sollte ich einfach wieder gehen und doch an einem anderen Zeitpunkt mit ihr sprechen. Aber gerade als ich mich umdrehen wollte, bemerkte ich, wie Davina sich unruhig hin und herwälzte. Wahrscheinlich nur ein Albtraum, trotzdem ging ich einige Schritte auf ihr Bett zu.
"Davina?", fragte ich leise.
Plötzlich schlug sie ihre Augen auf und richtete sich ruckartig auf. Sie nahm mich kaum wahr, während sie aufstand und direkt zu ihrer Leinwand lief.
"Magie, irgendjemand praktiziert Magie", flüsterte sie immer wieder. Sie nahm sich ein Stück Kohle und fing an zu zeichnen.
Vorsichtig lief ich ein paar Schritte auf sie zu. "Davina? Ist alles in Ordnung?" Sie sah aus, als würde sie gerade durchdrehen. Vermutlich tat sie das auch.
"Nein! Marcel!", rief sie plötzlich, ohne auf mich zu reagieren. Was auch immer sie gerade sah, es machte ihr furchtbare Angst. Entschlossen hob sie ihre Hände und murmelte irgendeinen Zauber. Ich war schon fast davon überzeugt, dass sie mich damit angreifen würde, aber das geschah nicht. Genau genommen geschah überhaupt nichts. Da wurde es mir schlagartig klar, was hier gerade passierte. Irgendeine Hexe griff Marcel an und Davina half ihm mit ihrem Zauberspruch. Sie hatte panische Angst, dass ihm etwas geschehen könnte. Wenn sie diesen Zauber so weit entfernt sprach, musste sie das unglaublich viel Kraft kosten.
Als hätte sie meine Gedanken gehört, brach sie den Zauber ab und kippte gleich darauf kraftlos um. Bevor sie jedoch den Boden berühren konnte, stand ich neben ihr und fing sie vorsichtig auf.
Blinzelnd sah sie mich an, als würde sie erst jetzt bemerken, dass ich überhaupt hier war. "Bist du hier, um dir Elijah zurückzuholen? Dann hast du den passenden Zeitpunkt erwischt", flüsterte sie leise. Mir wurde klar, dass sie damit recht hatte. Sie war so schwach, dass sie mich nicht daran hindern könnte, Elijah einfach mitzunehmen. Aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich wollte ihre Schwäche nicht ausnutzen. Sie brauchte gerade meine Hilfe, ich konnte sie jetzt nicht bestehlen und wegrennen. Außerdem wusste ich, dass Niklaus und Rebekah einen Plan hatten, wie sie Elijah nach dem heutigen Abend wiederbekommen könnten. Sie würden das auch allein hinkriegen.
"Nein, ich bin hier, um mich bei dir zu entschuldigen", antwortete ich leise, während ich sie hochhob und wieder in ihr Bett legte. "Ich hätte nicht einfach so weglaufen sollen. Ich bin dir dankbar, dass du zumindest Elijah nicht verletzen willst. Du hast es dir nicht ausgesucht, auf dieser Seite zu stehen, ebenso wenig wie ich."
Überrascht sah Davina mich an, musste aber ein wenig lächeln. "Ich schätze, ich kann dir das noch einmal verzeihen", grinste sie leicht.
"Was ist mit Marcel?", fragte ich vorsichtig. "Du hast die ganze Zeit seinen Namen gesagt. Geht es ihm gut?" Wenn er noch in Gefahr wäre, würde ich sofort losrennen, um ihm zu helfen. Auch wenn mein Bruder und seine Familie ihn mehr oder weniger hasste, war er noch immer ein guter Freund.
"Ja, ich glaube schon. Eine Hexe hat ihn angegriffen, aber ich konnte ihn beschützen. Ich spüre keine Magie mehr."
"Okay, in Ordnung. Aber dieser Zauber hat dich angestrengt, du solltest dich ausruhen. Ich bleibe hier, bis Marcel kommt, um nach dir zu sehen."
Beruhigt ließ sich Davina zurücksinken und schloss schon die Augen. "Danke, Alex", murmelte sie leise. Keine zwei Sekunden später war sie eingeschlafen.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...