Kapitel 57

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„Jetzt ist hier mal Schluss mit dem Bitchfight. Der hilft uns nicht weiter." , mischte sich der Rotschopf ein. „Und du hältst schön den Ball flach", wandte sie sich an mich. „Wir wollen dir helfen. Und das ist ganz allein auf ihrem Mist gewachsen." Sie deutete auf das Kindermädchen. „Sie hat mich nur gebeten mitzukommen. Klar?" Dachten die wir wären hier in irgendeiner Seifenoper? „Was wollt ihr Küken mir schon helfen. Ihr wisst ja noch nicht einmal, wie das Leben funktioniert. Ihr schiebt eure Beine in eurem luxuriösen Zuhause bei euren Eltern unter den Tisch und bekommt alles in den Arsch geschoben. Ich habe bald ein Kind und noch keinen Plan, wie ich das schaffen soll. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich es auf die Welt bringen werde. Wahrscheinlich in irgendeiner Grünanlage." Manno, warum musste ich denn jetzt schluchzen? Weil meine ganzen Ängste aus mir herausplatzten. Ganz einfach! „Scheiß Schwangerschaftshormone. Das kenne ich noch." Der Rotschopf tätschelte mir die Schulter. „Du?" Wollte sie mich verarschen? „Ja, ich habe zwei kleine Töchter zu Hause, die mich auch bald gerne mal wieder sehen würden. Deshalb wäre ich dafür, dass wir langsam mal in die Pötte kommen, anstatt hier nur rumzuzicken." „Du.... du bist doch aber noch ...... noch so.... so jung. Dann warst du... du gestern die..... Mutter von den ... den zwei Kleinen, als ich.... ich...." Sie war doch gerade mal volljährig. Ja, es sollte vorkommen, dass Minderjährige Mutter werden, verhöhnte ich mich selbst und mir kullerten noch mehr Tränen über die Wangen.. „Ja, die zwei Süßen sind meine. Und als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, wusste ich auch nicht, wie ich das finanziell alles schaffen sollte." Ja, genau! „Du hast doch die Bonzeneltern mit fett Kohle." Sie zuckte mit den Schultern. „Ja und. Deshalb wollte ich es trotzdem alleine schaffen. Sind ja auch meine Kinder." Ich konnte es gar nicht glauben.  „Und du schaffst das auch. Jedenfalls wenn wir dir helfen."  „Warum solltet ihr das machen?" Nee, da hatten sie ja überhaupt keinen Grund für. Niemand machte etwas nur so. „Gute Frage. Ich mache es, weil sie mich dazu belappt hat. Und sie macht es, weil sie einfach für diese Welt viel zu gut ist und den absoluten Helferkomplex hat. Aber mal ehrlich gesagt, was spielt das für eine Rolle? Du hast Hunger, bist schwanger und willst von der Straße weg. Oder?" Okay, der Rotschopf schien ziemlich ehrlich zu sein. „Wir wollen dir einfach nur helfen", kam es vom Kindermädchen. Was hatte sie von dem Ganzen? Mein Misstrauen war geweckt. „Du hast doch garantiert Hintergedanken." „Eh, nun schließ mal nicht wieder von dir auf andere", motzte mich der Rotschopf an.  „Ich helfe dir und du lässt Andi und Carmen in Ruhe." Also hatte ich doch recht. Keiner machte so etwas nur so. „Warum sollte ich das?"  „Weil du heute mit vollem Magen gerne in einem Hostelbett schlafen möchtest und in den nächsten Tagen auch" Der Rotschopf wedelte mit ein paar Geldscheinen vor meiner Nase herum. Bett hörte sich verführerisch an. Und da gab es garantiert auch eine Dusche.„Okay, geht klar. Der Andreas ist sowieso ein kleiner beeinflussbarer Junge, der Familienpapa spielt. Spielt ihr mal lieber weiter Vater, Mutter, Kind.Ich lasse euch schon in Ruhe. Dafür will ich aber eine Woche Hostel und Essen." Ja, man musste auch das beste heraus handeln. Spätestens nach den Anwaltbriefen  war mir klar, das ich von Andreas sowieso nichts mehr zu erwarten hatte. Wie ein Vaterschaftstest ausgehen würde war mir klar.  „Pass mal auf, das heißt nicht ich will, sondern ich möchte.Und wenn wir sagen, wir helfen, dann nicht nur für eine Woche sondern für einen Neustart. Capice?!" Der Rotschopf schien fest entschlossen. Ich konnte das zwar nicht glauben, aber was hatte ich schon zu verlieren. So geil waren die Nächte auf der Thermomatte nun wirklich nicht.

Damals hätte ich echt nicht erwartet, dass es die beiden Mädels, die gerade vor mir standen und Espie knuddelten, wirklich ernst meinten und es schafften mich aus dem ganzen Strudel herauszuziehen. Dank ihnen und ihren Familien hatte ich eine Wohnung und einen Job gefunden. Mein Blick ging zu Espie, die vergnügt quietschte, weil Tessa sie in den Bauch zwickte, während meine Tochter ihre roten Haare wie immer begeistert inspizierte. Ja, Lucy und Tessa waren meine persönlichen Engel und deshalb auch Espies Patentanten. Bei ihnen wusste ich, dass mein kleiner Sonnenschein immer gut aufgehoben wäre, wenn mir etwas zustoßen würde. „Menschenskind, wo bleibt ihr denn?" Marco, Tessas Vater war hinter den beiden aufgetaucht. „Es ist Zeit Ostereier zu suchen." „Ja, du weißt aber schon, dass wer an Ostern die Eier sucht, der hat an Weihnachten die Bescherung", zog Leon seinen Kumpel auf. War ja klar, wo einer von den beiden war, war der andere auch nicht weit. Alleine beim Anblick von Leon wurde mir etwas mulmig. Ich wollte gar nicht wissen, was er sagte, wenn er erfuhr, dass Luca und ich.....Schnell verdrängte ich den Gedanke wieder, ehe man mir das ganze noch an der Nasenspitze ansah. „Ostereier suchen!" Espie riss sofort begeistert ihre Arme in die Luft und war kaum noch zu halten. „Na dann auf in den Garten. Chrissie und Allie warten bestimmt schon auf dich." Tessa hatte meine Kleine an der Hand genommen und war mit ihr losgelaufen. Lucy schloss sich ihnen an. „Paolo garantiert auch."  Ja, diese beiden jungen Mädels waren beide schon verantwortungsvolle Mütter. Dankbar schaute ich ihnen hinterher. Ich fand es so schön, dass Espie von kleinauf so liebe Freunde hatte, die alle fast in ihrem Alter waren. „Na, immer noch nervös?" Luca hatte sich dicht hinter mich gestellt und ich spürte seinen Atem an meinem Nacken. Sofort zog sich eine Gänsehut über meinen Körper. Verflucht, das war gerade hier im Haus seiner Schwester alles andere als positiv. Wenn das jemand mitbekam. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Ich und nervös. Das ist ja lachhaft." Ja, ich hatte gelernt, das man sich Unsicherheit nie anmerken lassen durfte. Luca schaute mich enttäuscht an. „Und ich dachte, ich ziehe dich dahinten in die Garderobenecke und küsse deine Nervosität ausgiebig weg." Okay, vielleicht sollte man doch ab und zu unsicher sein. Ich schaute mich schnell um. Wir waren ganz alleine. „Jetzt wo du es sagst, spüre ich diese Nervosität wieder." Luca fing breit an zu grinsen und zog mich mit sich.....

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt