Ich konnte die Musik schon von Weitem hören, als Davina und ich auf die Bar zugingen, in der Lucien sich gerade aufhielt. "Bist du dir wirklich sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte ich meine Freundin noch einmal, aber sie nickte nur konzentriert, bevor sie die Tür aufstieß. Mit einer einzigen Handbewegung ließ sie jeden einzelnen in der Bar einschlafen, außer Lucien selbstverständlich.
Der sah sich kurz verwirrt um, bis er uns in der Tür entdeckte und uns grinsend musterte. "Ah, sieht so aus, als hätte ich Besuch gekommen. Gerade als ich Hunger bekommen habe."
"Mach dir gar nicht erst die Mühe", antwortete Davina gelassen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Es beeindruckte mich wirklich jedes Mal wieder, wie tough sie war. "Ich habe einen Bannzauber über die Bar gesprochen, du kommst erst hier raus, wenn ich das beschließe."
"Was für eine clevere kleine Hexe du doch bist", meinte Lucien und sah kurz zu mir, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Davina zuwandte. "Lasst mich raten, ihr seid hier, um eurer kleinen Freundin zu helfen. Wie hieß sie noch gleich? Charlotte?"
"Du wirst uns sagen, wie wir Cami retten können. Oder ich zünde diese Bar an, während du noch in ihr bist."
Aber Lucien lachte nur, während er auf uns zuging. "Ihr habt euch das ja richtig gut durchdacht. Nur habt ihr dabei leider etwas vergessen: Ich arbeite nicht allein. Die Ahnen unterstützen mich, insbesondere vor Zaubern von Hexen, die sich für besonders stark halten." Mit diesen Worten übertrat er problemlos die Türschwelle. Unwillkürlich wichen wir einen Schritt vor ihm zurück, blieben dann aber stehen, als wir das bemerkten. Wenn Davinas Magie bei ihm nicht wirkte und ein einziger Biss von ihm mich umbringen könnte, wäre es kein Problem für ihn, uns beide innerhalb von Sekunden zu töten. Wegzulaufen brachte uns jetzt auch nichts mehr, also konnten wir zumindest unsere Würde behalten und keinen sinnlosen Fluchtversuch unternehmen. Vielleicht hätten wir doch nicht herkommen sollen.
"Ihr seid mutig, das muss man euch lassen", bemerkte Lucien und blieb dann kurz vor uns stehen. "Ich glaube, ich werde euch doch nicht töten. Dein Tod, Davina, ist eh jemand anderem vorherbestimmt und ich bin mir sicher, dass es für Alex viel schlimmer ist, hilflos dabei zuzusehen, wie du stirbst."
"Was soll das bedeuten?", fragte ich und war erleichtert, dass meine Stimme dabei nicht zitterte. "Wem ist Davinas Tod vorherbestimmt?"
"Oh, ich bin mir sicher, dass ihr das schon längst wisst. Euer Urvampirfreund ist bestimmt aus einem Grund nicht mit euch gekommen. Früher oder später wird Kol tun, was die Ahnen von ihm verlangen."
Ich unterdrückte ein Seufzen, ließ mir aber nichts anmerken. Wir hatten schon vermutet, dass die Ahnen Kol nur dazu bringen wollten, Davina umzubringen, aber ich hatte dennoch gehofft, dass wir damit falsch lagen. Selbst wenn wir New Orleans verlassen würden, würde Kol uns sicher folgen, er könnte gar nicht anders. Oder die Ahnen würden das erst gar nicht so weit kommen lassen.
"Wir sind nur hier, um herauszufinden, wie wir Cami retten können. Was ist das Gegengift für deinen Biss?", fragte Davina mit fester Stimme, woraufhin Lucien leise auflachte.
"Ihr habt wirklich Mut. Ihr gebt wahrscheinlich nie auf, oder? Also gut, ich fühle mich heute wirklich großzügig, also werde ich eure Frage beantworten: Es gibt kein Gegenmittel. Mein Gift besteht aus dem Gift aller großen Werwolfrudel und dagegen gibt es kein Gegengift. Es gibt keinen Schutz vor mir. Eure Freundin wird sterben. Und ihr solltet jetzt auch gehen, wenn ihr noch ein paar Stunden länger leben wollt."
Ich öffnete schon meinen Mund, um etwas zu sagen, spürte dann aber, wie Davina ihre Hand auf meinen Oberarm legte und blieb stumm. "Lass uns gehen", flüsterte meine Freundin leise und zog mich dann von Lucien weg. "Wir sollten zu Cami gehen. Wir müssen uns verabschieden."
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Die Wölfin - The Originals FF
Fanfiction• Beendet • Eigentlich war ich ein ganz normales Kind in unserem Dorf. Jeden Monat bei Vollmond verwandelte ich mich in ein gefährliches Raubtier, einen Wolf, aber das war bei uns nichts Außergewöhnliches. Die Verwandlungen waren schmerzhaft, aber m...