2. Am Set

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Am nächsten Morgen wurde ich durch einen festen Tritt in die Rippen geweckt. Ich setzte mich schreiend auf und sah ihm in die Augen. Er packte mich am verletzten Arm und riss mich unsanft die Treppe nach oben. Er hatte mir die Sachen für den heutigen Tag schon rausgelegt, sodass ich sie nur noch anziehen musste. Automatisch wanderte meine Hand an die Kopfwunde und ohne es zusehen, wusste ich, dass sie schon anfing zu eitern. Er schmiss mich zu Boden und trat mich nochmal. Mit den Worten "Mach das du zur Arbeit kommst!" verschwand er in die Küche. Ich schnappte mir meine Sachen und rannte panisch ins Badezimmer und betrachtete mich im Spiegel. Nachdem gestrigen Ereignis wird Eze wohl sehen, was mit mir hier passiert. Mit kühlen Wasser spülte ich die Kopfwunde aus und war total erleichtert, dass sie nicht wieder anfing zu bluten...
Dann löste ich vorsichtig den provisorischen Verband. Es tat höllisch weh, aber ich schluckte den Schmerz runter. Mit einen nassen Lappen fuhr ich über die Wunde und stellte mit Schrecken fest, dass immer noch einige Scherben in meinem Arm steckten. Als er an der Tür hämmerte, erschrak ich fürchterlich und zog mich rasend schnell um und kämmte mir in Windeseile die Haare. 

Mit gesenkten Blick verließ ich das Bad. Kaum das ich die Tür geöffnet hatte, packte er mich an der Schulter und schob mich mit Gewalt zur Tür. Mit einem kräftigen Stoß landete ich vor der Haustür. Hinter mir knallte er die Tür wieder zu. Ich sah mich zitternd um und rannte dann los, die Straße entlang zum Set. Zu meinem Entsetzen fing mein Arm wieder an zu bluten, da durch wurde ich noch schneller und kam schwer atmend am Set an. Doch hier traf ich nicht als erstes auf Eze, sondern auf jemand fremdes. Der fremde Mann sah mich schockiert an. "Senorita, was ist mit ihnen passiert? Sind sie in Gefahr?", fragte der Fremde und kam auf mich zu. Ich bekam Angst und rannte wieder los, direkt zu der Garderobe von Ezequiel. Doch dieser war noch nicht da. "Verdammt, Eze.... Wo bist du nur?", murmelte ich panisch. Unruhig trat ich von einem Bein auf das andere. Kurz darauf sah ich den Fremden von vorhin mit noch einen Fremden. Ich wurde noch panischer als vorher und versteckte mich. Als die beiden direkt vor meinem Versteck standen, dachte ich, ich würde entdeckt werden und dann würde ich tausend Tode sterben. Blöderweise blieben die zwei auch direkt da stehen. Ich verhielt mich ruhig und lauschte ihrem Gespräch. "Ich hatte eben eine merkwürdige Begegnung, Diego... Da war eine junge Frau und die war am bluten. Als ich ihr helfen wollte, rannte sie einfach davon... Meinst du ich habe was falsch gemacht?" 

Der andere, der anscheinend Diego hieß, sah den von vorhin an. "Du hast wohl nicht viel Ahnung von Frauen, richtig? Es bedeutet sehr viel Fingerspitzen Gefühl um eine Frau rum zu kriegen, Xabiani... Vielleicht hatte sie ja auch Angst vor dir..." Dieser Diego kam mir sehr unsympathisch vor. Xabiani hingegen war sehr zurückhalten und wusste nicht genau, wie er jetzt darauf reagieren sollte. "Vor dir hatte bestimmt noch keine Frau Angst, richtig?", fragte er ironisch. "Richtig", antwortete Diego wichtigtuerisch. "Ich weiß schließlich, wie man mit ihnen umgehen muss! So und jetzt komm! Wir müssen unsere Garderoben finden... Am besten noch vor dem Dreh!" Die beiden liefen weiter. Erleichtert atmete ich aus und ging wieder zu Ezequiels Garderobe. Sie war aber immer noch verschlossen. Nun ging ich vorsichtshalber in meine Garderobe, bevor Diego und Xabiani zurückkommen würden. Gedankenverloren schlenderte ich den Gang entlang als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken schrie ich auf und hinter mir stand Xabiani. Panik brach in mir aus und ich hob schnell schützend meine Arme vor meinen Kopf. "Tu mir bitte nichts!", schluchzte ich sofort los. Er nahm seine Hand blitzschnell von meiner Schulter. "Es... es tut mir leid... Ich... Ich habe nicht vor.... Ihnen etwas an zu tun!", stammelte er verunsichert. Vorsichtig nahm ich meine Arme wieder runter und sah ihn scheu an. Er wusste nicht was er machen sollte und sah sich nachdenklich um, dann hielt er mir die Hand hin.

 "Ich heiße Xabiani Ponce de León und sie?", fragte er mich zaghaft. Ich wich automatisch ein paar Schritte zurück und er ließ die Hand sinken. "Cla... Ähm... Maria Clara Alonso...", murmelte ich zurückhaltend und verängstigt. "Xabi? Wo bist du?", rief Diego nach Xabiani. Ich zuckte erschrocken zusammen und sah wie Diego uns entdeckte. Er lief schnell auf uns zu. Mich überforderte die Situation total und rannte los. Dabei rannte ich unseren Regisseur fast über den Haufen. "Clara! Sei doch ein wenig vorsichtiger!", schrie er mich wütend an, als ihm alles zu Boden fiel. "Tut... tut mir leid!", stammelte ich und ich hörte wie Diego mich auslachte. Jetzt kamen mir die Tränen und ich rannte in meine Garderobe und schloss hinter mir ab. Weinend setzte ich mich in die hinterste Ecke des Raumes und versuchte meine Angst zu kontrollieren. Doch ich schaffte es nicht... Mein einzigster Lieblingsplatz und Rückzugsort hatte sich augenblicklich in  die Hölle verwandelt. Es war wie ein böser Traum, doch ich wusste, dass es die Realität war und das war nun mal das allerschlimmste an der ganze Geschichte...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt