67. Borderline - Syndrom

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Lange beobachtete ich Diego beim Schlafen. Er sah so süß und friedlich aus. „Das du es überhaupt mit mir aushältst... Ständig habe ich Panikattacken, bin zickig oder verletzend. Ich habe es ein wenig übertrieben, denke ich. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich werde verdammt schnell eifersüchtig, aber das hast du ja nun gemerkt. Ich habe Angst dich zu verlieren. Ich habe Angst, dass ich irgendetwas falsch mache. Ich habe Angst... vor mir selbst. Ich bin für jeden eine Gefahr, sogar für mich. Ich habe nämlich die Borderline – Krankheit. Ich habe es von meinen Eltern geerbt. Nachdem was mir mit Angelo passiert ist hat sich die Persönlichkeitsstörung verschlimmert. Du hast recht... 

Es wäre wirklich besser wenn wir nur Freunde wären, aber noch besser wäre es wahrscheinlich, wenn wir uns gar nicht kennen würden. Ich müsste dann nicht zusehen wie du innerlich zerbrichst wegen mir. Du machst dir zu viele Sorgen um mich und setzt dafür viel zu viel aufs Spiel! Aber ich finde es total süß wie du mich vor Nisco verteidigt hast. Er ist einfach ein Arsch. Ich hoffe so sehr, dass es unser Kind ist... Ich könnte nie ein Kind von Angelo, geschweige denn Brutus aufziehen. Es würde mir immer die schlimmen Erinnerungen zeigen", murmelte ich traurig und spürte wie Diego sich sanft an mich klammerte. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass auch Angelo als Vater in Frage kommt?", hörte ich Diego leise fragen. Ich erschrak leicht und Tränen liefen mir über die Wangen. „Ich hatte Angst vor deiner Reaktion...", gab ich genauso leise zurück. 

„Du brauchst keine Angst vor mir haben, Clari! Ich liebe dich so wie du bist, egal ob mit oder ohne Persönlichkeitsstörung! Das mit dem Kind wird schon werden, dass verspreche ich dir, meine Süße!", sagte Diego und hob den Kopf um mich anzusehen. Er lächelte mich sanft an und sah mir tief in die Augen. „Das ich Angst vor dir habe liegt an meiner Krankheit... Das tut mir wirklich leid. Ich liebe dich auch so sehr!", hauchte ich und merkte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Diego streckte die Hand nach mir aus und wischte sanft die Tränen weg. „Nicht weinen, meine Prinzessin! Es ist doch nicht schlimm! Bitte entschuldige dich nicht ständig! Du kannst doch nichts dafür, dass du diese verdammte Krankheit hast. Ich werde dich trotzdem immer lieben!", meinte er ruhig und drückte mir einen Kuss auf die verweinte Wange. 

Ich schluchzte leise auf und schloss die Augen. Ich fühlte, wie Diego seine Arme ganz sanft um mich legte und mich an sich zog. Weinend ließ ich meinen Kopf auf seine Brust sinken und klammerte mich vorsichtig an ihn. „Clarita! Bitte nicht weinen... Du bist meine wunderschöne Prinzessin und meine Prinzessin soll nicht weinen!", beruhigte er mich und streichelte behutsam über meine Schultern. „Ich möchte den Vaterschaftstest machen!", schniefte ich mit fester Stimme. Diego hielt verwirrt inne. „Das Kind ist doch noch gar nicht da... Wie willst du das anstellen?", fragte er mich irritiert. Ich schniefte leicht und löste mich langsam von ihm. Eilig wischte ich mir meine Tränen weg und sah auf meinen Schoß, wo ich gerade meine Hände bettete.

 „Man kann auch einen vorgeburtlichen Vaterschaftstest machen. Er ist nicht riskant, aber es ist teuer und es dauert eine Woche... Nur hätten wir dann Gewissheit. Ich will wissen woran ich bin, Diego...Ich will mit dir zusammen sein und ich würde gerne mit dir zusammen ein Kind aufziehen. Ich will nur unser Kind aufziehen! Kein anderes!", sagte ich leise und sah zögerlich wieder Diego an. Er sah nachdenklich auf meine Hände und kaute auf seiner Unterlippe herum. Ich zitterte nervös und sah ihn an. „Was muss ich machen? Und was viel wichtiger ist, was musst du machen?", murmelte er leise und hob den Blick. Er hatte Angst um mich und dem Kind. Ich atmete auf und nahm ganz vorsichtig seine Hand. „Uns wird nur Blut abgenommen und auf die gleiche DNA getestet. Denn in meinem Blut befindet sich auch die zelllose DNA des Fetus. 

Nach dem Entnehmen wird die DNA des ungeborenen Kindes isoliert und untersucht. Wenn du der Vater bist, dann trage ich ein Teil deines Blutes in mir. Es ist wirklich nicht riskant. Weder für mich noch für das Kind. Mach dir da keine Sorgen!", antwortete ich ruhig und sanft. Diego dachte nach. Sein Blick fiel auf unsere Hände und ein Lächeln zuckte kurz über sein Gesicht. Zärtlich fuhr er mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Ich liebe dich sehr, Clari! Ich könnte nie zu lassen das dir etwas passiert", hauchte er und sah mich wieder an. „Ich liebe dich auch, Diego! Aber was meinst du damit?", fragte ich nervös. Will er es gar nicht wissen? Mag ich mich nicht mehr? Aber er sagte ja gerade, dass er mich lieben würde... „Hör auf an dir selbst zu zweifeln, Prinzessin! Ich mache es! Weil ich weiß, dass es dich glücklich macht", meinte er ruhig und lächelte mich an. 

Ich seufzte erleichtert und zog ihn sanft in eine Umarmung. „Danke, mein Süßer!", wisperte ich leise und drückte mich leicht an ihn. „Du musst dich nicht bedanken, Süße. Ich möchte es schließlich auch wissen, aber ich mache es größtenteils für dich!", flüsterte er und erwiderte die Umarmung. Lange saßen wir so da, Arm in Arm aneinander gekuschelt. Wir lösten uns erst als es an der Tür klopfte und ein Arzt den Raum betrat. „Guten Abend, Señorita Alonso. Freut mich sehr Sie wach zu sehen!", sagte der Arzt. „Guten Abend!", antwortete ich leise. Der Arzt sah von seinem mitgeführten Klemmbrett auf. „Haben Sie ein anliegen oder warum klingen Sie so bedrückt?", meinte er und sah erst mich, dann Diego an. 

„Wir würden gerne einen vorgeburtlichen Vaterschaftstest machen!", sagte ich ruhig und lehnte mich an Diego. „Ja, also... Klar, warum nicht. Das ließe sich einrichten. Jetzt?", fragte der Arzt uns. Wir nickten beide. „Gut, dann werde ich gleich eine Schwester schicken, die von Ihnen das Blut abnehmen wird! Entspannen Sie sich ein wenig", antwortete der Arzt und verließ den Raum. Ich versuchte mich ein wenig zu Entspannen und in Diegos Armen ging es immer am besten. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Liebevoll legte Diego seine Hand auf meinen leicht gewölbten Bauch und streichelte zum ersten Mal seit langen wieder darüber.



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