Kapitel 81 - 23. Oktober 2012

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„Du bist also tatsächlich ausgezogen“, begrüßte mich Elijah, als ich gerade die Tür öffnete. „Ich wollte es kaum glauben, als Niklaus mir vor ein paar Tagen davon erzählt hat.“

„Tja, es wurde einfach Zeit für etwas eigenes", grinste ich leicht und verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass ihm das nicht gerade früh aufgefallen war. „Versteh mich nicht falsch, ich freue mich, dass du da bist, aber was machst du hier?“

„Darf ich nicht einfach mal meine älteste Freundin besuchen?“

„Erstens: Nenn mich nie wieder alt. Zweitens: Natürlich darfst du das. Und drittens: Ich kenne dich, Elijah. Du bist hier, weil du irgendetwas von mir willst, das sehe ich doch. Also sag schon, was brauchst du?“

Ertappt grinste Elijah mich leicht an und zuckte mit den Schultern. „Du hast recht, ich wollte dich tatsächlich um einen Gefallen bitten. Kann ich reinkommen?“

„Nein, leider nicht. Die Wohnung gehört Davina und ich schätze, sie wird sich nicht überzeugen lassen, einem Urvampir Zutritt zu verschaffen. Aber lass uns doch ein Stückchen spazieren gehen, das haben wir schon viel zu lange nicht mehr gemacht.“

Mit diesen Worten griff ich nach meiner Jacke und ging mit Elijah nach draußen. Einige Minuten liefen wir schweigend nebeneinander her und ich genoss die Stille, bis mein bester Freund anfing zu sprechen.

„Es geht um den Weißeichenpfahl. Er ist gestohlen worden, in der Nacht, in der… Niklaus' Kind getötet wurde.“

Kurz sah ich ihn misstrauisch von der Seite an. Dieses Zögern sah ihm nicht ähnlich, er wusste sonst immer genau, was er sagen wollte. Anscheinend hatte dieses große Geheimnis der Mikaelsons etwas mit dem Wunderbaby zu tun. Ich verzichtete jedoch, ihn darauf anzusprechen und sah ihn nur abwartend an.

„Niklaus macht sich Sorgen, wer den Pfahl haben könnte. Und die mache ich mir auch. Wenn Davina vielleicht einen Lokalisierungszauber sprechen könnte-"

„Nein", unterbrach ich ihn sofort und verschränkte stur meine Arme. Ich wusste, wo der Pfahl war, und ich wusste, dass er ihnen zumindest vorerst nicht gefährlich werden konnte. Denn der Pfahl war bei Mikael und der wurde noch immer von Davina kontrolliert. Aber darum ging es mir gerade gar nicht. „Ich werde Davina nicht bitten, einen Zauber für euch zu sprechen. Du kannst sie selbst fragen, wenn du das für richtig hältst, aber ich kann dir schon sagen, was die Antwort sein wird.“

„Das weiß ich. Davina und ich stehen uns nicht gerade besonders nahe. Wenn ich sie frage, wird sie sofort ablehnen. Deswegen dachte ich, wenn du sie fragst…“

„Das werde ich nicht tun, Elijah. Ich werde meine Beziehung mit Davina nicht ausnutzen, nur um dir zu helfen. Tut mir leid, aber das kann ich nicht machen.“ Das war sogar die Wahrheit, so etwas könnte ich Davina nicht antun. Sie vertraute kaum jemandem, weil alle sie nur wegen ihrer Fähigkeiten benutzen wollten. Ich war die einzige, die sie noch nie so ausgenutzt hatte und dabei würde es bleiben.

Eine Sekunde musterte Elijah mich nachdenklich, doch er schien an meinem Blick zu erkennen, dass ich mich bereits entschieden hatte und meine Meinung nicht mehr ändern würde. „Also gut. Ich… muss dann wieder weiter. Wir sehen uns, Alexandra.“

Seufzend sah ich ihm hinterher, während er mit Vampirgeschwindigkeit verschwand. Er war tatsächlich nur hergekommen, um mich um einen Gefallen zu bitten. Und sobald klar war, dass ich ihm nicht helfen würde, war er wieder verschwunden. Ich wusste ja, dass seine Familie ihm wichtiger war als alles andere, aber ein Teil von mir hatte wohl immer noch gedacht, dass ich ihm ebenso wichtig war. Offensichtlich hatte sich das in den letzten Jahrhunderten jedoch geändert. Langsam fing ich an zu verstehen, wie Davina sich immer fühlen musste, wenn sie so ausgenutzt wurde, und das gefiel mir ganz und gar nicht.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt