Kapitel 125 - 27. November 2013

374 21 0
                                    

"Das kann doch nicht sein verdammter Ernst sein!"

Überrascht sah ich auf, als Freya mich so begrüßte und sich neben mir auf die Parkbank fallen ließ. Sie hatte mich angeschrieben, dass sie sich mit mir treffen wollte, aber ich hatte nicht erwartet, dass sie so aufgebracht sein würde.

"Was ist denn los? Hat Niklaus schon wieder etwas angestellt?", riet ich, aber Freya schüttelte zu meinem Überraschen den Kopf.

"Nein, dieses Mal ist es mein anderer Bruder. Elijah. Er dreht gerade völlig durch und ich weiß nicht, wie ich damit noch umgehen soll."

Leise seufzte ich auf und drehte mich ganz zu Freya, um sie besser anzusehen. "Elijah ist anstrengend. Er ist im Grunde ein wundervoller Mensch, aber ich weiß ebenso gut, dass auch er seine Fehler hat. Und in den letzten Jahrhunderten sind die immer schlimmer geworden, bis sein guter Kern kaum noch zu erkennen ist. Du kannst mit mir ruhig darüber reden. Was ist mit ihm los?"

"Er rastet gerade komplett aus, wegen dieser Prophezeiung über unsere Familie."

"Eine Prophezeiung?", fragte ich überrascht nach. Davon hatte ich noch gar nichts mitbekommen.

"Ja. Sie betrifft ihn, Klaus und Rebekah. Demnach werden sie alle innerhalb des nächsten Jahres sterben. Einer durch einen Freund, einer durch einen Feind, und einer durch die Familie."

"Wie poetisch", antwortete ich trocken und brachte Freya damit ein wenig zum Grinsen.

"Ich wollte sie auch erst nicht ernst nehmen, aber es scheint so, als wäre tatsächlich etwas Wahres daran. Wie auch immer, Elijah hat das ganze mehr mitgenommen als ich erwartet hätte. Er sieht überall Feinde und will sie alle umbringen, bevor sie uns verletzen können. Es ist schon fast gruselig, wie besessen er davon ist, jede Gefahr zu eliminieren."

Ich musste zugeben, das klang wirklich beunruhigend, aber andererseits überraschte mich das nicht besonders. Es war typisch für Elijah, alles zu tun, um seine Familie zu beschützen. Das hier wäre nicht das erste Mal, dass er eine falsche Entscheidung aus den richtigen Gründen treffen würde. "Und was hast du jetzt vor? Wirst du ihn aufhalten?"

"Ich habe keine Ahnung", seufzte Freya leise. "Ich habe schon versucht, mit ihm zu reden, aber er will einfach nicht auf mich hören. Er ist völlig verrückt vor Sorge, und irgendwie kann ich das auch verstehen, aber ich mache mir auch Sorgen um ihn. Kannst du nicht vielleicht mal mit ihm reden?"

"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre", antwortete ich ernst. "Wir haben uns in letzter Zeit nur gestritten, eben weil er seine Familie über alles andere stellt. Und das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, hat er verhindert, dass wir Kol zurückholen. Das habe ich ihm nicht verziehen und er hat sich dafür nicht einmal entschuldigt. Elijah ist mir jahrelang ein guter Freund gewesen, mein bester Freund sogar, aber er hat sich verändert. Wenn es sein müsste, würde er mich ohne zu zögern im Stich lassen, ebenso wie Kol, und ich glaube nicht, dass ich so jemandem noch befreundet sein möchte."

"Ja, wahrscheinlich hast du da recht." Frustriert fuhr Freya sich durch die Haare. "Er ist in letzter Zeit wirklich nicht mehr er selbst. Es ist bestimmt das Beste, wenn du dich von ihm fernhältst."

Nachdenklich musterte ich die Hexe neben mir, als mir ein Gedanke kam. "Er denkt, dass sich die Prophezeiung auch auf mich beziehen könnte, nicht wahr?", vermutete ich leise und Freya nickte als Antwort leicht.

"Ja, das tut er. Du bist ein Freund. Du bist Niklaus' Feind. Und für Elijah warst du auch Familie. Jeder Punkt der Prophezeiung könnte auf dich bezogen sein. Ich weiß, dass du so weit nicht gehen würdest, aber..."

"Elijah weiß es nicht", beendete ich ihren Satz unglücklich.

"Nein, er weiß es nicht. Er vertraut im Moment niemandem mehr."

"Hat er auch schon davon gesprochen, mich umzubringen, bevor ich eine ernsthafte Bedrohung werden kann?", fragte ich tonlos und fürchtete mich gleichzeitig vor der Antwort.

Aber statt etwas zu sagen, schwieg Freya nur, was das Ganze irgendwie nur noch schlimmer machte. Ihr Schweigen war mir Antwort genug. Mein ehemals bester Freund hatte darüber nachgedacht, mich umzubringen, und das nur, weil es eventuell sein könnte, dass ich Teil irgendeiner Prophezeiung bin, die ihm und seiner Familie gefährlich werden könnte. Ich hatte ja gewusst, dass ihm seine Geschwister wichtiger waren als alles andere, aber noch nie war mir das so deutlich vor Augen geführt worden.

"Du kannst ihm ausrichten, dass er sich entspannen kann", flüsterte ich leise. "Ich bin nicht sein Feind, aber sein Freund bin ich auch nicht mehr. Und ganz sicher werde ich niemals ein Teil seiner Familie sein."

Mit diesen Worten stand ich auf und ging nach Hause, ohne auch nur ein einziges Mal zurückzublicken. Ich hatte genug. Jahrhundertelang hatte ich versucht, die Mikaelsons zu finden, aber keiner von ihnen hatte wirklich Interesse daran, mich in sein Leben zu lassen. Ich wusste, wann ich nicht mehr erwünscht war. Von nun an würde ich mich aus ihrem Leben so weit heraushalten wie nur irgendwie möglich.

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt