Kapitel 40

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„Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du so einer Zecke nicht trauen kannst......und dann noch bei dieser Abstammung", hörte ich Leon schimpfen als ich wieder die Küche betrat. Nein, ich war nicht gleich in die Kita geflohen, um meine Tochter heute überraschenderweise zu einem Mittagskind zu machen. „Krapfen, das ist doch Blödsinn!", mischte sich Lisa ein und legte ihren Arm um ihren Sohn. So wie er aussah, konnte er den Trost auch gut gebrauchen. „Das ist überhaupt kein Blödsinn", meckerte Leon wieder weiter. „Bei der Herkunft ist es ja vielleicht auch besser, wenn die sich nicht vermehrt. Die würde ja glatt deine guten Goretzka-Gene versauen und dann hast du ein Döner werfendes, wildpinkelndes Kind." „Leon!" „Papa!", erscholl es zweistimmig und sowohl seine Tochter als auch seine Frau schauten ihn empört an. Mein Blick ging zu Luca, der wie ein geprügelter Hund aussah. Ich hatte zwar keine Ahnung worum es genau gerade ging, aber scheinbar wohl um die Fortpflanzung von Luca und seiner Ex. Wahrscheinlich wollte er also ein Kind und sie nicht, schlussfolgerte ich. Okay, in dem Alter war das ja nun wirklich noch kein Beinbruch, wenn das Mädel noch warten wollte. Irgendwie wunderte mich das schon, dass Luca deshalb Schluss gemacht haben sollte. Die Entscheidung konnte sich ja noch ändern. Plötzlich fiel mir das Gespräch von ihm und Linus an Neujahr ein, das ich belauscht hatte. Hatte er nicht von einer Rechnung erzählte? Vielleicht hatte sich seine Ex ja ohne sein Wissen sterilisieren lassen? Leon hatte doch gerade gesagt, es war gut, wenn sie sich nicht vermehrte. Ja, so musste es sein. Und das war dann der Grund für Luca keine Zukunft in der Partnerschaft zu sehen. Okay, das war schon ziemlich heftig. Eigentlich sollte es doch um die Beziehung von den beiden gehen und nicht darum, ob es ein Kind gab oder nicht......aber andererseits war Luca auch ziemlich kinderlieb.... Egal, ich würde da noch einmal nachhaken, aber garantiert nicht jetzt, wo er von seiner Familie in die Zange genommen wurde. „Und du hast mir kein Wort gesagt!" Lucy hatte mich entdeckt und kam mit entschlossenen Schritten auf mich zu. „Das hätte ich echt nicht von dir erwartet." Sie tippte sauer mit ihrem Zeigefinger auf meine Brust. „Du.....du solltest doch wohl gerade wissen, wie wichtig es in so einer Situation ist, dass einem geholfen wird." Ihre Augen funkelten mich sauer an. „Genau deshalb hat Genia mir auch die Möglichkeit gegeben, mich erst einmal zu sammeln und hier zu wohnen", verteidigte mich Luca, ehe ich überhaupt meinen Mund öffnen konnte. „Und jetzt hör auf hier den Racheengel zu spielen, Dodo! Wenn du jemanden zusammenstauchen willst, dann komm zu mir." „Boah nee!", stöhnte Leon und fuhr sich durch seine kurzen Haare. „Jetzt sag nicht, das die abgehalfterte Asphaltschwalbe deine neueste Eroberung ist." „Papa!", kam es diesmal zweistimmig.„Leon!" Lisa schüttelte empört ihren Kopf Und schaute dann entschuldigend zu mir. „Er meint das nicht so, aber manchmal, wenn er in Rage ist, ist er ein ziemlicher Hohlkopf." Ich nickte ihr zu. Mit der Asphaltschwalbe hat er ja recht, da konnte ich ja schlecht widersprechen, aber abgehalftert... Das war schon eine echt Unverschämtheit, denn ich fand, dass ich für mein Alter mich eigentlich ziemlich gut gehalten hatte. „Ich bin überhaupt kein Hohlkopf. Ich sage nur, wie es ist." „Und selbst wenn es so wäre, würde es dich nichts angehen. Dein Sohn ist ein erwachsener Mann", bremste ihn Lisa wieder ein. „Ja, einer, der sich vor seiner Familie versteckt ..... wow, wie erwachsen." „Und genau das ist der Grund dafür", knurrte Luca. „Ich muss erst einmal für mich entscheiden, was ich jetzt machen will!" „Na das ist doch wohl ganz klar. Du gehst wieder an die Uni!", kam es diesmal überraschenderweise von Lisa. Luca schüttelte seinen Kopf. „Hast du vergessen, dass ich exmatrikuliert und gesperrt wurde?" Leon winkte ab und zog sein Handy aus der Tasche. „Da klagen wir dich schon wieder rein. Ich rufe gleich mal Silvio an. Der macht das schon." „Stop, Papa. Ich will das nicht." Leon ignorierte den Einwurf und begann zu telefonieren. Luca sah leicht verzweifelt und überrollt aus. So langsam wurde mir klar, was er die ganze Zeit gemeint hatte. Seine Familie meinte es zwar gut mit ihm, aber gut gemeint hieß ja nicht immer auch gleich gut gemacht. „Könntest du mir einen Gefallen tun und Espie aus der Kita abholen, dann kann ich schnell die Übersetzung für die Agentur für deine Mutter fertig machen", wandte ich mich an Luca, um ihm eine kurze Atempause zu verschaffen. Er nickte sofort erleichtert und sprang auf.  „Ach, die Übersetzung hat doch Zeit", winkte Lisa ab. „Jetzt gibt es erst einmal wichtigeres zu klären." Sie schaute ihrem Sohn hinterher, der schon die Küche verlassen hatte und zuckte mit den Schultern. „Oder auch nicht."  Lucy war ihrem Bruder hinterher gestürmt, ehe ich sie hatte aufhalten können. „Möchte noch jemand einen Kaffee?", fragte ich nach, denn so wie es aussah, würden mir wohl Lisa und Leon erhalten bleiben bis ihre beiden Kinder mit meiner Tochter wieder auftauchten. Lisa nickte sofort und Leon war mit seinem Telefon beschäftigt. Ich schnappte nur Brocken auf. Scheinbar telefonierte er schon wieder mit jemand anderem. „Ja, das wäre super. So ein Praktikum zur Überbrückung...." Nö, oder? Er besorgte Luca doch nicht einfach irgendein Praktikum. Was sollte denn das? Mit einem breiten Grinsen beendete er das Gespräch. „Luca kann nächste Woche in der Baubude von meinem Kollegen anfangen. Da kann er dann auch wieder den Bauleiter mimen wie in Spanien. Das mit dem Reinklagen dauert nämlich noch ein bisschen." „Vielleicht will er das aber gar nicht", platzte es aus mir heraus. Dieser Satz brachte mir einen wütenden Blick ein. „Und wer bist du, dass du denkst, du weißt, was mein Sohn will?" Das war eine echt gute Frage. Ja, wer war ich? „Na, ich würde mal sagen, ich bin seine Mitbewohnerin seit vier Wochen, die sich schon des öfteren mit ihm über seine Zukunftspläne unterhalten hat", platzte es schon wieder aus mir heraus. „Und da war nicht die Rede von Bauleitung. Er hat nämlich das Angebot von Linus und Ina abgelehnt dort wieder in der Firma zu arbeiten, weil er sich erst einmal darüber klar werden will, was er überhaupt machen möchte. Wirtschaft ist es jedenfalls nicht." Leon funkelte mich sauer an. „Na, wenn du das so gut weißt, dann können wir ja gehen. Komm Lisa!" Er lief schnellen Schrittes zur Tür, ehe er sich noch einmal umdrehte und zurück in die Küche kam. „Hier!" Er knallte sauer einen Autoschlüssel auf den Tisch. „Lucas Auto parkt unten. Ist gewaschen und getankt. Du als seine Mitbewohnerin kannst ihm ja ausrichten, dass er morgen bei uns zum Mittagessen antanzen soll, damit wir in Ruhe ohne deine Einmischung sprechen können." Damit war er auch wieder verschwunden. Lisa schaute mich entschuldigend an. „Leon meint das nicht so." Schnellen Schrittes folgte sie ihm und im Treppenhaus hörte ich noch, wie sie bereits anfing ihm eine Ansage zu machen.  Manno, so Familie war vielleicht manchmal doch ziemlich anstrengend.

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt