„Ich kaufe die Schlossallee!" Die Begeisterung, die in Inas Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. Ich griff nach den Würfeln und ließ sie in meine Hand gleiten, ehe ich einmal hinauf hauchte und dann auf das Spielfeld plumpsen ließ. „Na super Ereigniskarte", stöhnte ich. Bei meinem Glück... „Na super, ich muss mal wieder ins Gefängnis." „Mama Fängnis?" Espie schaute mich mit großen Augen besorgt an. Ich war mir zwar sicher, dass sie nicht einmal ahnte, was das bedeutete, aber scheinbar hatte mein Tonfall schon genügt, um sie zu beunruhigen. Ich musste schlucken, denn in meinem früheren Leben hatte ich wohl mehr Glück als Verstand gehabt, dass es nie soweit gekommen war.„Jetzt hab dich nicht so!" Der Typ vor mir hatte seine Hand hart um meinen Kiefer gelegt und mein Gesicht zu sich gedreht. „Wenn du schön artig die Pillen vertickst, dann fallen auch zwei, drei für dich ab." Ich schloss kurz meine Augen, weil ich das Gefühl hatte, mein Kiefer lief gleich blau an. „Also, was ist!" Soweit ich überhaupt konnte, bewegte ich meinen Kopf ein wenig zu einem Nicken. „Na geht doch!" Der Idiot ließ mich los und ich schluckte. „Heute sind viele verwöhnte Teenies da, denen Papa und Mama genug Knete mitgegeben haben. Du weißt, was mein Preis für die Pillen ist, wenn du mehr bekommst, habe ich auch kein Problem damit. Ist schließlich guter Stoff." Wieder nickte ich und setzte ein dankbares Lächeln auf, das ich aber nicht wirklich meinte. Nein, mir war alles andere als wohl dabei nach vorne in den Club zu gehen und irgendwelchen gerade einmal Volljährigen das Scheißzeug unterzujubeln......aber ich brauchte das Geld und das Scheißzeug um überhaupt die Tage zu überstehen. So what! Ich verdrängte mein schlechtes Gewissen und machte mich auf den Weg. Was blieb mir auch anderes übrig? Mir war klar, dass das illegal war und ich garantiert im Knast landete, wenn ich hier aufflog. Aber es war immer noch angenehmer als für irgendeinen schmierigen Kerl die Beine breit zu machen.....auch wenn mir das trotzdem nicht erspart blieb....aber auch das machten die Pillen leichter. Ich schob mich durch die Menge und verschaffte mir einen Überblick. Die grölenden männlichen Teenies waren mit Sicherheit ein gutes Ziel. Ich schob mich also in ihre Richtung...... „So....sorry!" Eine kleine Blondine lächelte mich entschuldigend an, weil sie mich touchiert hatte. Wie alt mochte sie sein? Vielleicht gerade achtzehn, sonst wäre sie hier ja nicht hineingekommen. Es sein denn sie hatte den Ausweis gefälscht. Ihre knappen Klamotten ließen sie ziemlich aufreizend wirken. Die Konkurrenz wuchs schnell nach, musste ich mir mit meinen 34 Jahren eingestehen. Und viel schlimmer, sie machten es auch noch für ein Glas Cola und versauten uns das Geschäft. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Sie musste ungefähr das Alter von meiner Carmen haben. Ich schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, dass sie nicht so war, ehe ich mich weiter zu der Jungsgruppe schob. „Hallo, Süße! Hast du Bock mit uns zu feiern? Er hat heute Geburtstag und wird neunzehn", wurde ich auch gleich vom Gruppengroßmaul angesprochen. „Das bedeutet heute geht's richtig ab. Lust auf fun?" Na das lief ja wie geschmiert. Ich nickte und setzte mein gewinnendstes Lächeln auf. Mein Pillen waren schon so gut wie verkauft. Da war ich mir sicher.....
Nein, Gefängnis wäre für mich heute eine echte Katastrophe. Das könnte ich meiner Espie niemals antun. Trotzdem stellte sich mir die Frage, ob es mir damals nicht vielleicht schon früher auf meinen Weg zurück geholfen hätte oder ob ich dann richtig abgestürzt wäre.....obwohl, das hatte ich ja auch ohne Gefängnis geschafft.
„Du musst Miete zahlen", Ina hielt ihre Hand auffordernd ihrer Schwester hin. Die kleine Natascha verzog ihr Gesicht. „Ich habe aber nicht mehr genug Geld." „Dann musst du mir halt eine von deinen Straßen geben." Wieder verzog Natascha ihr Gesicht und fummelte an ihren Karten herum. „Können wir nicht aufhören? Das macht überhaupt keinen Spaß und außerdem bin ich müde." Um das ganze zu unterstreichen, gähnte sie herzzerreißend. Espie war auf meinem Arm auch schon eingeschlafen. „Nein, wir spielen das noch zu Ende. Wenn man eine Firma hat, kann man ja auch nicht einfach sagen, ich habe keine Lust mehr, weil es mal eng wird." Boah, genau so ein dämlicher Spruch hätte auch von meiner Mutter stammen können. Deshalb hatte ich das Spiel früher immer gehasst. Obwohl, meinen Mutter hätte eher mit der Wichtigkeit der kindlichen wirtschaftlichen Früherziehung argumentiert. „Es ist schließlich wichtig, dass man schonfrühzeitig lernt wie die Wirtschaft funktioniert." Ich schaute mit aufgerissenen Augen zu Ina. War das die Reinkarnation? „Also mir reicht es auch", schnaubte Luca und erntete einen dankbaren Blick von der Kleinen. „Das wundert mich nicht wirklich", kam es schnippisch von Ina. Musste ich das jetzt verstehen? „Es ist doch alles gut. Du wirst hiermit zum Sieger erklärt, Pepincito." Linus legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Wieder tauchte diese gesunde Gesichtsfarbe auf. „Wir sollten nach Hause, damit Natascha ins Bett kommt." Nee, so hatten wir nicht gewettet. Ich brauchte noch etwas Freiraum für Luca und Linus. „Ihr könnt doch hier schlafen. Jetzt um die Uhrzeit nach Düsseldorf zu fahren ist doch blöd." Luca schaute mich überrascht an. So wie sein Gesichtsausdruck ausfiel, aber positiv überrascht. „Natascha kann bei Espie im Zimmer schlafen. Da habe ich ein Gästebett." „Und ihr bekommt mein Zimmer und ich haue mich zu Genia auf das Sofa." Linus begann sofort breit zu grinsen. Wenn der gleich wieder mit den Augenbrauen wackelte, bekam er von mir aber eine Antwort. „Coole Idee. Ich habe jetzt auch keinen Bock zwischen den ganzen angetüterten durch die Gegend zu kurven. Da bleiben wir lieber hier in Sicherheit. Dann können wir auch noch ein bisschen quatschen und in zwei Stunden schön zusammen anstoßen." Bei den Worten Sicherheit war in Inas Gesicht etwas vor sich gegangen. Scheinbar war sie ein ziemlich ängstlicher Typ, denn sie nickte ziemlich schnell. „Na supi, und morgen gibt es dann noch ein richtig schönes Frühstück nach Goretzka Art." Luca sprang auf und schnappte sich Espie von meinem Arm, die selig weiterschlief. „Na dann ab ins Bett." Linus war auch aufgesprungen und gab Natascha ein Zeichen mitzukommen. Okay, das war dann erst einmal die Zeit für die beiden Jungs ungestört zu reden. Aber was machte ich die ganze Zeit über mit Ina? Irgendwie hatte ich keinen wirklichen Zugang zu ihr, geschweige denn ein gemeinsames Thema. Nachdenklich sammelte ich das Spiel ein. Vielleicht fiel mir ja doch noch etwas ein, über das ich mit ihr reden konnte....
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
Lãng mạnGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...