Flashback - 20. März 2014
"Ja. Selbstverständlich ja. Ich möchte ein Leben mit dir aufbauen, da bin ich mir absolut sicher, und das ist schwer in einer Stadt, in der beinahe täglich jemand wegen etwas Übernatürlichem stirbt. Also ja, wenn du bereit bist, mit mir New Orleans zu verlassen und woanders neu anzufangen, dann bin ich dabei. Darüber muss ich nicht nachdenken."
Sofort strahlte Davina mich glücklich an und küsste mich stürmisch, bevor sie ihren Kopf entspannt auf meine Schulter legte. "Das ist das Schönste, was ich in einer langen Zeit gehört habe. Ich liebe dich, Alex."
"Und ich liebe dich. Am liebsten würde ich sofort mit dir packen und New Orleans verlassen. Aber..."
"Was aber?", fragte Davina nach und löste sich ein wenig von mir, um mir in die Augen sehen zu können.
"Ich muss nur daran denken, was bei Josh und Aiden passiert ist. Als sie die Stadt verlassen wollten..."
"Du denkst, dass uns das auch passieren könnte? Dass ich sterbe, bevor wir die Chance haben, New Orleans zu verlassen?"
Seufzend nickte ich und sah in ihre Augen. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, dieses Thema anzusprechen und jetzt schien mir die richtige Gelegenheit zu sein. "Ich würde es niemals ertragen, dich zu verlieren. Aber früher oder später werde ich das. Es sei denn, wir verhindern, dass du sterben kannst."
"Ich will kein Vampir werden, Alex", stellte Davina mit fester Stimme klar. "Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich, ganz egal, was du bist, aber das ist nichts für mich. Ich liebe meine Magie und das will ich nicht aufgeben, nicht einmal für die Unsterblichkeit."
"Das verlange ich auch gar nicht von dir", beeilte ich mich zusagen und blickte in ihre leuchtenden Augen. "Eine alte Bekannte von mir war mit ihrer Freundin in einer ziemlich ähnlichen Situation. Sie haben einen Zauber gefunden, der ihre beiden Leben verbindet. Wenn eine stirbt, sollte die Lebenskraft der anderen beide am Leben halten."
"Und das willst du für uns auch?", fragte Davina nach und lächelte mich an, bevor sie ernster wurde. "Wenn es so einfach wäre, hättest du das viel früher angesprochen. Was ist der Haken?"
"Nun ja... Bei dieser Bekannten hat das Ganze nicht besonders gut funktioniert. Sie waren unter Zeitdruck, haben sich nicht vorbereitet und konnten sich den Zauber nicht genauer ansehen. Und als eine von ihnen gestorben ist, ist auch die andere gestorben."
"Auf keinen Fall", meinte Davina sofort. "Das ist keine Lösung. Du bist quasi unsterblich und ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben aufgibst, nur für die geringe Chance, dass es bei uns anders endet als bei ihnen."
"Ich will ja auch gar nicht, dass wir genau diesen Zauber nehmen. Aber mit den richtigen Anpassungen könnte es bei uns funktionieren, davon bin ich überzeugt. Ich habe mich schon einige Zeit darüber informiert und mittlerweile bin ich mir sicher, dass es bei uns anders laufen würde. Es ist ein ähnlicher Zauber, aber er würde nur die Lebenskraft zwischen uns verteilen."
Nachdenklich musterte Davina mich und legte ihren Kopf schief. "Er verteilt also die Lebenskraft zwischen uns? Das heißt, dass du einen Teil deiner Lebenskraft aufgeben müsstest, um mich zu schützen. Was würde das für uns bedeuten?"
"Ich weiß es nicht genau", gab ich leise zu. "Aber ich weiß, was ich will. Ich will an deiner Seite sein, für den Rest meines Lebens. Und wenn das bedeutet, dass ich vielleicht anfange, wie ein Mensch zu altern, weil ich meine Unsterblichkeit damit aufgebe, ist das für mich nur ein weiterer Vorteil. Auf jeden Fall würde dieser Zauber uns beide schützen. Er würde verhindern, dass du so leicht verwundbar bist und er würde dich dennoch menschlich bleiben lassen. Du würdest deine Magie behalten können. Und ich müsste dich nicht irgendwann verlieren."
Als Davina schwieg, fügte ich leise hinzu: "Bitte, Davina. Ich bin davon überzeugt, dass das funktionieren wird. Lass mich morgen diesen Zauber holen und dann sehen wir ihn uns gemeinsam an. Wir finden heraus, welche Auswirkungen er hätte und ob wir bereit sind, diese Konsequenzen zu tragen. Aber ich weiß bereits, dass ich das will."
Einige quälende Sekunden sagte sie nichts, doch dann nickte sie leicht. "In Ordnung. Wir sehen uns diesen Zauber an."
Flashback - 22. März 2014
"Denkst du wirklich, dass es so wichtig ist, dass wir diesen Zauber jetzt sprechen?", fragte mich Davina zweifelnd, aber ich nickte nur leicht.
"Ja, das denke ich. Du hast selbst gesehen, wie Kol ausgerastet ist, als er erfahren hat, dass die Ahnen ihn verflucht haben. Er hat sich kaum noch unter Kontrolle. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich gar nicht mehr im Griff haben wird. Und wenn wir weiter hier in New Orleans bleiben werden, um ihm zu helfen, müssen wir uns schützen."
"Also gut, zeig mir den Zauber noch einmal. Ich will sichergehen, dass wir nichts übersehen."
Wortlos reichte ich Davina den Zauber und sie las ihn sich aufmerksam durch. "Und du weißt auch wirklich, worauf du dich damit einlässt? Du würdest alles für mich aufgeben", meinte Davina leise.
Ohne zu zögern trat ich einen Schritt auf sie zu und griff nach ihren Händen. "Ich gebe gar nichts auf. Ich weiß genau, worauf ich mich einlasse. Dieser Zauber wird unsere Lebenskraft verteilen. Du wirst deine Magie behalten können und zeitgleich kann dich nichts mehr umbringen, was einen gewöhnlichen Vampir auch nicht umbringen würde. Egal, was für eine Verletzung du bekommst, selbst wenn sie für einen Menschen tödlich wäre, wirst du zurückkommen. Wenn Kol dich also wirklich irgendwann angreifen sollte, bist du geschützt. Das ist mir das Wichtigste."
"Ja, aber das bedeutet auch, dass du auf so vieles verzichten musst. Du bleibst vielleicht ein Hybrid, aber du wirst wieder altern, Alex. Wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Du hast vielleicht noch siebzig oder vielleicht achtzig Jahre zu leben und dann wirst du sterben. Das ist für dich sicher keine sehr lange Zeitspanne. Ich will nur nicht, dass du diese Entscheidung irgendwann bereust."
"Das werde ich auch nicht", versprach ich ihr leise und sah in ihre Augen. "Ich lebe jetzt schon seit tausend Jahren, Davina. Ich habe alles erlebt, was ich erleben wollte. Außer ein wunderschönes, normales Leben mit der Frau zu führen, die ich liebe. Ich fände es furchtbar, wenn ich dir dabei zusehen müsste, wie du immer älter willst, während ich in diesem Körper gefangen bin. Wenn ich irgendwann zusehen müsste, wie du stirbst, und ich weiter die Ewigkeit allein vor mir habe... Das möchte ich nicht erleben. Ich will mit dir alt werden, Davina. Dieser Zauber ist perfekt für uns. Und selbst wenn du irgendwann beschließen solltest, dass du doch nicht dein Leben mit mir verbringen willst, würde ich es nicht bereuen. Ich habe lange genug gelebt, jetzt wünsche ich mir nur noch eine gewöhnliche, menschliche Lebensspanne."
EIn leichtes Lächeln bildete sich auf Davinas Lippen und sie nickte leicht. "Ich bin mir sicher, es wird nie soweit kommen, dass ich dich nicht mehr will", grinste sie leicht und atmete dann tief durch. "Also gut, du hast recht. Wir haben lange genug gewartet." Und so begann Davina, den Zauber zu sprechen, der ihr das Leben retten könnte.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...