Kapitel 53

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„Wie sieht es in den nächsten drei Wochen eigentlich mit deinem Terminplan aus?" Andreas legte seinen Arm um mich und ich kuschelte mich an ihn. Meinen Kopf legte ich auf seine nackte Brust. Sein schneller Herzschlag drang an mein Ohr. Eine gewisse Zufriedenheit durchflutete mich. Ja, für das schnelle Pumpen seines Herzmuskels war ich verantwortlich und die körperliche Anstrengung, der wir uns gerade hingegeben hatten. Der Sex mit ihm war einfach unglaublich. Wahrscheinlich lag es daran, dass er einfach von Herzen kam und nicht nur um einen Zweck zu verfolgen. Ja, ich musste mir schamvoll eingestehen, dass das bis jetzt nur damals bei Conny der Fall gewesen war. Seitdem hatte immer ein Ziel dahinter gesteckt. In aller Regel war es um einen vielversprechenden Job und Auftrag gegangen. Ja, irgendwann hatte ich festgestellt, dass es ohne die Besetzungscouch und einen gewissen körperlichen Einsatz ziemlich schlecht in dem Business als Model aussah.....besonders wenn man nicht mehr Anfang Zwanzig war. Irgendwann holte einen dann die Realität ein....und irgendwann stellte man fest, dass sich Rechnungen nicht nur durch ein hübsches Gesicht und einen straffen Körper bezahlten. „Ähm....wieso?" Ehe ich Andreas eine Antwort gab, wollte ich schon den Grund für seine Frage kennen. Falls er einen Auftrag für mich an Land gezogen hatte, wäre es ja nicht gerade von Vorteil, wenn ich ihm etwas von einem übervollen Terminkalender erzählte. „Ich fliege nächste Woche nach Ibiza in den Urlaub....und ich...." Man, war das niedlich, wie er sich nervös mit seiner Hand durch die Haare fuhr. „Ich würde dich gerne begleiten", erlöste ich ihn schnell. Warum schaute er denn immer noch so nervös, anstatt sich einfach zu freuen? „Ähm...also....ähm begleiten ..." Er setzte sich im Bett auf und schaute mich schuldbewusst an.  „Ich glaube ich muss dir erst einmal etwas erzählen." Sowie er das sagte, hörte sich das nach einer Beichte an und in meinem Magen bildete sich ein Klumpen. Hatte er mir in den letzten Wochen auch nur etwas vorgemacht? Gab es da doch irgendwo eine andere Frau? „Ich kann dich nicht begleiten,  weil du schon von einer anderen Frau begleitet wirst", platzte es aus mir enttäuscht heraus. Andi begann zu schmunzeln. „Bist du eifersüchtig, Süße?" Was sollte ich dazu sagen? Welche Frau wäre das denn nicht? „Da gibt es keinen Grund für. Die Frau, die mich begleitet ist gerade fünf Jahre alt und meine Tochter." Ich riss meine Augen auf. „Du hast eine Tochter?" Davon hatte er noch gar nichts erzählt. Aber wenn es eine Tochter gab, dann musste es auch eine Mutter dazu geben. „Ja", wieder fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare. „Also genau genommen ist Carmen meine Adoptivtochter. Eigentlich ist sie das Kind meiner Schwester Paula....aber.....aber" Er schluckte schwer „Paula und ihr Mann Paul sind vor fünf Jahren kurz nach Carmens Geburt tödlich verunglückt. Und da die Kleine niemanden außer mir hatte, habe ich sie adoptiert." Bei den drei Namen musste ich schlucken. Wollte mich das Schicksal testen? Meine Freundin Paula hatte mich vor drei Jahren einfach rigoros aus ihrem Leben gestrichen. Sie hatte mir nicht einmal mehr zugehört, wenn ich versuchte mich bei ihr zu entschuldigen. Und ihr Mann....Paul war auch nicht bereit den Vermittler zu spielen. Für die beiden war ich einfach gestorben, egal was ich versuchte. Aber vielleicht war es ja auch ein positiver Wink des Schicksals, das es da ein kleines Mädchen gab, dass genauso wie meine Tochter hieß und keine Mutter hatte. Vielleicht war das meine Chance.... Und die Adoption seiner Nichte zeigte mir nur, was für ein herzensguter und selbstloser Mensch mein Andreas war. Ja, wenn ich es richtig anstellte, würden wir eine kleine glückliche Familie werden, so wie ich es mir immer gewünscht hatte. „Du verstehst also, dass ich nichts über das Knie brechen kann. Deshalb dachte ich, dass du auch nach Ibiza mitkommst. Wir könnten uns dann immer treffen und nach und nach etwas anbahnen, damit du meine kleine Carmen kennenlernst." Ich nickte. Das klang logisch. Und so wie es aussah, gab es da auch genug Platz für Zweisamkeit. Außerdem liebte ich Ibiza und das ganze Feeling, das dort herrschte. Viel zu lange war ich schon nicht mehr auf der Insel gewesen. „Super, dann buche ich dir morgen gleich einen Flug." Andreas schien begeistert ....und erleichtert. „In welchem Hotel seid ihr denn?" Schließlich musste ich mir ja auch noch ein Zimmer buchen und da wäre es ja mehr als nur ein bisschen zielführend, wenn wir im gleichen Hotel wohnten. Andreas verzog sein Gesicht. „Das ist das Problem, wir wohnen in keinem Hotel, sondern in der Finca von meiner besten Freundin. Aber das sorgt auch dafür, dass ich abends immer einen Babysitter habe, der zur Stelle ist", zwinkerte er mir zu. Okay, was ich von der besten Freundin halten sollte, wusste ich jetzt nicht so genau. „Jasi und ihr Mann haben selbst drei Kinder dabei und kümmern sich gerne um Carmen." Okay, erleichtert atmete ich auf. Es gab also einen Ehemann und ich musste keine Konkurrenz fürchten. „Hast du ein Foto von deiner Tochter?" Keine Ahnung warum ich gerade jetzt diese Frage stellte. Andreas beugte sich über das Bett hinaus, wo seine Hose lag und zog sein Handy hervor. Keine Minute später starrte ich auf ein Bild von einem kleinen blonden Mädchen mit blauen Augen und kleinen Rattenschwänzen. Genauso hatte ich mir immer meine kleine Carmen vorgestellt. Ich musste fest gegen den dicken Kloß in meinem Hals anschlucken....

„Mama aufwacht!" Es zuppelte an meinem Deckbett und dann schob sich ein kleiner Körper zu mir. Ein leises Stöhnen ertönte. Erschrocken fuhr ich hoch. Ja, klar Luca hatte ja bei mir im Bett übernachtet. Auch wenn wir es langsam angehen wollten, gehörte kuscheln mit Sicherheit zu einem angemessenen Tempo. Ich spürte wie sich Lucas Arm um mich schlang und wieder zurück an seinen Körper zog. „Mama Luda Aua?" Meine Tochter hatte meinen Bettnachbarn entdeckt und schaute ihn ganz besorgt an. „Nein, mir geht es schon wieder besser." Scheinbar waren Lucas Geister wohl schlagartig geweckt. Und wenn ich ehrlich war, war ich nicht traurig, dass er mir die Erklärung für seinen Aufenthalt in meinem Bett abnahm. Irgendwie wäre es schon noch etwas zu früh die Kleine über die neue Situation aufzuklären. Auch wenn ich mittlerweile kaum noch Zweifel hatte, dass das mit uns beiden wirklich funktionieren konnte, wollte ich trotzdem damit warten meine Tochter einzuweihen. Zu groß wäre ihre Enttäuschung, wenn es dann doch schief ging.  Espie nickte zufrieden und schaute über Luca hinweg zu dem Kuchen, der auf dem Tisch stand. „Tuchen essen. Is habe Hunger." Ihr Gesicht wechselte sofort zu einem verzweifelten Gesichtsausdruck. „Na dann hole ich mal ein Messer und Teller." Luca sprang gutgelaunt aus dem Bett und lief Richtung Küche, während sich mein kleiner Sonnenschein neben mir ins Bett kuschelte. Kurze Zeit später saßen wir zu dritt eingekuschelt in das Deckbett und hatten jeder einen Teller mit einem Stück Kuchen vor uns. Ich schaute zu den beiden neben mir, die genüsslich kauten. Luca hatte meinen Blick wohl bemerkt und zwinkerte mir über Espies Kopf hinweg zu. Ein wahre Glückswelle überflutete mich. Ein Tag, der so begann konnte nur schön werden.....

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt