Nachdem Lisa gegangen war, saß ich im Wohnzimmer und starrte auf meinem PC. Irgendwie war ich heute nicht bei der Sache. Nein, dazu gingen mir einfach noch zu viele Sachen durch den Kopf. Das machte jetzt einfach keinen Sinn. Entschlossen klappte ich das Laptop zusammen. Ich würde mich einfach heute Abend hinsetzen und noch etwas machen, wenn Espie im Bett war. Luca würde das schon verstehen und meist war er abends sowieso so müde von dem ganzen Radgefahre, dass er auf dem Sofa einschlief. Alleine der Gedanke an den müden Luca, der von seinem Job total geschafft war, zeigte mir, dass es ganz richtig war, mit Lisa Pläne zu schmieden, wie wir ihn wieder an die Uni bekamen. Gemeinsam würden wir bestimmt Erfolg haben. Jetzt würde ich aber meine Tochter in der Kita überraschen und sie zu einem der Mittagskinder machen. Ja, das war immer ein ganz besonderes Highlight für sie. Mein Blick ging zum Fenster. Ja, wir würden sogar gleich noch einen ausgiebigen Abstecher über den Spielplatz und den Eisladen machen. Ich konnte mir schon vorstellen, wie mein kleiner Sonnenschein gleich strahlen würde.....
„Mama, subsen!" Espies Gesicht strahlte mit der Sonne am Himmel um die Wette, nachdem ich sie in den Schaukelsitz gehoben hatte. Mit meiner Erwartung hatte ich richtig gelegen, kaum dass ich die Kita betreten hatte, war sie auf mich zugerannt gekommen und hatte sich glücklich in meine Arme geworfen.
Ich schubste meine Kleine an und sie begann vor Freude zu quietschen, als die Schaukel sich in Bewegung setzte. „Sneller", feuerte sie mich an. „Du meinst höher?" Sofort bekam ich ein Nicken als Antwort und gab ihr noch etwas mehr Schwung. In meiner Hosentasche begann mein Handy zu vibrieren. Ich zog es aus der Tasche. Bestimmt war das Lisa, die einen genialen Einfall zu unserem Plan hatte oder Lucy, die sie mit ins Boot geholt hatte. Mein Blick ging zum Display. Nein, das war Luca. Komisch, normalerweise rief er nie an, wenn er auf Arbeit war, weil er keine Zeit dazu fand. Ich nahm das Gespräch schnell an. „Hallo, hast du Sehnsucht nach mir?", fragte ich gutgelaunt, während ich Espie erneut einen Schubs gab. „Das auch", ertönte Lucas Stimme. „Aber eigentlich wollte ich dich nur informieren, dass ich im Krankenhaus bin und gleich operiert werde." „Du wirst was?", fragte ich fassungslos nach. Ich musste mich doch verhört haben oder er erlaubte sich einen Scherz. Nein, mit so etwas erlaubte man sich keinen Scherz. „Mich hat so ein blöder Autofahrer abrasiert und jetzt muss ich operiert werden. Ich bin in der Uniklinik." Im Hintergrund hörte ich eine Männerstimme. Die Luca aufforderte das Gespräch zu beenden. „Du, ich muss jetzt Schluss machen, die wetzen schon die Messer. Gib Espie einen Kuss. Ich habe euch beide lieb." „Wir dich auch", hörte ich mich wie ferngesteuert sagen, während meine Tochter mich lautstark aufforderte, sie wieder anzuschieben. „Und mach dir keine Sorgen. Das geht schon alles glatt. Ich melde mich dann, wenn ich aus dem OP raus bin." Damit war das Gespräch beendet. Ich starrte auf mein Handy und schüttelte den Kopf. Das war doch nicht sein ernst. Natürlich machte ich mir Sorgen. Was hieß, er wurde von einem Autofahrer abrasiert? In meinem Kopf tauchten Bilder auf, wie Luca blutüberströmt völlig verdreht hinter einem riesigen SUV lag, der ihn überrollt hatte. „Mama saukeln!", forderte mich Espie auf, deren Schaukel sich nur noch ganz leicht bewegte. „Nein, tut mir leid. Wir müssen ganz schnell zu Luca ins Krankenhaus." Meine Tochter hatte ihre Augen aufgerissen „Luda Tantenhaus?" Ich nickte und hob sie aus der Schaukel. „Ja, Luca ist im Krankenhaus. Er wird dort operiert." „Opiert?" Wieder schaute mich meine Tochter fragend an. Ja klar, wie sollte sie in ihrem Alter verstehen, was ich ihr da gerade erzählte. Wie sollte ich ihr das aber altersgerecht erklären? Ich wusste ja selbst noch nicht so richtig, was mit Luca war. Trotzdem spielte mein Kopf verrückt und produzierte immer neue Horrorbilder. „Luca hat Aua und ist in einem Haus, wo ganz viele Ärzte sind, die ihm helfen." Espie nickte. Dann hatte ich wohl doch die richtige Erklärung gefunden. Plötzlich schnappte sie meine Hand. „Mama, snell!" Ihre kleinen Beinchen setzten sich in Bewegung und ich lief mit ihr mit. „Wo willst du denn hin?" „Zu Luda, pusten damit is Aua wed!" Meine Tochter schaute mich an, als wäre das doch völlig klar. Okay, in dem Alter war scheinbar alles noch ziemlich einfach. In meinem nicht. Das stellte ich jedenfalls fest, als ich Lucas Auto bereits beim Anfahren das zweite Mal abgewürgt hatte. Ja, wir waren nach Hause gelaufen und hatten uns die Autoschlüssel geholt, denn so waren wir garantiert schneller im Krankenhaus als wie mit den Öffis.....obwohl, wenn ich mich weiterhin so anstellte, wohl eher nicht. Sollte ich vielleicht doch.....nein mit dem Fahrrad würde ich heute mit meiner Tochter garantiert nicht fahren. Entschlossen drehte ich erneut den Zündschlüssel, gab vorsichtig Gas und ließ die Kupplung ganz langsam kommen. Erleichtert atmete ich auf und fuhr die Straße entlang. In spätestens zwanzig Minuten waren wir im Krankenhaus. Jedenfalls sagte das das Navi....
Eine halbe Stunde später lief ich mit Espie an der Hand auf die große Eingangstür zu. Natürlich hatte es einen kleinen Stau gegeben und Parkplätze waren hier auch Mangelware. Mit einem Surren öffnete sich die automatische Tür vor uns und mit jedem Schritt, den ich machte, begann mein Herz mehr in der Brust zu hämmern und meine Beine wurden immer weicher. Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick. Wenn Luca einen Unfall hatte, dann war er mit Sicherheit in die Notaufnahme gekommen. Also schlug ich den Weg dorthin ein und ging zu dem Tresen, an dem gerade eine Frau in meinem Alter in Krankenhausklamotten stand und irgendwelche Unterlagen sortierte. Die konnte mir doch garantiert weiterhelfen. „Hallo, könnte ich Sie etwas fragen?", wandte ich mich freundlich an sie. Ein wortloses Nicken war die Antwort. Okay, das reichte mir ja auch. „Ich suche Herrn Luca Goretzka. Er ist hier eingeliefert worden." Mit Herzklopfen wartete ich auf ihre Antwort.
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomantikGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...