„Also wenn er schon wieder knutschen kann, kann es ja nicht so schlimm sein", hörte ich die kichernde Stimme von Lucy und atmete erleichtert auf, dass es nicht doch die sagenumwobene Oberschwester war. Luca löste sich von mir und schaute erstaunt zu seiner Familie. „Was machen die alle hier?" Ich zuckte mit den Schultern. „Man wollte mir keine Auskunft über dich geben, weil ich nur deine Freundin bin." Leon ließ nur einen Schnauber ertönen. Das nannte ich doch schon einmal einen Fortschritt, schließlich hatte weder Lucy ihm einen warnenden Ellenbogencheck noch Lisa einen Tritt auf den Fuß verpasst. „Genia hat uns angerufen." Lisa war zu uns ans Bett getreten und wuschelte ihrem Sohn vorsichtig durchs Haar. „Wenigstens weiß sie, was sich gehört." Na der Kommentar von Leon überrascht mich doch, auch wenn ihn scheinbar keiner außer mir wirklich zur Kenntnis nahm.
„Luca, Mensch! Was machst du denn für Sachen!" Auch Lucy hatte sich zu ihrem Bruder ans Bett gesellt und stupste ihn leicht gegen die Schulter. „Ich mache eigentlich überhaupt keine Sachen. Das war so ein Idiot mit so einer übermotorisierten Karre, der der Meinung war, bei dem Anschaffungspreis hat er immer Vorfahrt. Der ist einfach abgebogen ohne überhaupt zu stoppen." „Wie bitte!" Lisa schüttelte empört den Kopf. „Ich rufe sofort unseren Anwalt an." Leon stand jetzt auch neben dem Bett und sein Kopf war knallrot vor Wut. „Wir werden dafür sorgen, dass er dir ordentlich Schmerzensgeld blechen muss und dass er so schnell nicht wieder in ein Auto steigt!" Ja, Leon war definitiv in Rage. So hatte ich ihn bisher nur erlebt als er......nein, daran wollte ich nicht mehr denken. Es war an der Zeit nach vorne zu schauen und das Ganze zu befrieden. Und da musste ich auch meinen Teil zu beitragen. Schließlich wusste ich ja zu genau, wie wichtig es war, dass man nicht immer wieder die alten Kamellen vorgehalten bekam. Das Luca das auch so sah, bezweifelte ich aber gerade. Denn so, wie er seinen Vater anschaute, kam wahrscheinlich gleich der nächste Goretzka Sturschädel zum Vorschein. „Wolltest du dich nicht erst einmal bei deinem Sohn entschuldigen?" Lisa schien ihren Sohn auch zu kennen. „Sorry, tut mir leid", brummte Leon in Lucas Richtung. „Was jetzt genau? Dass du meine Freundin nicht akzeptierst oder dass du sie beschimpft hast?" So schnell ließ sein Sohn ihn wohl nicht vom Haken. „Beides." Leon hatte seinen Blick gesenkt. „Und das ich dir den Unterhalt gestrichen habe, weil ich wollte, dass du noch einmal über die Beziehung nachdenkst." Er hob seinen Blick wieder und schaute seinen Sohn an. „Ich habe aber jetzt begriffen, dass dir die ganze Sache wirklich ernst ist. Du bekommst ab sofort auch wieder den Unterhalt." Luca schüttelte den Kopf. „Nein danke. Auch wenn du es so schön blumig ausdrückst, es war einfach Erpressung und da habe ich keinen Bock mehr drauf. Ich kann auch alleine für meinen Unterhalt sorgen." Leon schnaubte wie ein Stier und ich hatte die Befürchtung, dass es hier gleich wieder einen handfesten Streit gab und das war für Luca sicherlich nicht gut, so kurz nach der OP. „Das..." „Das ist sicherlich kein Thema, das ihr jetzt besprechen müsst", unterbrach ich den älteren Streithahn und drückte Lucas Hand ganz sanft als Zeichen dafür, dass er auch etwas zurückfahren sollte. „Da hat Genia vollkommen recht", sprang mir Lisa zur Seite und legte ihre Hand auch beruhigend auf den Arm ihres Mannes. Scheinbar funktionierte unsere Taktik, denn die beiden schwiegen einfach. Während sich mittlerweile zwei Kleinkinder in Lucas Bett tummelten. Paolo hatte sich diesen Platz auch erkämpft. Beide hatten sich an ihn gekuschelt. „Na das habe ich jetzt aber mal nicht gesehen!" Eine Frau, die eindeutig zum Pflegepersonal gehörte, war scheinbar unbemerkt ins Zimmer gekommen. „Trotzdem sollten die Kinder da flott verschwinden." So bestimmt wie sie das sagte, hatte ich fast den Drang vor ihr zu salutieren. „Paolo, du musst da aus dem Bett", forderte Lucy ihren Sohn sofort auf. Der streckte aber nur seine Arme aus und krähte „Opa!" Natürlich war der auch sofort zur Stelle und setzte seinen Enkel lässig auf die Erde. „Espie, du musst auch vom Bett runter", forderte ich also auch meine Tochter auf, die ihren kleinen Freund kopierte und auch lauthals „Opa!" von sich gab und ihre Arme ausstreckte. Erstaunt stellte ich fest, dass Leon sie ohne zu zögern auch vom Bett hob. Mein Blick ging zu Lisa, die schmunzelte und mir zuzwinkerte. Sollte das heißen, dass meine Tochter gerade das geschafft hatte, was ich in hundert Jahren wahrscheinlich nicht geschafft hätte? Scheinbar hatte sie es geschafft das Herz von dem älteren Goretzka mit nur einem Wort zu knacken, denn er strich ihr gerade liebevoll über das Haar. „So, dann wird es auch Zeit, dass unser Patient wieder ein bisschen zur Ruhe kommt." Das war dann wohl die dezente Aufforderung der Krankenschwester an uns, dass wir hier langsam aber sicher einen Abgang machen sollten. Okay, vielleicht hatte sie nicht ganz unrecht, denn Luca sah wirklich ziemlich k.o. aus. „Ich fahre schnell nach Hause und dann komm ich noch einmal her und bringe dir ein paar Sachen." Daran hatte ich vorhin in der Aufregung überhaupt nicht gedacht. Luca nickte nur und ich hatte das Gefühl, dass ihm in nicht allzu langer Zeit wieder seine Augen zu fielen. „Ach Quatsch, wir kommen schnell zu euch mit, dann musst du mit der Kleinen nicht noch einmal extra los." Verwirrt schaute ich Leon an. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Scheinbar schon, denn er schien noch auf meine Zustimmung zu warten. Also nickte ich. Das war irgendwie echt nett von ihm, dass er an Espie dachte, denn es war ja doch schon etwas später geworden und die Kleine würde normalerweise bald ihr Abendessen bekommen und dann ins Bett wandern. Aber natürlich wäre ich auch gerne noch einmal zu Luca ins Krankenhaus gefahren, nur um ihn noch einmal für ein paar Minuten ganz alleine zu sehen. Trotzdem sollte ich mich nicht beschweren, sondern einfach dankbar sein, dass Leon sich doch so schnell mit mir abgefunden hatte und sich Mühe zugeben schien.
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomantikGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...