54. Das Grauen im Flugzeug

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Heimlich fotografierte ich ihn ebenfalls, aber ich entschied, keines dieser Bilder auf Instagram zu stellen, weil mir keines so richtig gut gefiel. Nach kurzer Zeit stand Diego auf und ging zum Fenster. Er sah auf die Skyline von Madrid. Er stand im Sonnenlicht und schloss die Augen. Nun machte ich noch ein Foto und dieses Mal gefiel es mir sehr gut. Sofort stellte ich es auf Instagram mit dem Text: „Danke, dass du so bist wie du bist! Ich liebe dich, mein Süßer!" Ich machte sofort einen Screenshot und schickte es Lara. „Kleine Rache!", schrieb ich dazu. Ich stellte das Bild als mein Hintergrundbild ein und legte mein Handy wieder zur Seite. „Das Bild ist schön!", murmelte ich und ging zu ihm. Er lächelte frech und legte einen Arm um mich. „Das Bild ist nur so schön, weil du darauf bist!", schleimte er. Ich grinste ihn an. „Du willst nicht Laras Reaktion darauf wissen!", sagte ich lachend. Er stimmte mit ein ins Lachen. „Also, ich kann mir gut vorstellen, dass sie kreischend durch die Redaktion gesprungen ist!", antwortete er mir lachend. Ich nickte. „Ging mir auch durch den Kopf... Wann gehen wir los? Ich meine, zum Flughafen ist es ein kleines Stück...", fragte ich nun. Diego drückte mir einen Kuss auf die Stirn, fuhr seinen Laptop runter und nahm sein Handy zur Hand. Er warf einen Blick drauf und entsperrte es. „Gibt mir fünf Minuten und wir können... Das ist nicht dein Ernst!", sagte er überrascht. Ich fing wieder an zu lachen. „Mein voller Ernst und Lara weiß auch schon Bescheid! Gern geschehen!", lachte ich frech. Diego sah mich an und schüttelte belustigt den Kopf.

„Naja, jetzt sind wir ja quitt!", sagte er und packte seine Sachen eilig in den Koffer. „Sehe ich auch so! Vergiss deinen Laptop nicht!", erwiderte ich und sah ihm dabei zu, wie er seine Sachen in den Koffer quetschte. Als er es dann endlich geschafft hatte, gingen wir gemeinsam zur Rezeption und checkten aus. Händchen haltend liefen wir zum Flughafen. „Ich bin total froh, dass ich dich hier wiedergefunden habe! Ich hätte mir das nie verziehen!", murmelte ich ehrlich. Sanft strich Diego mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Zu gehen war der größte Fehler meines Lebens und ich werde es nie wieder tun, Prinzessin! Ich kann es nicht riskieren, dass du dich wieder so in Gefahr begibst nur wegen mir!", schwor er mir. Ich lächelte ihn verliebt an. Er erwiderte den Blick genauso. Je näher wir dem Flughafen kamen desto nervöser wurde ich. Diego ließ meine Hand los und legte seinen Arm um meine Schultern. „Hab keine Angst, Clari! Ich bin bei dir und beschütze dich, versprochen!", raunte er mir zu und wir betraten den Flughafen. Gerade wurde unser Flug aufgerufen und Diego ging mit mir zusammen zum Schalter. Dieses Mal hatte ich nicht ganz so viel Glück und ein Mann saß dort. Ich wurde wieder total nervös und zitterte aufgeregt. Zärtlich streichelte Diego meinen Arm und zog mich näher an sich. Er redete mit dem fremden Mann und kurze Zeit später saßen wir im Flugzeug und warteten auf den Start. Ich saß am Fenster, da Diego nicht zulassen wollte, dass sich jemand fremdes neben mich setzte. Zum einen, weil er Angst hatte, dass ich in Panik geraten könnte und zum anderen, weil er mich mit niemanden teilen wollte.

Ich sah nochmal auf mein Handy, bevor ich es für den Start ausschalten musste. Ich musste an den Hinflug denken und an die kleine Clara, die nun hier in Spanien in ein Heim können würde. Leise seufzend schaltete ich das Handy aus. „Wir sind bald zuhause, Prinzessin! Mach dir keine Sorgen", sagte Diego ruhig und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich schnallte mich an und lehnte mich dann sanft an seine Schulter. „Ich liebe dich, mein Liebling!", hauchte ich und legte meine Wange vorsichtig an seine. „Ich liebe dich viel mehr, mein Schatz!", erwiderte er und legte seinen Arm um mich. Ich war glücklich, bis sich ein riesiger muskulöser Mann sich neben Diego setzte. Sofort machte ich mich kleiner als ich eigentlich war. Unruhig versteckte ich mich hinter Diego und wimmerte leise.„Ganz ruhig, Prinzessin! Er kann dir nichts antun! Ich passe auf dich auf!", beruhigte er mich liebevoll. Der fremde Mann sah nachdenklich zu uns. Ich wich seinem Blick sofort aus und Diego bemerkte es. Behutsam zog er mich an sich und drehte sich dann ein wenig zu dem Fremden.

„Sie hat Angst vor fremden Männern. Sie hatte schlechte Erfahrungen gemacht", erklärte Diego dem Fremden. „Das tut mir echt leid für ihre Freundin... Ich werde ihr nichts tun. Ich verletze keine Frauen. Das ist nicht richtig! Ich heiße übrigens Martin!", stellte sich der Fremde vor. Ein wenig neugierig wurde ich dann doch und sah Martin scheu an. Ich zitterte etwas und drückte mich fest an Diego. „Ich heiße Diego und das ist Clara", stellte Diego uns vor und streichelte mir beruhigend über den Rücken. Martin lächelte mich leicht an und ich lächelte unsicher zurück. Diego sah zwischen mir und Martin hin und her. Ein wenig zeichnete sich die Eifersucht ins einem Gesicht ab. Martin und ich sahen uns lange in die Augen. Er hatte etwas sehr magisches an sich. Ich vergaß die Angst, die ich eigentlich vor Martin hatte und ich vergaß Diego, der mich immer noch im Arm hielt und immer eifersüchtiger wurde. „Clara ist ein sehr schöner Name!", sagte Martin leise und ich antwortete mit einem Lächeln. Ich löste mich erst von Martins Augen, als sich das Flugzeug in Bewegung setzte. Ich setzte mich aufrecht hin und sah kurz Diego an, der Martin eifersüchtig anstarrte. Ich dachte kurz darüber nach Diegos Hand zu nehmen, ließ es dann aber sein und sah aus dem Fenster. Nachdem wir schon mehrere Stunden in der Luft verbracht hatten, schlief ich an Diegos Brust gekuschelt ein. Ich spürte die ganze Zeit über seine Nähe, doch dann wurde ich von lautem Geschrei wach. Erschrocken schreckte ich hoch und bemerkte, dass da gar nicht mehr Diego, sondern Martin neben mir saß.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt