Kapitel 67

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„Nee, sorry , aber das ist so nicht in Ordnung." Luca fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare, während er konzentriert lauschte, was sein Gesprächspartner am Telefon von sich gab. Mit wem sprach er da bitte, das es ihn so aufregte? „Nee, Andi, meine Eltern haben sich total daneben benommen und Dodos Verhalten war auch nicht in Ordnung. Ich werde garantiert nicht bei denen angekrochen kommen. Die Initiative muss schon von den dreien ausgehen." Okay, Andreas versuchte sich als Vermittler. „Das ist mir egal, ob es Dodo schlecht geht. Sie ist selbst schuld daran, dass es so ist, wie es ist." So wie Luca schaute, war es ihm alles andere als egal, schließlich liebte er seine Schwester. Trotzdem blieb er hart. Nee, so konnte das wirklich nicht weitergehen. Da hatte Andreas recht. Es war an der Zeit, dass die Situation geklärt wurde. Egal in welche Richtung, aber diese Hängepartie ging so nicht weiter. Ich klappte mein Laptop zusammen und stand auf. „Wo willst du hin?" Luca hatte wohl sein Gespräch beendet und war zu mir auf den Flur getreten als ich mir meine Handtasche schnappte. „Ich habe noch etwas zu erledigen. Kann ich das Auto haben?" „Ja, klar!" Luca schaute mich irritiert an und reichte mir die Autoschlüssel. „Falls ich nicht pünktlich zurück bin, holst du Espie aus der Kita ab?" „Das mache ich doch immer." Das stimmte, das ließ er sich nie nehmen und entlastete mich damit ungemein. „Dann bis später." Ich gab ihm noch einen Abschiedskuss und machte mich auf den Weg. Als ich im Auto saß und den Motor startete, begann es in meinem Magen zu rumoren. Hoffentlich hatte ich heute mit meine Klärungsgespräch mehr Glück als damals....

Wieso war da nur dieser blöde Anrufbeantworter angesprungen? Andreas war doch heute garantiert zu Hause. Nicht umsonst hatte ich mir den heutigen Tag ausgesucht. Es war sein Geburtstag und wenn ich es richtig anstellte, würde er schon einsehen, dass ich sein Geschenk war. Ich schaute mich in dem Zimmer um. Hier musste ich so bald wie möglich raus, denn noch ein paar Tage länger konnte ich mir das Hotel unmöglich leisten. Ich lief zum Schrank und schnappte mir mein hübschestes, naja und auch aufreizendstes Kleid. Da konnte Andreas garantiert nicht widerstehen, wenn er mich so sah. Er würde dann garantiert gleich einknicken und mich wieder in seiner Wohnung willkommen heißen. Sollte ich meine Sachen gleich mit zu ihm nehmen? Nein, damit würde ich warten. Dann konnte er mir dabei helfen sie zu holen und gleichzeitig die Hotelrechnung begleichen. Ja, das war ein guter Plan....
Mit einem Blumenstrauß in der Hand, stand ich vor der Haustür des Hauses in dem ich die letzte Zeit verbracht hatte. Zufrieden hatte ich festgestellt, dass Andreas Auto vor der Tür geparkt stand. Dann hatte ich doch Recht und er war zu Hause. Ich schaute auf das Namensschild. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Jetzt galt es zu überzeugen. Wenn ich mich etwas reuig gab und Besserung gelobte, würde er garantiert einsehen, dass ich noch eine Chance verdient hatte. Und mit dem kleinen Satansbraten würde ich mich dann schon arrangieren. Ich musste sie einfach ignorieren und nicht versuchen Muttergefühle zu entwickeln und mit meiner Carmen zu vergleichen. Dann würde das schon hinhauen. Ja, mit Sicherheit war sie auch zu frieden, wenn ich ihr einfach alle Freiheiten ließ. Eine friedliche Coexistenz sozusagen. Von meinem Plan überzeugt, legte ich meinen Finger auf den Klingelknopf und drückte. Warum machte er denn nicht auf? Ich ließ meinen Finger auf dem Klingelknopf liegen. Irgendwann musste doch mal was passieren....
Endlich! Der Türöffner begann zu surren. Freudig stieß ich die Tür auf und zauberte mir mein verführerischstes Lächeln ins Gesicht. Gleich würde ich Andreas gegenüber stehen. Während ich eine Treppenstufe nach der anderen nahm, legte ich mir meine Worte im Geiste schon einmal zurecht. Viele Worte waren es ja leider nicht, denn Andreas wohnte ja im Hochparterre. Ich schloss einmal kurz meine Augen und atmete durch, ehe ich um die Ecke bog. Gleich würde ich........Was war denn das? Da stand nicht Andreas in der Tür und erwartete mich freudig....nein, da stand.....das war mein Koffer, der da vor der Tür stand.
Nein, das konnte er nicht machen. So ging das nicht. Ich drückte den Klingelknopf. Warum blieb es still? Na klar, der Mistkerl hatte die Klingel ausgestellt. Nein, so lief das absolut nicht. Ich schob den Koffer beiseite und schlug mit der geballten Faust mehrmals gegen die Tür.  „Komm raus, du Feigling! Wir müssen reden!" Er bildete sich doch wohl nicht ein, dass ich mich einfach so abfertigen ließ. Nein, unsere Geschichte war noch lange nicht am Ende. Ich holte wieder mit meinen Händen aus und polterte gegen die Tür. Irgendwann würde er schon aufmachen und dann würde wir alles klären....

Nein, Andreas hatte damals nicht die Tür geöffnet und es hatte auch kein Gespräch zwischen uns gegeben. Obwohl, das stimmte so nicht. Dieses Gespräch hatte es schon gegeben, aber erst viel, viel später als Espie schon geboren war. Erst da waren wir wirklich in der Lage gewesen uns über alles zu unterhalten und er hatte mir vergeben. Ich parkte Lucas Auto vor Andreas und Lucys Haus ein. Zufrieden stellte ich fest, dass Andreas Auto dort  geparkt stand. Vielleicht war es ganz gut, wenn ich mich erst einmal mit ihm unterhielt. Immerhin hatte er auch an Ostern nicht Stellung gegen uns bezogen. Ja, mit ihm als Verbündeten könnte es klappen. Wenn ich das mit Lucy dann erst einmal geklärt hatte, dann hatte ich mit Sicherheit eine weitere Verbündete. Und wir würden es auch gemeinsam schaffen die ganze Sache mit Lisa und Leon wieder ins Lot zu bringen. Aber noch war es nicht so weit. Mit einem leicht mulmigen Gefühl stieg ich aus dem Auto und hoffte, dass mein Vorhaben nicht zum Scheitern verurteilt war, denn eine Sache, die ich schon vor einiger Zeit gelernt hatte, war, dass die Angehörigen der Familie Goretzka ziemliche Sturschädel sein konnten.

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt