Kapitel 107 - 6. Januar 2013

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Ich brauchte nicht lange, um Davina zu finden. Als ich bemerkte, dass sie nicht in unserer Wohnung war, blieben nicht viele Orte übrig und tatsächlich fand ich sie auf dem Friedhof in der Gruft, in der sie mit Kol an dem Dolch arbeitete. Ich hörte ihre Stimmen schon von weitem.

"Und, weißt du schon, mit wem du auf die Hochzeit gehst?", fragte Davina Kol gerade.

"Nein, ich schätze, ich gehe alleine. Ich bin eh eher der Einzelgänger", antwortete dieser leise. "Was ist mit dir? Kommt Alexandra mal wieder her?"

"Nein, ich schätze nicht. Was auch immer sie zu tun hat, es ist wichtig. Und ich will sie nicht davon abhalten. Also habe ich ihr nichts von der Hochzeit erzählt, dann fühlt sie sich zumindest nicht schlecht, dass sie mich nicht begleiten kann."

"Das ist wirklich süß von dir", bemerkte ich grinsend, während ich zu ihnen in die Gruft ging. "Aber nicht nötig. Ich habe von der Hochzeit gehört und siehe da, hier bin ich."

Sofort drehte sich Davina zu mir um und fing bei meinem Anblick an zu strahlen. "Du bist wieder da!", rief sie überglücklich, bevor sie auf mich zurannte und die Arme um mich schlang. Ohne zu zögern legte ich meine Arme um sie und drückte sie fest an mich. Ich hatte sie so vermisst.

"Natürlich bin ich wieder da, ich kann meine Freundin doch nicht einfach ohne Begleitung zu einer Hochzeit gehen lassen", meinte ich grinsend.

"Ich lass euch beide dann mal alleine", murmelte Kol kaum hörbar und verschwand dann, um uns beiden etwas Privatsphäre zu gönnen. Irgendwie war es merkwürdig, dass er so zurückhaltend war, aber damit konnte ich mich auch später noch beschäftigen.

Langsam löste sich Davina wieder von mir und sah vorsichtig, fast schon nervös zu mir auf. "Wie lange bleibst du dieses Mal?"

"Für immer", antwortete ich leise und lächelte sie sanft an. "Ich bin wieder da und zwar ganz. Ich gehe nicht wieder weg, versprochen."

Sofort fing Davina an zu grinsen und ich musste auch lächeln. "Das heißt, du bleibst wirklich?"

"Ja, ich bleibe bei dir. Und ich schätze, ich kann dir jetzt auch endlich sagen, was ich die letzten Wochen gemacht habe."

Ich wollte keine Geheimnisse mehr vor ihr haben und spätestens heute Abend würde eh jeder auf der Hochzeit erfahren, dass Hope noch am Leben war.

"... Und nach Finns Angriff haben wir dann beschlossen, dass Hope wieder nach Hause kommen sollte", beendete ich meine Erzählung einige Minuten später. Wir hatten uns mittlerweile auf das kleine Sofa gesetzt und ich spielte gedankenverloren mit Davinas Haaren.

"Wow, du hast wirklich viel erlebt, das muss ich zugeben. Jetzt verstehe ich auch, wieso du mir so lange nicht gesagt hast, was los ist. Ich an deiner Stelle hätte es nicht anders gemacht."

"Wirklich?", fragte ich überrascht nach. "Ich dachte, du wärst vielleicht enttäuscht, dass ich dir das nicht früher anvertraut habe. Das liegt nicht daran, dass ich dir nicht vertraut habe, sondern..."

"...daran, dass du mich beschützen wolltest, ich weiß", unterbrach Davina mich lächelnd. "Wenn Klaus rausgefunden hätte, dass ich Bescheid weiß, hätte er mich mit Sicherheit umbringen wollen. Mach dir keine Sorgen, du hast das Richtige gemacht und ich verstehe das. Ich bin nur froh, dass du endlich wieder bei mir bist."

"Glaub mir, das bin ich auch." Erleichtert atmete ich auf und sah mich in der Gruft um, bis mein Blick auf den Dolch fiel. Der mittlerweile komplett aus Gold war. "Sieht ganz so aus, als wärt Kol und du ebenso erfolgreich gewesen. Ihr habt es tatsächlich geschafft?"

"Ja, das haben wir. Wir haben den Zauber heute beendet", antwortete Davina stolz und seufzte dann leise. "Aber ich werde ihn nicht benutzen."

"Wirst du nicht?", wiederholte ich überrascht. "Aber du hast so lange dafür gekämpft, um eine Waffe gegen Niklaus zu finden. Was hat deine Meinung geändert?"

"Die Frage ist viel eher, wer meine Meinung geändert hat. Ich finde immer noch, dass Klaus es verdient hat, ein paar Jahrhunderte unschädlich gemacht zu werden, für all das, was er uns angetan hat. Aber seine Tochter hat es nicht verdient, ohne Vater aufwachsen zu müssen. Ich werde den Dolch behalten, als Schutz vor Klaus, aber ich habe nicht vor, ihn noch zu benutzen, wenn es nicht absolut notwendig ist."

Verliebt sah ich in Davinas Augen und küsste sie dann zärtlich. Sie bewies so viel Stärke, dass sie ihre Rache aufgab, nur um einem fremden Kind eine glückliche Kindheit zu ermöglichen. "Du bist wirklich zu gut für diese Welt. Ich liebe dich, Davina Claire."

Die Wölfin - The Originals FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt