Kapitel 30 - 12. September 2011

1.4K 60 1
                                    

Als ich wieder zu mir kam, richtete ich mich sofort auf und lief in die Kirche. Keine Ahnung, wie lange ich weg gewesen war, aber es war lange genug für Niklaus, um Schaden anzurichten. Ich betrat die Kirche und blieb sofort schockiert stehen. Nein, das konnte nicht sein Ernst sein. Niklaus half Tim gerade wieder aufzustehen, zweifellos, nachdem er selbst versucht hatte, ihn umzubringen. Er sah ihm tief in die Augen und manipulierte ihn, das alles zu vergessen. Nicht nur, was geschehen war, sondern auch dass er Davina wiedergetroffen hatte. Davina war natürlich entsetzt, aber mein Bruder meinte nur, dass es das Sicherste für Tim wäre, sie zu vergessen. Grinsend drehte er sich um und verließ die Kirche, jedoch nicht, ohne mir vorher zuzuzwinkern und "Gerngeschehen" zu flüstern. Tim lief ihm verwirrt hinterher und ließ mich so allein mit Davina zurück.

"Was ist passiert?", fragte ich sie vorsichtig und sie sah ruckartig zu mir. Ihr Lächeln, das sie bisher den ganzen Abend über hatte, war vollkommen verschwunden. So hatte diese Nacht nicht enden sollen.

"Wusstest du es?", fragte sie, ohne mir zu antworten. "Wusstest du, dass Klaus hier sein würde?"

"Nein, natürlich nicht!", antwortete ich sofort und ging ein wenig auf Davina zu. "Er ist vielleicht mein Halbbruder, aber wir verstehen uns nicht gerade gut. Wahrscheinlich würde er mich am liebsten tot sehen. Und ganz sicher würde er mich nie in seine Pläne einweihen."

"Und wenn du es gewusst hättest? Hättest du ihn aufgehalten?"

Unwillkürlich zuckte ich ein wenig zusammen. Ihre Stimme klang so kühl und abweisend. Als hätte sie jegliches Vertrauen in mich verloren. Was hatte Niklaus nur zu ihr gesagt? "Selbstverständlich hätte ich das versucht", flüsterte ich ehrlich. "Ich habe ihn vor der Kirche getroffen, habe versucht, ihn aufzuhalten. Er hat mir das Genick gebrochen. Ich wusste nicht, dass er etwas geplant hat, das musst du mir glauben, Davina."

Einige Sekunden sah sie mich schweigend an, bis sie den Blick senkte und eine kaputte Geige vom Boden hochhob. Tims Geige. "Er hat gesagt, dass ich niemandem vertrauen kann. Dass selbst Marcel mich nur hier gefangen hält, weil er mich ausnutzen will. Dass niemand, der freundlich zu mir ist, das tut, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Was ist, wenn er recht hat?"

"Niklaus hatte noch nie mit irgendetwas recht", lächelte ich leicht, ging dann aber näher auf sie zu, um ihr ernst in die Augen zu sehen. "Ich kann nicht für Marcel sprechen oder irgendwen sonst. Aber ich kann für mich selbst sprechen. Ich mag dich, Davina, und das völlig ohne Gegenleistung. Ich habe dich kennengelernt, weil du mir helfen solltest, ja, aber das ist nicht der Grund, wieso ich immer wiedergekommen bin. Ich brauche deine Hilfe nicht, ich bin nicht darauf angewiesen. Wenn du niemals wieder irgendeinen Zauber für mich sprechen würdest, wäre das kein Problem. Es würde nichts daran ändern, dass ich gerne bei dir bin. Ich werde dich niemals ausnutzen, das verspreche ich dir."

Davina musterte mich einige Zeit nachdenklich, fing dann aber an, leicht zu lächeln und nickte mir zu. "Danke, Alex. Das bedeutet mir viel."

Ich wollte noch etwas sagen, hörte dann aber Schritte von draußen. "Sieht so aus, als würde Marcel gerade kommen. Ich sollte von hier verschwinden, bevor er denkt, ich hätte etwas damit zu tun. Wir sehen uns, Davina."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt