Kapitel 110 - 15. Februar 2013

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Ich würde gerne sagen, dass Eva Sinclair sich geirrt hatte. Dass tatsächlich jemand unser Verschwinden bemerkte - Elijah oder Marcel vielleicht -, aber leider war das nicht der Fall. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Raum mit einem Dutzend bewusstloser Kinder und Jugendlicher, darunter Davina. Ich hatte alles versucht, um sie zu wecken, aber ich hatte keine Chance. Und ich selbst konnte den Raum nicht verlassen. Auch das hatte ich oft genug versucht. Stattdessen konnte ich nur neben Davinas Körper hocken, abwarten, und hoffen, dass irgendjemand uns suchen würde. Und dabei versuchen, meinen immer wachsenden Hunger zu ignorieren. Mittlerweile war es mehr als zwei Wochen her, seit ich etwas getrunken hatte, und meine Haut wurde langsam schon grau, aber ich traute mich nicht, von einem der Kinder etwas zu trinken. Ich wusste nicht, was eine Verletzung in diesem Zustand mit ihnen tun würde. Also blieb ich nur reglos neben Davina sitzen und versuchte, meine letzten Kräfte zu schonen, während ich vergeblich auf Hilfe wartete.

Bis irgendwann tatsächlich jemand zu uns kam. Nur leider war es weder Marcel noch Elijah, sondern Eva, gefolgt von Vincent, dem Hexer, in dessen Körper Finn so lange war. Die beiden arbeiteten also zusammen? Na wunderbar. Wie wohl meine Chancen standen, in diesem geschwächten Zustand zwei mächtige Hexer zu überwältigen? Vermutlich nicht sehr groß, aber eine Wahl hatte ich nicht wirklich.

Gerade als ich aufspringen wollte, um Eva anzugreifen, nahm Vincent ein schweres Metallrohr vom Boden und schlug damit die Hexe vor ihm k.o. Er arbeitete also doch nicht mit ihr zusammen? Ich stieg da nicht mehr durch, aber mir sollte es egal sein, solange er uns half.

"Auf wessen Seite bist du?", flüsterte ich leise und Vincent schien erst jetzt zu bemerken, dass ich noch bei Bewusstsein war.

"Ich bin auf der Seite, auf der keine unschuldigen Kinder ermordet werden", antwortete er mir leise und musterte mich genau. "Du bist Alexandra, nicht wahr? Marcel hat mir von dir erzählt. Er hat gesagt, es könnte gut sein, dass wir dich bei Davina finden."

"Ah, Marcel hat also doch nach uns gesucht? Wie beruhigend", meinte ich spöttisch. Dann stieg mir jedoch ein Geruch in die Nase, bei dem sofort die Adern unter meinen Augen sichtbar wurden. Blut. Und nicht nur das von Eva, sondern auch das von jedem der Kinder im Zimmer. Davina eingeschlossen. Die Wunde, die Vincent an Evas Stirn hinterlassen hatte, war jetzt auch auf all ihren Köpfen zu sehen. "Was hat das zu bedeuten?", fragte ich Vincent beunruhigt.

"Anscheinend sind sie mit Eva verbunden", antwortete dieser leise und ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht von meinem Hunger überwältigen zu lassen.

"Worauf wartest du dann noch? Ruf Marcel an, oder mit wem auch immer du sonst zusammenarbeitest. Wir müssen diese Verbindung auflösen und das so schnell wie möglich."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt