Hoffentlich hatte ich mit meinem Versuch Luca mit seiner Familie zu versöhnen genauso viel Erfolg wie damals als ich Andreas und Lucy versöhnt hatte, die sich auch wegen mir gezofft hatten. Lucy hatte ihm damals nicht erzählt, dass sie mir half und als er es dummerweise durch ein Telefonat mitbekommen hatte, hatte er sich mehr oder weniger von Lucy deshalb getrennt und ihr vorgeworfen, dass sie Carmen damit in Gefahr brachte.Ich hatte Andreas vor seiner Agentur abgepasst. Eigentlich war das eine total selbstmörderische Aktion, denn wegen der einstweiligen Anordnung durfte ich mich ihm ja eigentlich nicht nähern. Aber das war mir gerade egal. So wie Lucy gestern durchgehangen hatte, konnte ich es einfach nicht zulassen, dass sie weiterhin wegen mir Kummer hatte. Nein das ging nicht, dass Andreas ihr Stress machte, weil sie mir half. Da war es einfach meine Pflicht einzugreifen und ihr auch zu helfen, indem ich ihm die Augen öffnete. Ich schnappte mir Andreas Arm und klammerte mich fest. Das konnte er vergessen, dass er hier einfach so abhaute und mich stehen ließ.
„Wir haben hier jetzt etwas zu klären", informierte ich ihn lautstark.
„Du rennst jetzt hier nicht weg und hörst mir zu, Andreas!" Ich wehrte seinen Versuch mich abzuschütteln ab und krallte mich noch mehr in seinen Arm. Er musste das hören, was ich zu sagen hatte. „Lucy ist das Beste, was dir und der Kleinen passieren konnte. Sie liebt euch beide abgöttisch und sie ist ein ganz besonderer Mensch", begann ich meine Brandrede. „Ohne sie würde ich noch immer auf der Straße leben und hätte nichts zu essen. Sie ist mein rettender Engel und ich werde nicht zulassen, dass du sie verletzt und fertig machst, nur weil du in dein Kleinhirn nicht reinbekommst, dass sie einfach nur noch nicht dazu gekommen ist, dir zu erzählen, dass sie mir hilft." Andreas funkelte mich wütend an. „Misch du dich nicht in Sachen, die dich nichts angehen. Das ist ein Sache zwischen Lucy und mir." Er hatte es doch geschafft mich abzuschütteln.„Nicht, wenn du ihr vorwirfst mir zu helfen. Dann ist das auch meine Sache." Ich bohrte meinen Finger in seine Brust, um meinem Gesagten mehr Nachdruck zu verleihen. „Ich habe schon die Polizei gerufen", hörte ich die Stimme von irgendsoeiner Trude, die den Kopf aus der Tür der Agentur steckte. Egal, ob die Bullen kamen, ich hatte hier etwas zu klären.Außerdem würde doch wohl kein anständiger Richter eine Schwangere wegen so etwas verknacken, versuchte ich mich zu beruhigen.
„Genia, komm. Du musst hier schnell weg." Wo kam denn Lucy auf einmal her? „Du fällst wieder auf diese Show herein." Andi schüttelte enttäuscht seinen Kopf. „Ich bleibe hier, bis Andreas endlich einsieht, was für ein Idiot er ist, weil er dir Vorwürfe macht." Ich stemmte mich in den Boden und bewegte mich kein Stück. Nicht, bevor das nicht geklärt war und er sich hier vor meinen Augen bei Lucy entschuldigte. „Hast du nicht gehört? Gleich kommt die Polizei und dann...." Die Kleine war ja fast panisch. „Das ist mir doch egal. Du hilfst mir so viel. Da kann ich doch nicht mit ansehen, wie es dir schlecht geht, weil der Idiot sein Gehirn nicht anschalten kann, um zu sehen, dass er im Unrecht ist. Er sperrt dich aus seinem Leben aus, obwohl du das Beste bist, was ihm passieren konnte", feuerte ich mit wütendem Blick auf Andreas ab. So blöd konnte wirklich nur ein Kerl sein. „Los komm jetzt." Manno, wo holte die Kleine denn auf einmal die ganze Kraft her? Sie zerrte mich in ihr Auto. „Aber..." „Nichts aber", unterbrach sie meinen Protest sofort. „Denk an das Baby. Du willst es doch behalten. Da kannst du keinen Ärger gebrauchen. Und ich bekomme das schon mit Andi geklärt." Vielleicht, aber... Ich ließ schnell die Seitenscheibe herunter, ehe sie Gas gab. „Andreas sei kein Idiot und entschuldige dich bei Lucy", brüllte ich ihm zu....Und auch wenn Lucy damals von meinem Eingreifen nicht wirklich begeistert war, hatte es doch geholfen, denn Andreas hatte seinen Fehler eingesehen. Wahrscheinlich wäre Luca genauso entrüstet wie Lucy damals, wenn er wüsste, was ich gerade plante, aber nur der Erfolg zählte. Und andererseits war Lucy auch meine Freundin, die Zoff mit mir hatte und nicht nur mit ihrem Bruder wegen mir. Nein, da war es mein gutes Recht, das auch zu klären. Entschlossen setzte ich einen Fuss vor den anderen und lief zur Eingangstür. Blöderweise hatte ich mir noch gar keinen Plan zurecht gelegt, wie ich das Gespräch beginnen wollte. Aber da ich ja nur Andreas Auto gesehen hatte, konnte ich ja vielleicht erst einmal mit ihm über die Situation sprechen und mir etwas überlegen, bis Lucy da war. Wahrscheinlich holte sie gerade Paolo aus der Kita ab. Ich legte entspannt meinen Finger auf den Klingelknopf. Ja, ich hatte noch etwas Zeit zum Überlegen. Die Tür öffnete sich und ich starrte ungläubig in das Gesicht von Lucy. „Was machst du denn hier?", rutschte es mir heraus und innerlich schlug ich mir vor die Stirn. Das war garantiert nicht die richtige Ansprache. „Ich wohne hier. Und was willst du hier?" Ich atmete einmal tief durch, denn der finstere Blick, der mir entgegenschlug, versprach, dass mein Vorhaben mit Sicherheit kein leichtes wurde. Vielleicht versuchte ich es erst einmal mit einem entschuldigenden Einstieg. „Sorry, ich habe nur Andreas Auto vor dem Haus gesehen und nicht gedacht, dass du da bist." „Mein Auto ist in der Werkstatt. Dann willst du also gar nicht zu mir, sondern zu Andreas!" Lucys Satz war keine Frage, sondern eine Feststellung und ihr Tonfall alles andere als erfreut. Manno, das war doch gerade alles totaler Mist. So sollte das doch gar nicht sein. Verflucht, warum hatte ich während der Fahrt hierher mehr in meinen süßen Gedanken an Luca gehangen anstatt mir schon einmal zu überlegen, wie ich das Gespräch mit Lucy führen wollte. Mir musste ganz schnell etwas einfallen, um wieder alles in eine positivere Atmosphäre zu switchen. Aber was? Vielleicht einfach die Wahrheit. „Ich wollte eigentlich mit dir über Osten reden." „Na das fällt dir ja früh ein." Lucy trat beiseite und ließ mich eintreten. Okay, das war erst einmal der Anfang.
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomanceGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...