Aber so ganz traute ich Leon und seiner plötzlichen Freundlichkeit trotzdem noch nicht, denn mein Leben hatte mir oft genug gezeigt, dass sich Freundlichkeit auch ziemlich schnell in das Gegenteil verwandeln konnte, besonders dann, wenn man nicht darauf vorbereitet war.„Na, Süße!" Carlo räkelte sich neben mir im Bett. Seit einer Woche wohnte ich jetzt bei ihm. Er hatte sogar großzügig meine Hotelrechnung beglichen als wir auch meine restlichen Sachen dort abgeholt hatten. Okay, er war zwar nicht wirklich mein Traummann, aber es ließ sich mit ihm leben. Hier in seinem Bett zu liegen war immerhin besser als irgendwo auf der Straße zu sitzen, denn für ein Hotel hätte ich kein Geld mehr gehabt. „So, jetzt wird es aber langsam Zeit für mich aufzustehen. Mein Job ruft." Ich nickte und kuschelte mich noch etwas mehr in mein Kissen. Ja, die Zeit mit Carlo war körperlich ziemlich fordernd, denn er hatte ein ziemliches Stehvermögen, wie man so schön sagte. Für mich war das aber okay, denn natürlich sollte er ja auch eine kleine Gegenleistung dafür bekommen, dass ich hier bei ihm wohnen konnte. Er stieg nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte aus dem Bett. Ich ließ einen kurzen Blick über seinen eher gedrungenen kräftigen Körper schweifen. Also über zu wenig Muskeln konnte er sicher nicht klagen. In mir tauchte zum ersten Mal die Frage auf, was er wohl für einen Job hatte. Wenn ich die Einrichtung seiner Bude und sein Auto in meine Überlegung mit einbezog, wahrscheinlich einen guten. Geregelte Arbeitszeiten schien er auch nicht zu haben, denn sein Wecker klingelte nicht morgens um sieben, sondern er stand auf, wann es ihm gefiel. Dafür schien er aber abends lange zu arbeiten. Denn oft kam er erst sehr spät nach Hause, manchmal auch nach Mitternacht. Alles sprach also für Selbstständigkeit, so wie bei meiner Mutter. Sofort bekam ich einen bitteren Geschmack in den Mund, weil mir die Galle hochkam. Da reichte schon der bloße Gedanke an sie. „Und ruh dich gut aus, damit du heute Nacht wieder fit bist." Carlo zwinkerte mir verschwörerisch zu, während er in seine Klamotten stieg. Ich nickte nur müde. Klar würde ich heute Nacht fit sein, wie jede Nacht. Wir hatten ja noch nicht das ganze Kamasutra durch. Was den Sex anging, war Carlo schon ziemlich fordernd und despotisch. Aber okay, für freie Kost und Logie musste man schon so manches akzeptieren. Ansonsten war er aber eigentlich okay. Vielleicht konnte das ja hier auch eine endgültige Lösung sein, wenn ich, was meinen eigentlichen Traummann anging, so einige Abstriche machte. Ja, manchmal musste man auch mit etwas weniger zufrieden sein, wenn man dafür ein gechilltes Leben hatte. Zufrieden schloss ich meine Augen und dümpelte in meinen wohlverdienten Vormittagsschlaf......
„Los, aufwachen!" Erschrocken riss ich meine Augen auf. Hatte ich etwa den ganzen Tag verschlafen, dass Carlo schon wieder von der Arbeit zurück war? Nein, das konnte nicht sein. Draußen war es ja noch hell. Erleichtert atmete ich auf. „Los, hopp, hopp!" Carlo hatte sich vor meinem Bett aufgebaut und wedelte auffordernd mit den Händen. Was hatte er denn? Warum machte er denn so eine Hektik? Na da würde ich ihn doch erst einmal etwas von ablenken. Ich schlug meine Arme über meinen Kopf und räkelte mich so sexy, wie ich konnte. Das würde ihn garantiert antörnen und dann war jeglicher Streß und jegliche Hektik vergessen, besonders, wenn die Decke so leicht wie gerade verrutschte und einen Blick auf meine Brüste frei gab. So gut kannte ich ihn doch, dass die sein kleines Fetisch waren. „Beweg deinen Arsch aus dem Bett und heb dir das für später auf", herrschte er mich total unerwartet an. Was war denn mit ihm los? Sein Tag musste ja echt mies gelaufen sein, wenn er so schlechte Laune hatte und nicht einmal darauf ansprach. Um nicht für eine noch schlechtere Stimmung zu sorgen, glitt ich möglichst elegant aus dem Bett. „Hier, zieh das an!" Carlo hielt mir einen fast durchsichtigen BH und ein durchsichtiges Höschen entgegen. Okay, scheinbar brauchte er heute etwas anderes, was ihn heiß machte. Ich griff nach den Dessous, die für meinen Geschmack ziemlich billig und ziemlich nuttig aussahen. Aber okay, wenn ihm so viel daran lag, dass ich das Zeug trug, schlüpfte ich halt hinein. „Hier!" Er reichte mir noch ein ziemlich knappes Kleid und ein paar Heels. „Los, ein bisschen zackig. Wir müssen los!" Ich war kaum in die Sachen geschlüpft, da zog er mich auch schon an meinem Arm aus dem Zimmer und ehe ich mich versah, fuhren wir in seinem Auto durch die Stadt. Mein Blick wanderte an mir herunter. Wo bitte wollte er mit mir in dieser Klamotte hin? Ehrlich gesagt, fühlte ich mich darin nicht sehr wohl. Das erinnerte irgendwie an Straßenstrich. So ein Blödsinn, schollt ich mich selbst. Das war ja absoluter Quatsch. Carlo war Geschäftsmann und mit Sicherheit war das irgendsoeine abgefahrene Mottoparty zu der er mich schleppte. Oder er wollte seine Geschäftspartner so ablenken, dass sie blind einen Vertrag unterschrieben. Innerlich musste ich grinsen. Hätte meine Mutter damals schon geahnt, wie gut die Masche ‚Sex sells' lief, hätte sie mich wahrscheinlich nicht aus dem Haus gejagt. Der Sicherheitsgurt ruckte fest und schnitt mir fast ins Fleisch, als Carlo abrupt bremste und in eine Parklücke einparkte. „Los, hopp!" Wieder wedelte er auffordernd mit seiner Hand, nachdem er die Beifahrertür neben mir aufgerissen hatte. Ich schnallte mich ab und stieg aus dem Auto. Meinen Blick ließ ich einmal rundum schweifen. Wo bitte waren wir hier? Ringsum waren lauter Altbauten, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten.Ich sah nirgends ein Restaurant, also fiel das Geschäftsessen wohl weg. Also doch Party. Aber bitte was für eine? Auf alle Fälle eine private, denn ich entdeckte keine wirkliche Location. Was sollte das für eine Party sein? Vielleicht eine Grunge Party, zu der er mich schleppte. Das würde auch zu meinen Klamotten passen. Ich verzog mein Gesicht. Das war ja nicht so mein Ding, ich stand mehr auf Luxus und Dekadenz als auf Underground. „Los jetzt steh hier nicht so rum! Beweg deinen Arsch ein bisschen. Wir sind sowieso schon zu spät dran." Manno, so ungehalten und unfreundlich hatte ich Carlo ja noch nie erlebt. Das musste ja echt ein großes Ding für ihn sein. Grob griff er meinen Oberarm und zog mich mit sich in einen der Hauseingänge. Sofort schlug mir ein ekeliger moderiger Geruch entgegen. Igitt! Also hier würde ich nicht lange bleiben. Das würde ich ihm schon klar machen....
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Schuss und Treffer - zum Comeback ✔️ Teil 12
RomanceGenia hat in ihrem Leben schon viele Höhen, aber noch viel mehr Tiefen gesehen. Und wer in seinem Leben schon auf dem Tiefpunkt war, der will nur noch in eine Richtung - nach oben - aber nicht mehr um jeden Preis, denn da gibt es auch noch ein klein...