88. Dumm gelaufen

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Fassungslos ließ ich den Zettel sinken

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Fassungslos ließ ich den Zettel sinken. Er konnte doch nicht einfach so verschwinden! Neben dem Bett lag eine meiner Robin Ruth Handtaschen, die Diego mir anscheinend mitgebracht hatte. Diese schnappte ich mir jedenfalls und steckte den Zimmerschlüssel und mein Handy ein. Dann rannte ich aus dem Zimmer und sprintete barfuß in die Lobby des Hotels.

Das Kleid wehte mir um die Beine. Meine Haare flogen mir über die Schulter und hingen mir für einen kurzen Moment im Gesicht. Ich lief eilig in den Frühstücksraum und sah mich um. Es war alles so edel und ordentlich und mitten drin ich, barfuß, in einem schlichten Sommerkleid, einer braunen Robin Ruth Handtasche mit der Aufschrift „Madrid" und inzwischen total verwuschelten Haaren.

Ich lief schnell und leise an den vielen Tischen vorbei und ließ währenddessen meinen Blick über die anwesenden Gäste schweifen

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Ich lief schnell und leise an den vielen Tischen vorbei und ließ währenddessen meinen Blick über die anwesenden Gäste schweifen. Es war gerammelt voll hier unten, also fragte ich einen Kellner, ob dieser zufällig Diego gesehen hatte. Er deutete auf einen Tisch, ganz hinten in der Ecke, der für mich kaum sichtbar war. Ich bedankte mich und lief eilig hin. Tatsächlich saß er da noch und nippte gedankenverloren an seinem Kaffee, während er aus dem Fenster starrte. Als ich an seinem Tisch stehen blieb, drehte er den Kopf und sah mich an.

Ein leichtes Lächeln zuckte über sein Gesicht, dann sah er wieder nach draußen. Hatte er denn gar nichts zu sagen? „Was erwartest du von mir jetzt?", fragte er mich, so als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich setzte mich ihm gegenüber. „Eine Erklärung wäre vielleicht ganz nett oder eine verdammt gute Ausrede...", schlug ich vor und sah ebenfalls aus dem Fenster, „...oder ein Kuss!" Diego drehte seinen Kopf zu mir und sah mich überrascht an. Ich erwiderte den Blick und zuckte leicht mit den Schultern.

Er lehnte sich leicht über den Tisch und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Vorsichtig erwiderte er den Kuss und strich liebevoll und zärtlich über meine Wange. Als wir uns wieder lösten, senkten wir beide lächelnd den Blick. Schüchtern spielte ich mit meinem Rockzipfel. Ich spürte wie Diego mich anstarrte. Unsicher hob ich meinen Blick und sah in seine wunderbaren braunen Augen, die mich mal wieder in ihren Bann zogen. „Das Kleid steht dir Clara...", sagte er leise und zurückhaltend.

„Danke...", murmelte ich zaghaft, „Wann geht dein Flug?" Diego seufzte und sah wieder nach draußen. „Ich werde nicht gehen! Ich bleibe hier bei dir und Violetta!", berichtete er sanft. „Wirklich?", hauchte ich überrascht. Er sah mich wieder an und nickte lächelnd. Freudig quiekend sprang ich auf und zog alle Blicke auf mich. Mir war es egal! Mein Diego würde bei mir bleiben! Ich lief einmal um den Tisch herum und sprang auf Diegos Schoß. „Nicht so wild, meine Süße!", lachte Diego und hielt mich sanft fest. Ich schlang meine Arme sanft um seinen Hals und drückte ihn sanft an mich. Vernunft, Vertrauen, Liebe und Freude tanzten gerade Tango in mir.

„Süße, alle starren uns an!", murmelte er in mein Ohr und drückte mir einen Kuss auf die Schulter. Verlegen kletterte ich wieder von seinem Schoß und setzte mich auf meinen Platz zurück. Diego lächelte mich glücklich an. Ich, hingegen, hielt den Kopf gesenkt und war am grinsen wie eine Blöde, während mir vor Freude Tränen über die Wangen liefen. „Du trägst die Kette...", stellte Diego leise fest. Ich hob den Blick und sah ihn lächelnd an. „Warum auch nicht? Schließlich ist sie von dir!", sagte ich und nahm seine Hand.

„Wollen wir hoch gehen?", fragte Diego mich sanft und lächelte. Ich nickte zufrieden. Gemeinsam standen wir auf und ich nahm meine Tasche. Diego musterte mich und fing an zu grinsen. „Aha, barfuß also...", grinste er. „Ja, also... Ich hatte es eilig!", verteidigte ich mich. Wir verließen den Saal und gingen in unser Hotelzimmer. Diego legte seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Ich kicherte etwas und schmiegte mich an ihn. Er küsste zart meinen Hals. „Übertreib es nicht!", kicherte ich und zwickte ihm sanft in die Seite, „Ich war erst schwanger!"

Diego löste sich von mir und legte seine Stirn an meine. „Naja, aber ich hätte kein Problem damit, wenn du es nochmal werden würdest!", erwiderte er und strich über meinen Rücken. Ich grinste. Männer! Er küsste mich zärtlich und ich schlang meine Arme um seinen Hals. Gerade war ich total glücklich, doch dann meinte Trauer sich einmischen zu müssen. Trauer hatte Angst im Schlepptau und Panik war aus dem Urlaub zurück. Ich stieß Diego von mir weg und wich vor ihm zurück. Erschrocken sah er mich an.

Panik meinte, ich sollte wegrennen, Angst sagte mir, ich sollte mich verstecken und Vernunft riet mir zu bleiben. Liebe redete sanft auf mich ein und versuchte Panik und Angst zu beruhigen. Freude hatte sich zurückgezogen und Misstrauen übernahm ihren Platz. Ich verstand meinen Körper nicht mehr. Ich drehte ihm meinen Rücken ruckartig zu, so dass meine Haare über meine Schulter flogen. Vertrauen versuchte Angst zu sagen, dass Diego mir nichts tun würde, doch Angst glaubte Vertrauen nicht. Innerhalb weniger Sekunden hatte Panik die Überhand gehabt und ich wollte aus dem Zimmer rennen, doch Diego reagierte schnell und fing mich ein, bevor ich raus konnte.

Angst ließ mich weinen, schreien, kreischen. Nun mischte sich die Verzweiflung ein. Diego war stärker als ich. Ich hörte auf gegen ihn an zu kämpfen. Er drückte mich sanft an seine Brust und strich mir durch die Haare. „Ganz ruhig, Clari! Ich tue dir nichts. Beruhige dich, Süße!", redete er leise auf mich ein. Vorsichtig ließ er sich mit mir im Arm zu Boden sinken. Ich zitterte vor Angst und wusste gar nicht was ich nun tun sollte. Langsam beruhigte ich mich wieder. Diego ließ mich vorsichtig los, dann, plötzlich, war Panik wieder da. Ich sprang auf und rannte zur Tür.

Einen Moment versuchte ich auf Vernunft zu hören und sah zu Diego, der mich traurig, geschockt und überrascht anstarrte. Als er aufstand, widmete ich mich wieder meiner Panik und rannte aus dem Zimmer. Dabei übersah ich fast Madeleine, die verschlafen zu uns kommen wollte. Eilig lief ich an ihr vorbei und rannte runter in die Lobby raus auf die Straßen Roms. Ich kannte mich null aus und hatte mich auch relativ schnell verlaufen. Ich war in einem Kneipenviertel gelandet.

Das hatte ich ja unbedingt gebraucht. Ich hatte Angst vor meinem eigenen Freund, aber hielt mich in einem Viertel mit betrunkenen Männern auf. Genau so einer kam gerade ekelhaft grinsend auf mich zu. „Na Schönheit. Was macht eine so schöne Frau alleine in diesem Viertel?", fragte mich der kräftig gebaute Mann. Ich musste schlucken. Ich hatte fürchterliche Angst! Warum musste ich auch immer auf Panik hören? „Ich... ich habe mich ver...verlaufen", stotterte ich schüchtern. „Ist doch nicht schlimm. Komm mal mit!", meinte er und zog mich mit sich.

Ich sah mich nach Diego um. Warum war nicht da? Der Fremde zog mich in eine der vielen Kneipen. Er stieß mich in eines der vielen Zimmer und warf mir ein paar Klamotten zu. „Zieh das mal an!", meinte er boshaft. Schüchtern und scheu zog ich mich um. „Ich heiße übrigens Carlo", stellte sich der ekelhafte Typ vor. „Clara", murmelte ich eingeschüchtert. Als ich mich umgezogen hatte, sah ich an mir runter. Der Mini-Rock bedeckte gerade so meinen Hintern und das Top lag so eng an, dass ich kaum atmen konnte. Ich fühlte mich vollkommen unwohl.

„Ich sehe aus wie eine Prostituierte...", murmelte ich leise. Carlos grinste. „Das ist ja auch Sinn der Sache, Kleine! Ich denke die Kerle an der Theke werden sich um dich reißen!", meinte er und dann fiel sein Blick auf meine Kette. „Was ist das?" Ich legte meine Hand auf den Ring. „Das ist mein Verlobungsring!", fauchte ich leise. Carlos kam auf mich zu und riss mir die Kette vom Hals. „Nein!", schrie ich und versuchte ihm die Kette zu entwenden.

„Das gehört mir!" Carlos stieß mich in eine Ecke des Zimmers, dann nahm er meine Sachen und verließ das Zimmer. Blöderweise schloss er hinter sich ab. Ich sah mich um. Es gab ein Bett, eine Lampe und etwas zu trinken, das blöderweise nur Alkohol war. Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich ließ mich auf das Bett fallen und weinte. Nach gefühlten Stunden öffnete sich die Tür und Angelos Doppelgänger betrat den Raum. Dieses Mal konnte Diego mich nicht retten!


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt