123. Unerfreuliches Wiedersehen

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Ich hatte noch ein paar Stunden Zeit bis der Musicalunterricht anfing, also lud Diego mich kurzerhand zum Mittagessen ein. Er fuhr mich in ein Café das mitten in der Innenstadt lag. Wir setzten uns draußen hin und genossen das Wetter. Die Sonne brannte warm auf uns hinunter, aber nicht so heiß das es nicht auszuhalten war, sondern angenehm warm. Ich hielt mein Gesicht in die Sonne und spürte Diegos Blick auf mir liegen.

 „Du bist so wunderschön wie damals! Jeden Tag aufs neue, bemerke ich, warum mich in dich verliebt habe. Du bist in vielerlei Hinsicht wunderbar! Du bist eine erstklassige Mutter, eine prächtige Frau und eine wunderbare Freundin! Du hast ein großes Herz und das nach alldem was du und auch ich durch gemacht haben!", sagte er und griff über den Tisch nach meiner Hand. Ich öffnete die Augen und sah ihn an. „Was ist damals überhaupt passiert?", fragte ich vorsichtig. 

Endlich wollte ich die Fragen beantwortet haben, die mich die ganze Zeit begleitet haben. Diego senkte den Kopf. Fest drückte ich seine Hand und sah ihn aufmunternd an. „Es war während einer Drehpause. In einem Gebäude war das Buffet aufgebaut, damit das Essen nicht der Hitze ausgesetzt war. Niemand wusste, dass dort eine Bombe deponiert wurde. Jorge hatte mich und Lodovica zum Essen eingeladen, also sind wir reingegangen. 

Ich konnte deine Worte einfach nicht vergessen. Die ganze Zeit war ich mit den Gedanken bei dir. Jorge hatte uns etwas zu essen geholt und ich war für die Getränke zuständig. Dann detonierte die Bombe. Ich dachte, ich würde jetzt sterben, würde dich nie wieder sehen! Ich hatte fürchterliche Angst", murmelte er und seine Stimme erstarb. Ich nahm meinen Stuhl und setzte mich direkt neben ihn. Ich sah wie Tränen von seinen Wange auf seine Jeans tropften. 

Ich legte meine Arme um seinen Oberkörper und schmiegte mein Gesicht an seine Schulter. Er sah mich mit seinen rot angeschwollen Augen an. „Ich hatte auch Angst! Mir ist mein Herz stehen geblieben, als du mich angerufen hattest", antwortete ich leise. Sanft zog Diego mich an sich. Ich kuschelte mich an ihn und lauschte seinem schnellen Herzschlag. „Entspanne dich wieder, Diego! Ich bin da. Alles ist gut!", hauchte ich und strich beruhigend über seinen Brustkorb. 

Fest schlang er seine Arme um meinen zarten Körper, der mittlerweile noch magerer war als ohnehin schon, und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Ich spüre deine Rippen, Clari... Ich mache mir Sorgen um dich!", murmelte er in meine Haare und ich spürte seinen warmen Atem in meinen Nacken. Mein Herz wurde schwer bei dem Schmerz, der in seiner Stimme mitschwang. 

„Du hast mich lange nicht mehr nackt gesehen und ich denke, das willst du im Moment auch gar nicht." Beruhigende Worte waren das ja nicht gerade von mir. Ich erreichte, dass er sich an mich klammerte und sein Körper von lautlosen Schluchzern geschüttelt wurde. Manchmal sollte ich mein großes Maul halten. Ich kuschelte mich an ihn und streichelte weiterhin über seine Brust. Am besten schwieg ich jetzt, sonst würde ich noch alles schlimmer machen. Die Bedienung brachte uns zwei Wasser und die Speisekarte. 

„Brauchen wir nicht! Wir nehmen eine große Salamipizza! Mein Mädchen braucht mal was auf die Rippen!", sagte Diego mit tränen erstickter Stimme. Die Bedienung nahm die Karte wieder an sich, notierte die Bestellung und ging wieder. „Ich bin gerne dein Mädchen und zwar nur deins!", antwortete ich ihm liebevoll. Ich hob mein Kopf ein wenig an um ihm in die Augen zu schauen. Eine kleine Narbe verlief über seine Wange. „Ich liebe dich, Diego! Bitte zweifle nie daran!", hauchte ich und strich liebevoll über die Narbe. Er grinste frech und strich über meinen Rücken.

 „Langsam mache ich dir Konkurrenz, was dir Narben angeht!", meinte er grinsend. „Aber ich liebe dich so wie du bist und nicht anders!" Zärtlich legte ich meine Lippen auf seine. Fest drückte er mich an sich und erwiderte dann. Aus Luftmangel lösten wir uns voneinander und sahen uns strahlend an. Für einen kurzen Augenblick fiel Diegos Blick hinter mich, dann wurde er dunkel. Verwirrt sah ich mich um. Was auch immer Diego sah, mir fiel es nicht auf. „Clara...", fing er an, beendete seinen Satz nicht, stattdessen spannte er sich an und zog mich auf seinen Schoß. 

Schützend legte er seine Arme um mich und küsste meine Wange. Doch seine Aufmerksamkeit galt nicht mir. Sie galt jemanden hinter mir. „Was willst du?", knurrte Diego und ein tiefes, raues Lachen ertönte hinter meinem Rücken. Leider kannte ich das Lachen nur all zu gut. „Ach musst du deine kleine süße Schnecke beschützen, Diegolein?", zischte Brutus gehässig und näherte sich uns. „Bleib ruhig, Diego! Es ist alles gut!", beruhigte ich ihn leise und versuchte seinen Blick aufzufangen. Ich merkte wie er mich näher an sich zog. 

„Lass dich nicht provozieren!" Seine Augen waren dunkel vor Hass, was ich ihm auch nicht wirklich übel nahm. Schließlich stand da der Typ, der mich vergewaltigt und wegen dem ich mich fast umgebracht hatte. Brutus kam immer näher. Ich befreite mich aus Diegos Griff und stand auf, so dass ich meinem Vergewaltiger in die Augen sehen konnte. Sein Blick war schroff und er musterte mich abschätzig. Natürlich bemerkte mein Freund wie Brutus mich ansah. „Lass sie in Ruhe! Du hast ihr genug angetan! Verschwinde einfach!", keifte er, doch mein Peiniger hörte nicht auf ihn.

 „Was ich ihr angetan habe, kann ich ihr noch einmal antun! Und das werde ich auch! Du musst es nur abwarten", meinte er unheilvoll und grinste dreckig. „Was habe ich dir je getan?", fragte ich ihn leise. „Du wurdest geboren! Das alleine ist schon ein Grund dafür dich zu hassen!" Schmerz flackerte kurz in seinen Augen auf, dann wandte er sich ab und lief davon. Irritiert sah ich ihm nach. „Was war das denn?", fragte Diego mich verwirrt. 

„Ich habe keine Ahnung! Das war gerade mehr als nur merkwürdig", antwortete ich ihm und drehte mich wieder um. Er war auch aufgestanden, was ich gar nicht bemerkt hatte. Nun kam er ein paar Schritte auf mich zu und strich mir über die Wangen. „Ist mit dir alles in Ordnung?", fragte er mich vorsichtig. „Was sollte sein? Ich habe dich an meiner Seite!", meinte ich und grinste zaghaft. Er zog mich fest an seine Brust. Er war sehr anhänglich geworden, dass merkte ich sofort und sehr besitzergreifend.  

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt