„Das ist doch wohl nicht dein Ernst!" Mama schaute mich wütend an. „Was denkst du, was meine Kunden sagen, wenn sie diese Fotos von dir sehen?" Sie kam mit der Mappe in ihrer Hand auf mich zu gestürzt und hieb sie mir um die Ohren. Autsch, zeckte das......und gleichzeitig taten diese Schmerzen auch gut, denn sie bedeuteten, dass ich die Eiskönigin mit meiner Aktion mitten ins Herz getroffen hatte. Ja, meine Mutter war nicht nur stinkwütend auf mich, sondern in ihrer Stimme schwang auch ein Hauch von Panik mit. Das verschaffte mir ein gewisses Gefühl der Genugtuung. „Birgit beruhige dich. So kommen wir doch auch nicht weiter." Papa schaute meine Mutter warnend an, ehe er sich mir wieder zuwandte. „Genia, warum hast du diese Fotos gemacht und der Veröffentlichung zugestimmt?" Seine Stimme hatte den gleichen ruhigen und warmen Klang wie immer. „Weil ihr mir mein Kind weggenommen habt. Ich will wissen, wo Carmen ist!", platzte es aus mir heraus. Ich hatte jetzt lange genug gute Miene zum bösen Spiel gemacht und versucht auf die nette Art an Informationen über meine Tochter zu kommen. Ich hatte das Studium wie erwartete abgeschlossen und dann nur seriöse Shootings angenommen. Mit meinen Einnahmen daraus hatte ich sogar einen Privatermittler engagiert. Aber alles hatte nichts gebracht. Meine Tochter blieb wie vom Erdboden verschwunden. „Wenn ihr wollt, dass diese Bilder nicht offiziell erscheinen, dann sagt mir, wo ich meine Tochter finden kann." Mama lachte hysterisch auf. „Du machst diesen Aufstand hier wegen dem Blag? Ich glaube es ja wohl nicht. Sei zufrieden, dass ich dafür gesorgt habe, dass diese Last verschwindet und du dein Leben ohne Ballast leben kannst." Das meinte sie doch wohl nicht ernst. Hatte sie meine Tochter gerade Blag und Ballast genannt? „Dann weiß ich ja, was ich für dich bin." Also nicht, dass da gerade irgendwelche romantischen Vorstellungen in mir zerbrachen. Mir war schon vorher ziemlich klar gewesen, welche Einstellung meine Mutter zu Kindern und damit auch zu mir hatte. Trotzdem tat es irgendwie weh, es so aus ihrem Mund zu hören. „Und nur zu deiner Information, Carmen wäre für mich kein Ballast." „Genia, deine Mutter war der Meinung, dass es für dich leichter ist, wenn du dein Leben frei gestalten kannst. Und sie hat dafür gesorgt, dass es auch dem Kind mit Sicherheit gut geht und an nichts fehlen wird." Hatte mein Vater sich mal zugehört? „Ich will es nicht leicht. Ich will Carmen!" „So kindisch wie du dich verhältst sieht man doch, dass du selbst jetzt mit 24 noch nicht reif genug für ein Kind bist." Mamas süffisantes Grinsen brachte mich fast zur Weißglut. „Mag sein", grinste ich genauso provozierend zurück. „Aber ich bin alt genug, um solche Fotos zu machen und im Playboy veröffentlichen zu lassen, wenn ihr mir nicht sagt, wo meine Tochter ist." Mamas Gesicht wurde zu einer eisernen Maske. „Du willst uns also erpressen!" Ich winkte lässig mit der Hand ab, wie ich es letztens von der Protagonistin in einem Film gesehen hatte. „Ich erpresse euch doch nicht. Ich will euch nur ein wenig bei eurer Entscheidungsfindung unterstützen." Man, das hörte sich fast so cool an, wie in dem Film. „Genia, ich kann ja verstehen, dass du wissen möchtest, was mit deiner Tochter ist." Papa trat neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter. „Aber du musst doch auch an das Kind denken. Es lebt jetzt in einer Familie und wächst dort glücklich auf. Nicht wahr, Birgit?" Ich schüttelte Papas Arm ab. So wie er das gerade gesagt hatte, wusste er selbst nichts über meine Carmen, sondern nur meine Mutter. Er hatte ihr also völlig frei Hand gelassen. Was war er bitte für ein Mann? „Johannes, jetzt hör auf hier überhaupt mit dieser miesen Erpresserin zu reden." Mama funkelte erst ihn und dann mich an. „Damit wir uns richtig verstehen. Diese Nacktfotos von dir werden nirgends erscheinen." Die Eiskönigin zog die Fotos aus der Mappe und zerfetzte sie in kleine Schnipsel. „Das waren sowieso nur Kopien." Wow, die Provokation war wohl angekommen, sowie meine Mutter fast aus der Nase dampfte. „Genia, du solltest die Veröffentlichung der Fotos untersagen. Überlege doch, welche Auswirkungen sie auf deine wissenschaftliche Karriere haben. Kein Unternehmen dieser Welt wird dir Forschungsgelder zur Verfügung stellen, wenn sie erscheinen und auch deine Studenten werden dir nicht mit der entsprechenden Achtung gegenüber treten. Willst du dir das wirklich alles verbauen, nur um dich an uns zu rächen, weil wir eine Entscheidung getroffen haben, die wir für in deinem Sinne hielten?" Wie bitte, dachte er echt, ich wollte Mathe Prof werden? Und noch viel schlimmer, hatte er wirklich geglaubt, dass es in meinem Sinne wäre, wenn sie mir mein Kind wegnahmen? „Johannes, du bist so ein weltfremder Idiot." Okay, da musste ich Mama ausnahmsweise einmal recht geben. „Bärbel interessiert sich nicht im geringsten für ein Leben an der Universität." Na wenigstens hatte Mama das begriffen. Also einen Durchblick musste man ihr ja zugestehen. „Wir haben da einfach eine billige Nutte und Kriminelle großgezogen oder was meinst du, warum sie mit 15 schwanger war und uns jetzt versucht zu erpressen?" Ich zuckte innerlich zusammen. So sah mein Mutter mich? „Aber eins lass dir gesagt sein, mein Fräulein. Mit Sicherheit werde ich mich nicht von dir erpressen lassen. Meine Anwälte werden schon eine Möglichkeit finden die Veröffentlichung der Bilder zu stoppen." Mama kam auf mich zu marschiert und stoppte nur wenige Zentimeter vor mir. Unsere Nasen berührten sich fast. „Du kannst dir aber auch sicher sein, dass du ab sofort keinerlei Unterhaltszahlungen mehr erhältst. Außerdem kannst du innerhalb der nächsten Viertelstunde deine Sachen zusammengreifen und das Haus verlassen. Du bist hier nicht länger erwünscht." „War ich doch nie, du Hexe!", platzte es aus mir heraus. „Ich war doch nur dein dressiertes Hündchen, was schön artig vor deinen Geschäftspartnern Männchen machen sollte. Was die wohl sagen werden, wenn sie hören, was du für eine tolle Mutter und besonders Oma bist, die ihr eigenes Enkelkind irgendwohin verschachert hat. Ach was wird es mir eine Freude sein, sie alle davon zu informieren." Ich sah rot vor Wut. Ein lautes Klatschen und ein plötzlicher Schmerz in meiner Wange ließen mir Tränen in die Augen schießen. „Birgit!", hörte ich den empörten Aufschrei meines Vaters. „Ach halt die Klappe, Johannes. Und du verschwindest hier. Ich will dich nie wieder sehen." Meine Mutter drehte sich um und marschierte im Sturmschritt aus dem Zimmer. Ich rieb mir meine schmerzende Wange und warf einen letzten Blick auf meinen Vater, der mich verzweifelt anschaute, ehe ich auch aus dem Zimmer stürmte. Meine Schritte wurden erst wieder langsamer nachdem ich die schwere Haustür hinter mir ins Schloss fallen gehört hatte. Ich drehte mich noch einmal kurz zu dem Haus um, in dem ich aufgewachsen war und das für mich ab sofort nicht mehr zu meinem Leben gehörte......genau wie meine Eltern. Mit meiner Hand griff ich in meine Hosentasche und zog mein Handy heraus. Schnell tippte ich eine Nachricht an meine Agentur. <Die Fotos können veröffentlicht werden>. Dann würde mich bald die ganze Welt nackt sehen. Innerlich zuckte ich zwar bei dem Gedanken zusammen, aber von irgendetwas musste ich ja auch leben... jetzt, wo ich ganz auf mich alleine gestellt war. Aber ich würde es allen zeigen....
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomanceGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...