86. Ehestreit ohne Ehe

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Ich legte meinen Kopf auf seinen Schoß und schluchzte leise. Diego legte sich an das Bett und strich mir sanft durch die Haare. „Mach dir keine Sorgen, Clari. Violetta wird nichts passieren!", hauchte er beruhigend. „Und was wenn doch?", murmelte ich leise. „Es wird nichts passieren!", beteuerte er. Ich schluchzte weiter. Diego seufzte müde und zog mich an sich. Ich kuschelte mich näher an ihn. Ich beruhigte mich langsam. Als ich aufgehört hatte zu weinen stand ich auf und lief zur Tür. „Wo willst du hin, Clara?", fragte mich Diego.

 „Ich muss zu Violetta! Ich kann jetzt doch nicht einfach so hierbleiben!", jammerte ich und wieder liefen mir Tränen über die Wange. Ich drehte mich wieder zur Tür. „Maria!", sagte Diego und ich erstarrte. Er nannte meinen Erstnamen. Nur meinen Erstnamen. „Es ist mitten in der Nacht! Du wirst nirgendwo hingehen! Außerdem war es nur ein Traum. Violetta ist im Krankenhaus in Sicherheit! Bleib hier!", sagte er bestimmt. „Du kannst mich nicht hierbehalten, Diego!", schluchzte ich und öffnete die Tür. 

„Du wirst da hin gehen, nachfragen ob du zu ihr kannst und wirst wieder weggeschickt!", murmelte er sanft und kam auf mich zu. Ich zögerte etwas. Er hatte ja recht, das wusste ich ja, aber ich wollte es nicht wahrhaben. „Leg dich wieder hin und schlaf ein wenig!", besänftigte Diego mich. „Lass mich! Ich will zu ihr! Weder du noch sonst wer wird mich davon abhalten! Leg dich wieder schlafen und scher dich nicht um mich! Ich bin nicht dein Eigentum!", fauchte ich ihn an. 

„Aber meine Verlobte und ich mach mir Sorgen um dich! Ich kann jetzt nicht einfach so tun als wäre nichts! Lass dir doch helfen, Clara!", meinte er inzwischen gereizt. „Halte mich doch davon ab! Schlag mich doch, wenn es dir nicht passt was ich tue! Wäre ja nicht das erste Mal!", fuhr ich ihn an. Er senkte sofort den Blick. Ich hatte ihn mit meinen Worten fürchterlich verletzt. „Diego... Ich...", fing ich an. „Du willst gehen? Dann tue es! Ich will dich nicht davon abhalten! Aber wenn dir etwas passiert, dann hoffe nicht auf meine Hilfe!", sagte er verletzt und sauer. 

„Es tut mir...", versuchte ich es nochmal, doch wieder unterbrach er mich. „Lass gut sein, Clara! Ich habe schon verstanden! Du siehst mich einfach nur als ein Monster, so wie Brutus und Angelo! Jetzt verschwinde!", schrie er mich an und deutete auf die immer noch geöffnete Tür. Würde ich jetzt gehen, dann würde ich ihn verlieren... Wütend drehte sich Diego um und verschwand auf dem Balkon. Ich schluchzte auf und dachte an meinen Traum. „Warum liebt Papa dich nicht mehr?", hörte ich Violettas zarte Stimme in meinem Kopf. Warum träumte ich so was? Ich ging leise zum Balkon. „Diego, ich will...", murmelte ich leise. 

„Mir ist egal was du willst! Verschwinde, Clara! Ich will dich nicht mehr sehen!", gab er kalt zurück. „Warum? Liebst du mich nicht mehr? Hast du mich überhaupt jemals geliebt?", schrie ich ihn an. Als er sich zu mir drehte, sah ich in seinen Augen Hass, Wut und Trauer. Die Liebe, die sonst immer in seinen Augen flimmerte, war erloschen. „Du hast keine Ahnung, Clara! Wegen dir habe ich mir fast die Karriere ruiniert! Ich hätte mein verdammtes Leben für dich gegeben! Ich habe Schmerzen ausgehalten nur um dich zu schützen! 

Du hast keine Ahnung, wie sehr ich alleine nur wegen dir gelitten habe und als Dank bekomme ich Vorwürfe? Ich glaube wohl du spinnst! Jetzt verschwinde endlich aus meinen Augen! Nicht, dass ich wieder zu schlage!", fuhr er mich an. Tränen liefen mir über die Wangen. „Ich habe dir vertraut, Diego! Jeden verdammten Tag, den wir getrennt waren, habe ich mich nach dir gesehnt! Nach dir und deiner beruhigenden Wärme! Ich habe mich verdammt nochmal in dich verliebt, Diego! 

Aber anscheinend warst du es nie wert! Du hast dich nicht verändert. Du bist genauso so verlogen wie früher!", keifte ich zickig und wandte mich zum gehen. An der Tür blieb ich nochmal kurz stehen und sah ihn an, bevor ich verletzt sagte: „Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich bei dem Absturz gestorben wäre! Dann hättest du diese Problem gar nicht und deine lästige Verlobte wärst du dann auch los!" Damit schlug ich die Tür hinter mir zu und lief zu Madeleines Zimmer. Die Tür öffnete sich, bevor ich überhaupt klopfen konnte. 

„Ich habe euch gehört, Clari... Willst du bei mir schlafen?", fragte sie mich mitfühlend. Ich nickte schluchzend und betrat ihr Zimmer. „Das letzte was du gesagt hattest, das war schlimm, dass ist dir bewusst, oder?", murmelte sie und brachte mich zu ihrem Bett. „Das kann mir doch egal sein! Ich habe das ausgesprochen, was er gedacht hatte! Diesen Idioten wollte ich auch noch heiraten! Ich spinne wohl!", brummte ich weinend. „Hey, Süße. Beruhige dich erstmal und dann schlaf! Morgen früh sieht die Welt bestimmt besser aus, vertraue mir!", hauchte Maddie ruhig und strich mir sanft durch die Haare. 

Ich legte mich in ihr Bett und schloss die Augen. Unruhig versuchte ich in den Schlaf zu finden, doch es war unmöglich. Doch als aus dem Nebenzimmer ein lauter Knall ertönte, war ich wieder hellwach. „Diego!", schrie ich auf und rannte aus dem Zimmer. Madeleine riss ich dabei aus ihrem Halbschlaf. Mit zitternden Händen versuchte ich die Tür zu öffnen. „Was wenn dieser Knall ein Schuss war? Ich könnte es mir nie verzeihen!", schluchzte ich panisch und schaffte es endlich die Tür zu öffnen. 

Die Balkontür stand noch immer sperrangelweit offen, doch dort war Diego nicht. Ich fand ihn zusammengesunken und vollkommen fertig hinter dem Bett. Sein Blick war leer und glasig. Maddie schloss leise die Tür und ging wieder in ihr Zimmer. „Diego! Hey!", murmelte ich leise. Er reagierte nicht, stattdessen liefen ihm ein paar Tränen über die Wangen. Ich kniete mich vor ihn. „Es tut mir leid. Das was ich gesagt habe, dass war falsch und unüberlegt! Verzeih mir!", schluchzte ich leise und sah ihn erwartungsvoll an. 

Statt irgendwas zu sagen, schloss er die Augen und drehte den Kopf weg. Ich kletterte neben ihn und wollte mich an ihn kuscheln, doch er wich mir aus. „Hör auf, Maria Clara Alonso!", murmelte er immer noch ganz schön sauer. „Und pass auf, dass ich dich nicht schlage!" Ich hatte scheiße gebaut und zwar so richtig!

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt