Kapitel 133

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Ich lag an Luca gekuschelt im Bett und hatte nicht die geringste Lust meine Augen zu öffnen. Seine warme Hand lag auf meinem Bauch und hielt mich fest umschlungen. Wahrscheinlich schlief er noch, im Gegensatz zu einem ganz bestimmten Körperteil, das gegen meinen Allerwertesten drückte. Ich musste schmunzeln. Das war dann scheinbar der Vorteil, wenn man einen jüngeren Mann heiratete. Er war scheinbar allzeit bereit und das sogar im Schlaf. „Was grinst du so, Spatzl?" Ups, dann schlief er wohl doch nicht mehr, aber woher wusste er, dass.... „Ich kann dich im Spiegel sehen." Dann hatte wohl wenigstens schon einer von uns die Augen offen. An meiner Schulter spürte ich Lucas Lippen, die sanfte Küsse verteilten. „Was machst du denn da?" Ich drehte mich in Lucas Arm um und schaute in sein breit grinsendes Gesicht. „So ist noch besser." Ehe ich überhaupt ein Wort über die Lippen gebracht hatte, waren die schon durch die Lippen meines Verlobten versiegelt. Ein warmes Gefühl durchströmte mich, denn mir wurde immer mehr klar, dass das für immer so bleiben würde. Bis an mein Lebensende, denn in zwei Tagen war unsere Hochzeit. Ich spürte Lucas Hände, die über meinen Körper wanderten. Auch wenn ich seinem Ansinnen nur sehr schwer widerstehen konnte, stoppte ich sie. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen aufstehen, bevor Espie uns erwischt." Ja, mit einem kleinen Kind in der Familie musste man immer vorsichtig sein, denn ich wollte nicht unbedingt bestimmte Sachen einer erst fast Dreijährigen erklären. Das hatte noch genug Zeit. Luca stöhnte. „Das Spatzl ist sowieso bei meinem Vater." Ja, da könnte er recht haben. Die beiden verband eine innige Liebe. „Außerdem müssen wir noch ein bisschen üben. Du weißt doch, dass die katholische Kirche keine Amateure heiraten lässt. Bestimmt haben die nichts gegen etwas Übung einzuwenden. Schließlich musste Oma dem Pfarrer versprechen, dass wir in der Lage sind eine glückliche Ehe zu führen, sonst hätte er ihr sicher nicht die Bescheinigung ausgestellt."  Ja, Valentina hatte uns wirklich das fehlende Schriftstück besorgt, so dass unserer kirchlichen Trauung nichts mehr im Wege stand. „Du Spinner!" Ich boxte Luca leicht gegen den Oberarm. „Aua!" Er verzog sein Gesicht theatralisch. „Jetzt musst du auf alle Fälle pusten."„In Gottes Namen", stöhnte ich und pustete, ehe ich meine Lippen auf seinen Oberarm drückte, so wie ich es immer bei Espie tat, wenn sie sich irgendwo gestoßen hatte. Im Gegensatz zu meiner Tochter wurden meine Lippen aber weitergelenkt und wanderten am Arm hinauf über die Schulter und zum Hals.  Vielleicht hatte Luca recht und wir sollten......meine Gedanken verabschiedeten sich ins Nirvana und mein Körper reagierte von ganz alleine. Aber nicht nur meiner......
„Ein Hoch auf die katholische Kirche." Luca zwinkerte mir frech zu, als wir mit einiger Verspätung die Treppen hinunter nahmen. „Diese Ehevorbereitung sollte man wirklich viel mehr propagieren." „Du bist unmöglich!" Ich konnte mir aber ein Schmunzeln auch nicht verkneifen. „Bestimmt sind sie schon mit dem Frühstück fertig." Luca zuckte mit den Schultern. „Auch wenn wir mit Sicherheit gestern Abend und heute früh genug Kalorien verballert haben, werden wir dann halt von Luft und Liebe leben. Gibt ja Schlimmeres." Ja, da hatte er definitiv recht. Ich konnte mir auch viel Schlimmeres vorstellen. Nein, ich brauchte es mir nicht nur vorstellen, ich hatte es bereits erlebt, ob damals auf der Straße oder als Prostituierte. Nein, da war mir ein ausgefallenes Frühstück und dafür diese unglaubliche Liebe meines Verlobten viel lieber.
„A.....Alex! Was machst du denn hier?" Überrascht riss ich meine Augen auf. Klar wusste ich, dass mein Papa zusammen mit Alex und Ben gestern angekommen waren, schließlich hatten wir sie ja zu unserer Hochzeit eingeladen. Aber sie wohnten in einem Hotel gleich hier um die Ecke und ich war nicht auf den Anblick gefasst, der mich hier in der Küche erwartete. „Hallo, meine Kleine." Sie lächelte mich an und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In ihren Händen hielt sie ein Rührgerät. „Ich backe deine Hochzeitstorte. Das ist doch klar. Die Spanier haben zwar eine tolle Patisserie, aber das ist mein Job. Das habe ich dir schließlich damals versprochen."

„Das ist so eine schöne Torte." Ich schaute zu dem Gebilde aus mehreren Etagen. „Danke, mein Schatz. Die Torte ist für die große Feier zum zehnten Hochzeitstag deiner Eltern. Sie ist aber noch nicht fertig. Möchtest du mir etwas helfen?" Natürlich wollte ich das. „Was soll ich machen?" „Wir müssen jetzt noch die Marzipanrosen herstellen. Schau mal! Ich zeige dir wie das geht." Aufmerksam schaute ich auf jeden Handgriff, den Frau Kowalski machte. „Prima", lobte sie mich, nachdem ich auch eine Rose geformt hatte, obwohl sie nicht wirklich wie eine aussah. „Die setzen wir ganz oben auf die Torte." Ich nickte begeistert. Ja, dann hatte ich auch etwas zu Papa und Mamas Feier beigetragen. „Die Torte ist so, so schön."  „Weißt du was, meine Kleine. Wenn die Torte dir so gefällt, dann mache ich dir auch so eine, wenn du mal heiratest." „Au ja, versprichst du mir das?"  Frau Kowalski nickte lächelnd und hob ihre rechte Hand wie zum Eid. „Großes Haushälterinnen-Ehrenwort."

Ich hatte dieses Versprechen schon lange vergessen, aber jetzt erinnerte ich mich daran. Genau wie an den Augenblick als meine Mutter meine Rose auf der Torte entdeckt und entsorgt hatte. Sie war ihr nicht perfekt genug und wurde durch eine neue von Alex ersetzt. Man, war ich damals enttäuscht gewesen. „Wird es auch so eine mit mehreren Etagen?" War das wirklich das einzige, was mir gerade einfiel? „Na klar! Was denkst denn du." Mein Blick fiel zu Lisa, die auf einem Hocker am Küchentresen saß und alles beobachtete. „Und du hilfst auch mit?" Sofort nickte sie. „Ja, sie hat deinen Job von früher übernommen und schleckt immer die Schüsseln aus." „Jetzt tue nicht so, als wäre das keine Hilfe, sonst müsstest du sie erst ausspülen, ehe du sie in den Geschirrspüler stellen könntest", empörte sich meine zukünftige Schwiegermutter grinsend. „Ich könnte aber wirklich noch Hilfe bei den Marzipanrosen gebrauchen. Kannst du dich noch erinnern, wie man die macht?" Natürlich konnte ich das, schließlich prangte jedes Jahr eine auf Espies Geburtstagskuchen. Ich schnappte mir das Marzipan und begann mit dem Formen. „Mama, is au neten." Espie hatte sich einen Hocker herangezogen und griff sich auch etwas von dem Marzipan. Ich zeigte ihr was sie machen musste und eine total krumme Blüte kam heraus. So stolz wie meine Tochter ihr Werk betrachtet, war aber klar, dass diese Blüte einen Ehrenplatz auf unserer Hochzeitstorte bekam. Ja, einzigartig war viel besser als perfekt.

Schuss und Treffer - zum Comeback    ✔️    Teil 12Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt