„Wer mog no a Boarisch Creme?" Valentina hatte den Löffel in der Hand und schaute sich in der Runde um. „Willst du uns mästen?" Leon stöhnte und rieb sich über seinen Bauch. Ja, so satt wie er fühlte ich mich ungefähr auch, bei der Menge an Salaten, die Lucy aufgefahren hatte und bei der Menge an Fleisch, das Andreas gegrillt hatte. „Also eine Portion von dem Pudding geht noch", grinste Tessa breit. Okay, sie war so ziemlich der hungrigste Mensch, den ich kannte und verdrückte immer mehr als wir anderen. Wie oft hatte ich mir bei ihr schon die Frage gestellt, wo sie das alles hin aß, denn sie hatte die Figur einer Gazelle. Wahrscheinlich hatte sie eine implantierte Bandwurmkolonie. Anders war das nicht zu erklären. „Das ist Bayrische Creme und kein Pudding, Dumpfbirne", verbesserte Luca sie. „Ist doch alles die gleiche Pampe, Erbsenzähler." Ich musste grinsen. Ja, die beiden hatten so ihre speziellen Kosenamen füreinander, die noch aus einer Zeit stammten, in der ihr Umgang miteinander noch nicht ganz so freundschaftlich wie heute war. „Und außerdem is mir doch Wurscht wie das heißt, Hauptsache es schmeckt, du Bazi", winkte Tessa ab. Grinsend schob sie sich den ersten Löffel, den sie großzügig in ihrem Schälchen beladen hatte, in den Mund. „Mama, is auch Pudding." Espie schob mir ihr leeres Schälchen hin. Sie hatte schon zwei davon gegessen. „So is fei richtig", grinste Lucas Opa über den Tisch. „Des Madel woas, was guat is." „Ja, Korbinian und dann kotzt sie nachher Lucas Auto voll und ich kann sehen, wer von meinen Kollegen sich opfert, um es wieder sauber zu bekommen." Leon schüttelte leicht genervt seinen Kopf und in mir baute sich Widerstand auf. Wenn ich der Meinung war, dass meine Tochter noch etwas Creme vertrug, dann war das ganz alleine meine Entscheidung und er hatte sich da nicht einzumischen. Und wenn sie das Auto voll kotzte, dann würde ich das auch schon wieder sauber machen. Da musste er keine Angst haben, dass er sich darum kümmern musste. Andererseits hatte Espie wirklich schon mehr als genug gefuttert, insbesondere Süßkram. „A kloane Portion wirds scho no verkrafta." Valentina füllte etwas in die Schale „Deshalb werderts scho koa Bauchsausa bekämme" „Bauchsausa?" Espie schaute Valentina fasziniert an. Naja, oder vielleicht auch ihr Schälchen, das sie immer noch in der Hand hielt. „Oma Valentina meint damit Bauchaua", übersetzte Carmen stolz grinsend, damit auch jeder mitbekam wie toll sie diesen Dialekt verstand. Ich schaute in das strahlende Gesicht der Kleinen und spürte wie jedes Mal, wenn ich sie sah dieses schlechte Gewissen. Verflucht, was hätte ihr nur alles wegen mir passieren können.....„Ich habe Hunger!" Andreas Tochter schaute mich vorwurfsvoll an. „Dann mach dir was zu essen, du Faultier." Ich war ja schließlich nicht ihr Hausmädchen oder ihre Mutter. Nein, dieses Biest hatte absolut nichts mit meiner kleinen Carmen gemein. Sie verdiente nicht einmal diesen wundervollen Namen. „Du kannst mir dann auch gleich einen Joghurt ins Wohnzimmer bringen." Ja, mehr sollte ich heute nicht essen, schließlich hatte Andreas für heute Abend einen Hotelaufenthalt für uns geplant. Das hatte er mir schon groß angekündigt und ich war mir ziemlich sicher, dass er mir dort die Frage aller Fragen stellte. Deshalb musste ich auch gut aussehen und mich perfekt inszenieren. Ich hatte da schon so eine Idee. „Hol dir deinen Joghurt selber, du Faultier", kam die ungezogene Antwort von diesem frechen Ding, ehe sie in der Küche verschwand. Na das konnte sie sich gleich mal abschminken, dass das hier so weiterlief, wenn ich den Ring am Finger hatte. Da würde sie einfach in ein Internat kommen. Das würde ich Andreas schon klar machen. Aber jetzt brauchte ich erst einmal meine Ruhe. Ich folgte ihr in die Küche und schob sie samt dem Paket Brot, das sie in der Hand hielt aus dem Raum. „Los verzieh dich in dein Zimmer." „Eh, ich habe aber noch gar keinen Belag." Dieses kleine Mistbiest begann doch echt sich zu wehren. Nicht mit mir! Ich verstärkte meinen Griff. „Brauchst du nicht. Trocken Brot, macht Wangen rot. Und jetzt mach einen Mittagsschlaf." Ich knallte hinter ihr ihre Zimmertür zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Sofort setzte ein Bummern ein. „Schluss mit dem Radau, du Bitch!" Die sollte hier mal nicht so angeben. Ich brauchte schließlich meine Ruhe für meine Vorbereitung. „Lass mich hier raus, du Bitch!" Okay, dann ignorierte ich halt dieses Krakeelen. Irgendwann würde sie schon aufgeben. Das war ja immer so, schließlich schloss ich sie ja nicht das erste Mal ein. Genau, ich würde es wie immer machen und mir erst einmal ein paar Ohropax in die Ohren stopfen und auch einen kleinen Mittagsschlaf machen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich noch genug Zeit hatte bis Andreas wieder nach Hause kam. Und es schadet mit Sicherheit nicht, wenn ich heute Nacht ausgeruht war. Bei einer Verlobungsnacht musste man es ja auch ordentlich knallen lassen...
Uih, ich hatte fast zwei Stunden geschlafen. Jetzt musste ich mich aber echt sputen. Ich zog die Ohropax aus den Ohren. So ruhig wie es in der Wohnung war, hatte das kleine freche Ding wohl seinen Widerstand aufgegeben. Wahrscheinlich schlief sie auch nach der Anstrengung von ihrem überflüssigen Gebrüll. Das hätte sie sich aber auch echt sparen können. So langsam sollte sie wohl wissen, wie der Hase bei mir lief. Aber dafür fehlte ihr wohl die Intelligenz. Meine Carmen war mit Sicherheit nicht so ein dummes Gör. Ich lief schnell zum Schrank. Wie gut, dass ich mir vorhin schon überlegt hatte, womit ich Andreas verführen wollte. Ich hatte gerade die sexy rote Corsage geschlossen als ich ein Schließen an der Tür hörte. Dann sollte ich wohl schnell noch in die Strümpfe schlüpfen und sie befestigen. Männer standen nun einmal auf Strapse.
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomansaGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...