Kapitel 98

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Völlig geschafft lief ich ins Schlafzimmer. Auf den Nachttischen brannten bereits die Lampen und Luca saß mit seinem Rücken an das Kopfende gelehnt und schaute mir entgegen. „Und schläft das Spatzl schon?" „Ja, sie ist schon bei den ersten paar Wörtern, die ich ihr vorgelesen habe, eingeschlafen." Scheinbar war der ganze Geburtstagstrubel nicht nur für mich, sondern auch für meine Tochter ziemlich aufregend. Ich schlüpfte schnell in mein Schlafshirt und kletterte auch ins Bett zu Luca, der sofort seinen Arm um meine Schulter schlang, während ich meinen Kopf auf seine Brust legte. „Und bist du glücklich?" „Wenn ich mich so an dich kuscheln kann, bin ich doch immer glücklich." Ja, bei der Antwort musste ich nicht lange überlegen. Lucas Brust vibrierte etwas. Okay, er lachte unterdrückt. „Das finde ich zwar sehr schön, aber das meinte ich nicht." „Ich freue mich mega, dass du wieder an die Uni gehst. Ich bin so stolz auf dich", platzte es sofort aus mir heraus. Ja, denn ganzen Nachmittag und Abend hatte ich das ja etwas unterdrücken müssen. „Na warte erst einmal ab, ob du immer noch so stolz bist, wenn ich die erste Prüfung vergeigt habe." „Du wirst keine einzige Prüfung vergeigen, da bin ich mir ganz sicher." Ich drehte meinen Kopf etwas, damit ich in seine Augen schauen konnte. „Habe ich dich wirklich mit meinen Argumenten überzeugt?" Er nickte sofort. „Ja, hast du. Du hast ja recht, mit einer qualifizierten Ausbildung kann ich euch viel besser versorgen und wenn ich mich richtig reinhänge, dann kannst du, wenn unser Spatzl in die Schule kommt, ein bisschen kürzer treten und die Arbeitszeit reduzieren, um sie zu unterstützen." Allein bei den Worten unser Spatzl ging mir das Herz auf. Ja, Luca sah Espie wirklich als seine Tochter an. Das war ein Umstand, von dem ich vor gar nicht all zu langer Zeit nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass ich noch jemals einen Mann fand, der mich in diesem Gesamtpaket nahm. Wenn es um Kinder ging, waren Männer manchmal ganz schön komisch, besonders, wenn es nicht ihre eigenen waren. Und dann hatte ich ja auch noch andere Altlasten, die ich mit mir herumschleppte. Nein, ich hatte auf keine Partnerschaft mehr gehofft. Und jetzt hatte ich den bezauberndsten und liebevollsten  Mann an meiner Seite, den man sich vorstellen konnte. Ich reckte mich etwas und küsste ihn liebevoll. Nachdem wir uns wieder voneinander lösten, fiel mir noch etwas siedend heiß ein. Ich hatte mich noch gar nicht richtig für den ganzen Geburtstag und den Aufwand, den Luca für mich betrieben hatte bei ihm bedankt. „Der Aquazoo war so eine tolle Idee und die Feier....."

„Bärbel, zieh das Kostüm an, das ich auf dein Bett habe legen lassen. Und beeil dich ein bisschen, der Besuch kommt bald." Meine Mutter fegte wieder aus meinem Zimmer und ich lief zu dem Kostüm mit dem schwarzen Rock und dem Blazer im Hahnentrittmuster. Oha, das hatte sie sich aber ziemlich was kosten lassen. Es war ein echtes Haute Couture Teil von einem sehr bekannten Designer aus Paris. Aber es war mit Sicherheit nichts, was eine Achtzehnjährige gerne zu ihrem Geburtstag trug. Ja, heute war mein achtzehnter Geburtstag. Einer, den man eigentlich mit seinen Freunden in einer coolen Location feierte und nicht mit irgendwelchen alten Geschäftsleuten, die meine Mutter wie jedes Jahr eingeladen hatte. Ich würde viel lieber zusammen mit Paula in einen coolen Club gehen und dort tanzen bis mir die Füße weh taten. Stattdessen würde ich an einem festlich gedeckten Tisch irgendwelche Jakobsmuscheln auf einem Salatbett essen und dabei verstaubten Geschichten über irgendwelche Geschäftsabschlüsse lauschen. Ich schleuderte das Kostüm wütend vom Bett und stampfte mit meinen Füßen darauf herum. Paula durfte ja nicht einmal bei der Feier anwesend sein, weil sie meiner Mutter ihrer Meinung nach nicht einmal wusste, welches Besteck sie benutzen musste. Das war so lachhaft. Das hier war mein Geburtstag und es wurde nicht einmal gefragt, was ich gerne zu meinem Geburtstag hätte. Aber wann wurde ich überhaupt einmal nach meinen Wünschen gefragt? Nie! Alles drehte sich in diesem Haus nur um die Wünschen meiner Mutter.

„Das war echt so schön, dass alle hier waren." Ja, ich hatte die Feier im Kreise meiner Freunde wirklich genossen. Ehrlich gesagt war es das erste Mal, dass ich wirklich mit Freunden und nicht nur mit Paula alleine oder irgendwelchen für mich unwichtigen Leuten gefeiert hatte.  „Und.....und du hast meinen Vater aufgetrieben." Das Auftauchen meines Papas sorgte bei mir immer noch für gemischte Gefühle. Vielleicht half es mir ja, wenn ich erfuhr, wie Luca das bewerkstelligt hatte. „Wie hast du ihn überhaupt gefunden?" Klar, wusste ich ja selbst die Adresse in Oberkassel, wo das Haus meiner Eltern stand. Ich hatte diesen Flecken Erde aber von meiner ganz persönlichen Landkarte gestrichen. An dieser Stelle befand sich sozusagen nur noch ein schwarzes Loch. Deshalb hatte ich Luca auch nie viel von ihnen erzählt. Und schon gar nicht, wo sie wohnten. „Das ist mein Geheimnis." Ich beugte mich abrupt vor. „Was soll das heißen?" Luca grinste breit. „Quatsch, ich hatte ein bisschen Hilfe dabei. Mein Dad hat da einen Bekannten, der ist als Ermittler tätig." „Du hast einen Schnüffler auf meinen Vater angesetzt?" Ich schaute ihn schockiert an.
„Das kostet doch jede Menge Geld." Das wusste ich noch von meiner Suche nach Carmen. Luca schüttelte schmunzelnd seinen Kopf. „Nee, ich musste seinem Sohn nur Mathe Nachhilfe geben. Aber weißt du eigentlich wie viele Leute es in Düsseldorf und Umgebung gibt, die Schulz mit Nachnamen heißen?" Luca fuhr sich mit seiner linken Hand durch seine Haare „Eindeutig zu viele. Selbst Professoren gibt es mehrere mit dem Namen." Ja okay, mein Nachname war jetzt wirklich nicht gerade eine Seltenheit. „Jedenfalls hat der Spezl von meinem Dad dann heraus gefunden, wo Professor Johannes Schulz unterrichtet und ich habe ihn dort in der Uni aufgesucht." Ein zufriedenes Grinsen hatte sich in Lucas Gesicht breit gemacht.

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt