Tatsächlich war das auch genau das, was ich getan hatte. Okay, zugegeben, ich hatte mir keine eigene Wohnung gesucht, aber ich war zu Davina gezogen. Seit sie sich von den Hexen losgesagt hatte, lebte sie eh allein und suchte einen Mitbewohner und da hatte ich mich natürlich nur zu gerne freiwillig gemeldet. Jetzt gerade saßen wir beim Frühstück und ich musterte Davina nachdenklich. Sie war heute irgendwie schweigsamer als sonst. Wenn ich darüber nachdachte, war sie schon seit gestern Abend so.
"Ist alles in Ordnung?", fragte ich also leise und sie zuckte schon bei dem Klang meiner Stimme leicht zusammen.
"Was? Äh... Ja, alles bestens."
Misstrauisch zog ich die Augen zusammen. Wir waren jetzt schon seit einer ganzen Weile zusammen, zumindest kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Ich merkte es doch, wenn sie log, und das wusste sie.
"Was ist los, Davina?", fragte ich noch einmal. "Ich weiß doch, dass irgendetwas nicht stimmt. Und ich mache mir Sorgen. Stimmt irgendetwas mit Mikael nicht? Oder geht es um den Zauber, an dem du arbeitest?"
"Nein, es ist alles gut." Ich musterte sie nur weiter, bis sie irgendwann leise aufseufzte. "Also schön, du kennst mich einfach viel zu gut. Wir haben doch vor ein paar Wochen diesen Typen getroffen, von dem du dachtest, dass er ein Hexer sein könnte. Sein Name ist Kaleb. Er ist mir seitdem öfter über den Weg gelaufen und irgendwann haben wir Nummern ausgetauscht. Wir haben uns für morgen verabredet und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen."
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. "Ein schlechtes Gewissen? Wieso?"
"Ich glaube, dass er mehr von mir will als nur Freundschaft. Ich habe ihm gesagt, dass ich mit dir zusammen bin, aber er flirtet trotzdem noch mit mir. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er unser Treffen eher als Date sieht und das ist dir gegenüber doch total ungerecht... Ach, weißt du was, vergiss es einfach. Ich sage ihm ab. Tut mir leid, dass ich überhaupt solange damit gewartet habe."
Grinsend stützte ich meinen Kopf auf meine Hand und sah Davina liebevoll an, bis sie mich mit einem leisen "Was ist?" aus den Gedanken riss.
"Nichts, du bist nur wirklich süß, wenn du so unsicher bist. Irgendwie ist das mal eine schöne Abwechslung."
"Schön, dass dich das amüsiert", schnaubte Davina, konnte sich aber ein leichtes Grinsen auch nicht verkneifen.
"Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich eifersüchtig werden könnte", meinte ich dann sanft. "Ich vertraue dir und wenn du sagst, dass er nur ein Freund für dich ist, dann glaube ich dir das. Völlig egal, was er vielleicht von dir will. Es ist nur wichtig, was du willst. Und wenn er dich in eine unangenehme Situation bringt, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass er dich zukünftig in Ruhe lässt. Aber sag das Treffen nicht ab, nicht wegen mir. Seit du deinen Zirkel verlassen hast, hast du keinen Kontakt mehr zu anderen Hexen und ich weiß, dass dir das fehlt. Vielleicht kann Kaleb ja diese Lücke füllen."
Kurz zögerte Davina, nickte dann aber leicht und ihr Lächeln bestätigte mich darin, dass ich genau das Richtige gesagt hatte. Und dieser Kaleb würde es sicher nicht lange durchhalten, vergebens mit ihr zu flirten. Es gefiel mir zwar nicht, dass er es überhaupt versuchte, obwohl er wusste, dass sie mit mir zusammen war, aber spätestens wenn ich ihn zum ersten Mal richtig traf, würde ich schon dafür sorgen, dass er das in Zukunft lässt.
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...