Kapitel 104 - 19. Dezember 2012

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Ein paar Tage. Ich wollte nur ein paar Tage bleiben, aber mittlerweile war ich schon über einen Monat hier und es würde sich auch wohl nichts so schnell daran ändern. Ich besuchte Davina regelmäßig und sie hatte mir mehrfach versichert, dass das für sie kein Problem war. Tatsächlich verbrachte sie all ihre freie Zeit damit, weiter mit Kol an dem Dolch zu arbeiten und seit ich nicht mehr da war, um sie abzulenken, machten sie sogar Fortschritte damit. Ich vermisste meine Freundin, aber ich wusste, dass ich hier mehr gebraucht wurde. Elijah hatte immer wieder Aussetzer, sobald er auch nur ein wenig Dreck auf seiner Kleidung bemerkte. Und in diesen Momenten konnte er niemanden mehr wahrnehmen. Er hatte schon häufiger Cami bedroht, weil sie in seiner Vorstellung jemand anderes war und nur ich hatte ihn da rausholen können. Niemand wusste, dass ich hier war. Und mit niemand meinte ich vor allem, dass nicht einmal Niklaus davon wusste. Ich hatte Elijah versucht, davon zu überzeugen, dass er unserem Bruder erzählte, dass ich Bescheid wusste, aber er hatte sich geweigert. Er war der Meinung, dass Niklaus sich nur aufregen würde, weil er mir nicht genug vertraute. Und es war einfacher, es geheimzuhalten, dass ich hier war, als ihn davon zu überzeugen, dass ich Hope nichts Böses wollte. Einen wirklich tollen Bruder hatte ich da.

Aus genau diesem Grund versuchte ich auch jetzt gerade, so geräuschlos wie möglich abzuwaschen, während Elijah neben mir mit Niklaus telefonierte. Ich hörte nur am Rande zu, bis ich etwas hörte, bei dem mir alle Teller aus der Hand fielen. Niklaus erzählte gerade seelenruhig, dass Hayley ihrem Werwolf-Verlobten all ihre Geheimnisse erzählen würde, um irgendwelche vorhochzeitlichen Rituale durchführen zu können. Und für meinen ach so paranoiden Halbbruder war das anscheinend kein Problem.

"Was war das?", fragte Niklaus, der das Geräusch der zerbrechenden Teller gehört haben musste. Ich ignorierte das ebenso wie die Scherben auf dem Boden und stürmte aufgebracht aus dem Zimmer, bevor ich noch etwas Dummes tat und Niklaus mich bemerkte. Wie erwartet folgte Elijah mir nur wenige Sekunden später.

"Alexandra? Was ist denn los, wo willst du hin?"

"Was ist los ist?", wiederholte ich fassungslos. "Mein Bruder vertraut mir nicht, das ist los. Wenn ich auch nur andeute, dass ich hinter euer großes Geheimnis kommen könnte, sagt er mir, dass er mich dann umbringen müsste. Unseren Vater hat er sogar genau deswegen getötet. Und keine sechs Wochen später ist irgendsoein dahergelaufener Werwolf gut genug, um alles zu erfahren?"

"Na ja, es ist etwas komplizierter als das. Jackson und Hayley müssen heiraten, um die Werwölfe von den Hexen zu befreien und-"

"Das interessiert mich nicht, Elijah", unterbrach ich ihn wütend. "Mich interessiert nur, dass ich seit mehr als einem Monat alles für Hope tue, mein ganzes Leben für sie aufgegeben habe, und ich meinem Bruder nicht einmal davon erzählen kann, weil er mich dann umbringen würde. Und dann kommt irgendein Werwolf daher, der nichts mit eurer Familie zu tun hat und wird in alles eingeweiht. Wieso hat er es verdient und ich nicht? Und fang jetzt nicht wieder an, Niklaus damit zu verteidigen, dass er nur Hope beschützen will. Denn ich habe in den letzten Wochen mehr als genug bewiesen, dass ich genau das auch will."

"Ich werde Niklaus nicht verteidigen", antwortete Elijah zu meiner Überraschung leise. "Es ist nicht richtig, dass er dir nicht vertraut. Wenn es dir so wichtig ist, dann rufe ich ihn an und erkläre ihm, was du alles für uns getan hast. Vielleicht irre ich mich ja und er wird dir doch vertrauen."

"Nein, das Risiko will ich nicht eingehen", murmelte ich und seufzte leise auf. "Wir machen einfach so weiter wie bisher, ja? Er wird das schon noch früh genug herausfinden. Und ich will nicht so enden wie mein Vater."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt