An Lucas Arm lief ich den Mittelgang der leeren Kirche entlang. Unter unseren Füßen raschelten die Blütenblätter, die die Kinder beim Einmarsch gestreut hatten. Ja, nicht nur Espie war mein Blumenkind gewesen, sondern auch Paolo, Tessas beiden Mädels, Emilio und Mari.....und natürlich Ben, Natascha, Julia und Carmen. Auch die vier Großen hatten es sich nicht nehmen lassen vor mir herzulaufen, während ich den Arm meines Papas umklammert hatte. Wer der Meinung war, dass die Aufregung mit dem Alter nachließ, irrte sich gewaltig. Mir hatten die Knie dermaßen gezittert als wir auf Luca zumarschiert waren, der am Altar gewartet hatte. Ich musste grinsen. Im Gegensatz zu mir, war er die Ruhe selbst. Okay, vielleicht war er auch etwas nervös, denn seine Hand hatte schon leicht gezittert als er mir den Ring über den Finger gestreift hatte. „Und bereit, Frau Goretzka?" Mein Mann zwinkerte mir zu, als wir durch die Kirchentür liefen. Ja, Frau Goretzka. Ich hatte Lucas Namen angenommen, da er Espie auch adoptieren wollte....und irgendwie gehörte es für mich auch zu einer Heirat dazu, auch wenn ich die Hochzeit sonst nicht so traditionell sah. Ich nickte. „Mit dir immer, Herr Goretzka!" Das helle Licht der Sonne schlug mir sofort ins Gesicht und blendete mich. Ich schloss kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete sah ich unsere ganzen Freunde, die für uns Spalier standen und Sonnenblumen über uns hielten. Ich schaute in das Gesicht von Paula, die mich breit angrinste und mir zuzwinkerte als ich an ihr vorbeilief. Dann war da noch das Essiggürkchen, dass seine Nase leicht gekräuselt hatte. Ihr gefielen wohl die Sonnenblumen nicht. Bei ihr hätte es wohl standesgemäße stachelige Rosen gegeben. Aber wen interessierte sie schon? Mich jedenfalls nicht. Für mich war sie nur eine Randerscheinung, die ich wegen Linus in Kauf nehmen musste. Er stand neben ihr und lachte mich mit seinem Sunnyboy Lächeln an. Mit ihm würden Luca und ich bestimmt noch viel Spaß in Zukunft haben. Wir schwammen auf einer Wellenlänge. Alex warf mir eine Kusshand zu. Ja, sie war viel wichtiger für mich und ich freute mich, dass sie zu meiner Familie gehörte und meinen Vater so glücklich machte, wie er es verdiente. Wir liefen weiter als kindliches Gekicher ertönte.....und dann......dann spürte ich einen wahren Reisregen über mir niedergehen. Sämtliche Kinder hatten Tüten mit Reis in der Hand und bewarfen uns damit. Ich spürte die ersten Körner in mein Dekolleté rutschen. „Mama, müssen wir wirklich den ganzen Reis werfen?" Mari schaute zu ihrer Mutter. Ihr Blick vermittele das Gefühl, dass das Lebensmittelverschwendung war. „Ja, müsst ihr! Die Braut ist schon so alt, da kann sie jede Unterstützung des Reis-Fruchtbarkeitsgott gebrauchen", gackerte Tessa. Ich liebte ihre große Klappe und war glücklich, dass ich sie meine Freundin nennen konnte. Ich würde nie vergessen, was ich ihr und Lucy zu verdanken hatte, meine beiden rettenden Engel. Ein weiterer Schwall Reis ergoss sich über mich und die Kinder quietschten vor Vergnügen. Der Gedanke noch einmal Mutter zu werden, war für mich zwar eigentlich schon abgeschlossen gewesen, aber der zu heiraten auch. Mein Blick ging zu meinem Ringfinger. Wenn ich ganz ehrlich war, würde ich mich über ein gemeinsames Kind mit Luca freuen, auch wenn die biologische Uhr vielleicht schon dagegen war. Aber das war mir gerade ziemlich egal, denn im Moment quoll mein Herz über. Ich ließ den Blick über die Leute gleiten, die Luca und mich bejubelten und sich für uns freuten. Meine Familie und meine Freunde. Alle Personen, die mir wichtig waren, waren hier und feierten mit mir......nein nicht alle Personen waren hier. Eine fehlte! Aber sie fehlte mir schon seit über zwanzig Jahren. Genau seit dem Tag ihrer Geburt. Meine Carmen. Vielleicht war es langsam an der Zeit loszulassen. Ja, sie würde immer einen Platz in meinem Herzen haben, aber ich musste mich damit abfinden, dass sie niemals zu meinem Leben gehören würde. Vielleicht war es ganz gut, gerade heute einen Schlussstrich zuziehen und zu akzeptieren, dass sich nie etwas daran ändern würde. Ich musste schlucken, aber gleichzeitig fühlte der Gedanke sich auch leicht an. Ja, ich hatte lange genug daran geknabbert meine kleine Carmen zu vermissen und es hatte mich in so manche Schwierigkeiten gebracht. Jetzt war ich auf einem neuen Weg.....und ich wollte ihn gehen, ohne auf diese miese Zeit, die hinter mir lag, zurückzuschauen......ja, da gehörte es auch dazu einen Schnitt zu machen. „Tschüss Carmen, meine Kleine. Ich werde dich immer lieben, aber ich muss jetzt loslassen." Die Worte sprach ich lautlos. „Was ist denn das?" Mit aufgerissenen Augen lief ich zu dem alten VW Bulli, der vor uns stand. Er war bunt bemalt und mit einer Sonnenblumengirlande geschmückt. Vorne an seiner Front war ein großes Herz aus Sonnenblumen befestigt. „Das ist meine Hochzeitskutsche für dich." Paula kam auf uns zu und überreichte uns die Autoschlüssel. Sie wusste genau, dass ich die alten Bullis liebte. „Bei dir reichen ja nicht vier natürliche Pferdestärken. Da müssen es schon 45 PS sein." Ich schüttelte grinsend den Kopf und umarmte sie, ehe ich auf dem Beifahrersitz neben Luca Platz nahm. Espie saß schon auf einem Kindersitz im hinteren Bereich und strahlte wie der Sonnenschein als Luca losfuhr.
Das laute Klappern der Dosen am Auto scholl über die kleine Straße. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich war verheiratet. Mein Blick ging zu dem Mann, der neben mir am Steuer des alten VW Bus saß. „Na, bist du glücklich?" Luca warf mir einen kurzen Seitenblick zu. Ob ich glücklich war? Das war doch keine Frage. Luca war jetzt mein Mann. Natürlich war ich glücklich. Ich hatte so viele Tiefen in meinem Leben durchschritten und war jetzt da angekommen, wo ich wirklich sein wollte. Mit dem Mann, den ich liebte......mein Blick wanderte zu Espie.....und dem tollsten und liebsten Kind der Welt. Und dieses Kind würde mir keiner mehr wegnehmen. Ich würde es mit meinem Leben verteidigen. Ein loser Gedanke wanderte noch einmal zu Carmen. Nein, damit war jetzt Schluss. Mein neues Leben lag vor mir und brauchte keine Altlasten mehr......wie meine Mutter. Ja, meine Mutter. Ich wollte mich auch nicht länger durch meinen Groll ihr gegenüber zerfressen lassen. Nein, den brauchte ich nicht mehr. Er hatte schon einmal mein Leben verpfuscht. Auch damit war jetzt genug. Ich würde die Stiftung gründen und damit Carmen ehren und mit meiner Mutter abschließen. Ja, so war das gut. Meine ganze Energie würde ich dafür und für meine kleine Familie einsetzen, die hoffentlich noch einmal wuchs. Endlich konnte ich auch Espie eine intakte Familie mit Großeltern bieten. Sie wäre bestimmt eine tolle große Schwester. Zwar sollte man sich keine utopischen Ziele stecken, aber man sollte auch nicht schon resignieren bevor man es überhaupt versucht hatte. Bei dem vielen Reis, den ich abbekommen hatte, konnte das überhaupt nicht utopisch sein. Ja, ich war mir sicher, dass eine glückliche Zukunft vor Luca, Espie und mir lag. Das laute Scherbeln der Dosen drang wieder an mein Ohr. Ja, alle bösen Geister der Vergangenheit waren vertrieben.ENDE
Hallo ihr Lieben,
Es ist mal wieder soweit. Die Story hat ihr Happy End gefunden. Bestimmt war es für viele sehr überraschend, dass gerade die oide Brunzkachl auch ihre Geschichte bekommt. Aber irgendwie war es mir wichtig gerade auch die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen. Ich hoffe, es war für euch auch genauso interessant, wie ich es mir erhofft habe. Tja, und das mit Luca haben bestimmt auch nicht viele erwartet, aber irgendwie fehlte halt noch die richtige Frau für den Erbsenzähler. Ich danke den vielen stillen Lesern und jedem der ein Sternchen da gelassen hat. Ich freue mich immer über jedes einzelne Sternchen und jeden Kommentar. Sie sind es, die mich jeden Tag motivieren weiter zu schreiben. Es ist immer wieder toll, wie ihr mich an euren Gedanken teil haben lasst und mich inspiriert. Deshalb möchte ich mich auch ganz besonders bei @monidor41, @maki_sushi_ii @HexleHanna, @Tim_2000 , @xsweetbabex , @AnnaWerth , @Katha1900 , @A_heck17 , @larrypupsi , @libraryjourney , @LaSamstag , @SandraFynn79 , @AntoniaRostock, @franzifisch , @blingbling2408 und @MaryLianeSim bedanken. Ich hoffe, ich habe euch mit dieser Story etwas Spaß bereitet und ihr seid morgen wieder dabei, wenn es dann heißt "Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft". Ich bin gespannt, ob ihr schon ahnt, um wen es dieses Mal geht. Vielleicht habt ihr ja Lust eure Vermutung in den Kommentaren mit mir zu teilen. Mich würde es jedenfalls freuen, wenn ihr weiterhin dabei seid.
Ganz liebe Grüße
Eure Prinzessin Flanke
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomanceGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...