Kapitel 29 - 12. September 2011

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Wir warteten bis nach dem Auftritt der kleinen Band, doch verloren Tim schnell aus den Augen. Irgendwann sagte Cami jedoch, dass einer der Musiker ihr eine Notiz von Tim gegeben hatte und Davina sich mit ihm in der St. Annes Church treffen sollte. Genau die Kirche, auf deren Dachboden Davina im Moment lebte. Mir war ein wenig unwohl zumute, aber Davinas glückliches Lächeln überzeugte mich, dass wir trotzdem hingehen sollten.

Vorsichtshalber wartete ich jedoch draußen, während Cami mit Davina reinging, um mit Tim zu sprechen. Ich würde aufpassen, dass sie dabei nicht gestört wurden. Und außerdem hatte ich auch keine große Lust, mir Davinas und Tims Gespräch anzuhören, wenn ich ehrlich war.

Nur wenige Minuten, nachdem Davina in der Kirche war, zeigte sich jedoch schon, dass ich den richtigen Instinkt gehabt hatte, denn mein geliebter Halbbruder tauchte auf und wollte in die Kirche gehen.

"Ich finde, das solltest du lieber sein lassen", meinte ich gelassen, während ich mich ihm in den Weg stellte. Sofort spannte er sich leicht an. Ihm gefiel es wohl nicht, wenn ich nicht tat, was er wollte. Tja, sein Pech. Er hatte seine Chance gehabt.

"Und ich finde, du solltest mir aus dem Weg gehen, bevor ich dir dein Herz rausreiße."

"Ich habe keine Angst vor dir, Niklaus." Zugegeben, das war nicht ganz die Wahrheit. Ich hatte durchaus Angst davor, dass er mich umbringen könnte. Aber so weit würde er schon nicht gehen. Hoffentlich. "Was willst du überhaupt von Davina? Sie überzeugen, für dich zu arbeiten? Das wird nicht funktionieren, sie und Marcel stehen sich zu nahe."

"Das werde ich dann schon selbst herausfinden", antwortete er. Also hatte ich recht, er wollte Davina für sich selbst nutzen.

"Ich werde nicht zulassen, dass du sie verletzt", meinte ich fest. Von drinnen hörte ich leise Geigenmusik. Anscheinend spielte Tim ihr etwas vor. Wirklich romantisch. Als ich sah, dass auch Niklaus das gehört hatte, sah ich ihn ernst an. "Gönn ihr doch wenigstens diesen einen Moment. Sie hat ihn seit acht Monaten nicht gesehen und war seitdem nicht mehr so glücklich wie jetzt. Gib ihr die paar Minuten mit ihrem Freund."

Nachdenklich musterte mein Halbbruder mich. "Deine Worte sagen das eine, dein Herzschlag etwas anderes. Ich habe das Gefühl, dass du eigentlich gar nicht willst, dass Davina diese romantische Zeit mit ihrem Freund verbringt. Lass mich rein, ich tue dir damit einen Gefallen."

Ertappt fuhr ich zusammen, wich aber nicht zur Seite. "Es ist egal, was ich eigentlich will. Ich werde es nicht bekommen. Aber Davina hat dieses Glück verdient. Lass sie in Ruhe, zumindest heute Abend."

Einige Sekunden sah Niklaus mich an, bis die Musik im Inneren der Kirche verklang und er leicht den Kopf schüttelte. "Nein, ich fürchte, das werde ich nicht tun können. Und du solltest lernen, mir in Zukunft gleich aus dem Weg zu gehen." Mit diesen Worten legte er seine Hände an meinen Hals und bevor ich reagieren konnte, brach er mir mit nur einer Handbewegung mein Genick und alles wurde schwarz.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt