Wir saßen in einem netten Restaurant direkt am Strand. Das Essen war wirklich lecker und die Stimmung.......die ließ zu wünschen übrig. Okay, Paul und Luca unterhielten sich angeregt und Julia erzählte mir begeistert von ihrer Schule, während Henry Espie sein Spiel auf seinem Tablett erklärte. Sie himmelte ihn an und lauschte ihm genauso fasziniert wie sie es immer bei Emilio tat. Ich versuchte mich ganz auf mein Patenkind zu konzentrieren und zu ignorieren, dass Paula mich die ganze Zeit zu beobachten schien. Ja, ich kannte ihren Blick ganz genau. Sie hatte ihn schon früher drauf gehabt, wenn ihr etwas fürchterlich widerstrebte. Es war nicht schwer zu erraten, was der Grund für den Blick war. Es gefiel ihr absolut nicht, dass wir hier zusammen am Tisch saßen. In ihrem Kopf schwirrten garantiert jede Menge Sachen herum, die sie mir am liebsten sofort an den Kopf werfen würde. Zu recht! „Wollt ihr noch einen Nachtisch?" Paul hatte sich an die Kinder gewandt. „Nachtis!" Meine kleine Espie, dieses Süßmaul riss sofort ihre Arme hoch und strahlte wie ein kleiner Glückskeks. In Paulas Gesicht tauchte ein Schmunzeln auf. Das erste am heutigen Tag, das ich wahrnahm. „Sie ist wohl genauso ein Süßschnabel wie ihre Mutter." Wow, Paula redete mit mir. Das war aber auch der einzige Satz....und irgendwann war es dann Zeit die Rechnung zu begleichen und das Restaurant zu verlassen. Das fühlte sich so richtig scheiße an. Ich hatte meine beste Freundin wiedergefunden und jetzt verlor ich sie wieder, ohne auch nur etwas geklärt zu haben. Bei dem Gedanken wurde mir ganz anders. Das konnte es doch nicht wieder gewesen sein. Nein, das ging doch nicht. Ich spürte wie mich leichte Panik erfasste.....
„Ich würde vorschlagen, wir gehen mit den Kindern noch etwas zum Spielplatz und ihr beide geht ein bisschen am Strand spazieren." Luca schien meine Gedanken erraten zu haben. Wie schon so oft stellte ich fest, dass er mich wohl wie ein offenes Buch lesen konnte. „Ja, das halte ich auch für eine gute Idee", unterstützte Paul seinen Vorschlag und zwinkerte seiner Frau aufmunternd zu. Und dann......dann waren wir plötzlich alleine. Wir hatten beide unsere Schuhe ausgezogen und hielten sie in den Händen, während wir wortlos nebeneinander herliefen. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Nein....falsch! Ich musste kein Gespräch in Gang bringen. Ich musste mich entschuldigen. Das war schon lange überfällig. Aber gerade deshalb war es umso schwerer. Wie sollte ich am besten anfangen? „Mit dem ersten Wort", hörte ich Alex Stimme in meinem Kopf. Ja, sie sah das immer alles sehr pragmatisch. „Paula," Das war das erste Wort. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen", flossen dann auch die weiteren einfach aus meinem Mund. „Wofür genau?" Okay, sie würde es mir nicht einfach machen. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Paula war immer etwas nachtragend. Und dieses Mal ja auch nicht ohne Grund. „Dafür, dass ich deine Familie in Gefahr gebracht habe. Ich war damals komplett von der Rolle. Ich hatte den Boden total unter den Füßen verloren und ...... und es hat mich immer weiter runtergezogen. Ich wollte aber nicht wahr haben, dass......dass ich eigentlich schon am Ende war. Das etwas passieren musste." „So wie es aussieht hast du dich ja wieder schnell berappelt." Ihr Ton war hart. „Schade, dass du vergessen hast uns das mitzuteilen. Weißt du wie traurig Julia jedes Jahr an ihrem Geburtstag war, dass du dich nicht gemeldet hast." Das klang nicht nur enttäuscht, sondern fast schon verbittert. „Das war ja nicht nur meine Schuld. Wer hat mich denn aus eurem Leben verbannt als ich euch am meisten gebraucht hätte?" Also klar hatte ich Mist gebaut, aber Paula hatte mich auch fallen gelassen. Auch wenn ich das mittlerweile gut nachvollziehen konnte, hieß das noch lange nicht, dass ich mich hier vor ihr in den Sand werfen musste und um Vergebung betteln. „Du uns gebraucht? Du wolltest doch nur dein Ego Ding durchziehen", schnaubte Paula. „Ja klar! Mein Egoding bestand daraus mir Drogen einzuklinken damit ich betäubt genug war, um die Freier zu ertragen." „Was?" Paula schaute mich schockiert an. „Ich dachte...." Sie brach ab. „Was dachtest du? Das ich nur ab und zu der Karriere wegen mit irgendwelchen Typen ins Bett gestiegen bin und die Pillen genommen habe, weil sie so schön bunt waren?" „Ja, ich dachte das wäre so eine Karriere Sache. Du warst ja so zerfressen von dem Ehrgeiz ein Supermodel zu werden und es deinen Eltern zu zeigen." Ich lachte auf. „Supernutte traf es wohl besser. Ich bin dann sogar auf der Straße gelandet. Da war nichts mehr super." Ich musste schlucken. Alleine der Gedanke an die Zeit dort schnürte mir fast den Hals zu. „Weißt du, schwanger und hungrig auf einer Thermomatte im Park ist ziemlich weit entfernt von Supermodel." Ich erzählte ihr wie es mir ergangen war, nachdem sie mich vor die Tür gesetzt hatte. Okay, das Kapitel mit Andreas ließ ich aus, denn es hatte hier nicht wirklich viel zu suchen. Das war noch einmal eine ganz andere Sache. „Du warst schwanger und obdachlos?" Paula schlug sich schockiert ihre Hand vor den Mund. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht nur ins Straucheln geraten, sondern richtig ins Rutschen. Da gab es kein Halten mehr bis ich ganz unten angekommen war. Zum Glück haben mir dort ein paar rettende Engel geholfen wieder aufzustehen." Paula schaute mich an, als hätte ich sie geschlagen. „Rettende Engel?" „Ja, Lucas Schwester und ihre Freundin haben mich da rausgeholt." Sie schüttelte ihren Kopf und sah mich voller Reue an. „Ich hätte für dich da sein müssen. Aber ich war damals so sauer und enttäuscht, dass du dich für diese scheiß Pillen anstatt für uns entschieden hast." „Mit mir war damals nicht wirklich zu reden. Ich war abhängig von den Dingern", versuchte ich sie zu trösten. „Und es war von mir wirklich unverantwortlich die Dinger in euer Haus zu schleppen. Das weiß ich heute auch. Ich hätte mir damals von euch helfen lassen sollen. Aber...." Wieder zuckte ich mit den Schultern. „Aber manche Leute müssen es erst auf die harte Tour lernen. Und ich scheine zu den Leuten zu gehören." „War Luca auch in dem Milieu?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Luca ist Student." „Er wirkt ziemlich nett. Aber....." „Aber er ist viel jünger als ich." Paulas Wangen röteten sich verlegen, als ich ihre Gedanken aussprach. „Ich....ich habe erst echt gedacht....." Sie brach ab. „Du hast gedacht, dass ich hier immer noch ein total oberflächliches Leben führe und mir einen Toyboy gönne." Sie nickte und verzog ihr Gesicht. „Oder dass ihr hier gemeinsam das Zeug an die Partypeople verkauft." Ganz so abwegig war der Gedanke ja nicht, wenn man an meine Vergangenheit dachte
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomanceGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...