6. Diego und Angelo

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Als ich wach wurde, sah ich einen schlafenden Diego neben mir, der meine Hand hielt. Ich brauchte ein paar Minuten bis ich begriff, was er da tat. Erschrocken riss ich ihm meine Hand weg und rutschte auf die andere Seite des Bettes. Verschlafen hob Diego den Kopf und sah sich verwirrt um. Sein Blick blieb dann an mir hängen und er lächelte. Ich hingegen hatte große Angst. „Ich habe über deine Worte nach gedacht, Maria Clara", sagte er vorsichtig. Es beruhigte mich, als ich hörte wie sanft er meinen Namen aussprach. „Ach ja?", fragte ich mit heiserer Stimme. Diego lächelte und streckte vorsichtig die Hand nach mir aus. Panisch wich ich ihm aus. Er merkte es sofort und nahm seine Hand wieder zurück. „Tut mir leid... Ich weiß, das ich nicht weiß was alles letztes Jahr mit dir passiert ist, aber du weißt auch nicht wie es mit mir war... Vielleicht habe ich ja auch was Schlechtes erlebt?!", sagte er dann. Bevor ich darauf reagieren konnte, flog die Tür auf und Angelo betrat das Zimmer. „CLARA!", schrie er aggressiv und ich zog instinktiv den Kopf ein. Er entdeckte sofort Diego, schließlich war dieser ja auch nicht zu übersehen...

 „Clara, steh mal auf!", sagte Angelo in einem mäßigen Ton, aus dem ich schließen konnte, dass es nichts Gutes verheißt. Zögerlich stand ich auf und ging mit gesenktem Blick, eingezogenen Kopf und hochgezogenen Schultern zu ihm. Angelo packte mich fest am Arm und riss mich in den Flur. Ich wehrte mich nicht, was würde mir das denn bringen? „Clara, wir fahren nach Hause!", sagte Angelo schroff. Auf einmal spürte ich eine andere Berührung an meiner anderen Hand und wurde dann mit einem kräftigen Ruck von Angelo weggerissen. Ich stolperte und fiel gegen Diego, der schützend beide Arme um mich legte. „Clara wird mit dir sicher nirgendwo hingehen! Dafür musst du erst an mir vorbei!", sagte Diego zu Angelo und sah ihn böse an. Im selben Moment kam Dr. House und sah uns an. „Warum sollte die Senorita Alonso nicht mit zu ihrem Freund gehen? Das darf sie doch", meinte Dr. House. Diego sah Dr. House an und sagte dann gereizt: „Aber nicht wenn sie dazu gezwungen wird!" Angelo packte wieder meinen Arm und riss mich zurück. Ich stolperte und fiel. Doch Angelo packte mich sofort wieder grob an der Schulter und zog mich auf die Beine. Ich zitterte wie Espenlaub und zuckte immer wieder zurück. 

„Diego, lass es einfach!", sagte ich mit Angst in der Stimme. Ich wollte nicht, dass ihm etwas passierte. Es sah so aus als würde er protestieren wollen, aber als er meine Angst sah, ließ er es sein. „Ich wollte dir nur helfen...", murmelte er traurig und ging. Angelo schubste mich inzwischen zur Anmeldung, wo er mich abmeldete. Ich trottete verängstigt zu Auto. Vorsichtig stieg ich ein. Wie immer saß ich auf der Rückbank, weil ich da am weitesten von ihm weg sitze... Früher saß ich auch vorne, aber als er anfing mich zu schlagen, habe ich mich nach hinten verzogen. Als ich mich angeschnallt hatte, fuhr Angelo los. Wir fuhren auch an Diego vorbei, der mir verzweifelt hinterher sah. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte... Ein Player verhält sich normalerweise nicht unbedingt so... Wenn es heißt, die Frau hat nen Freund, klar, das macht sie noch interessanter, aber sie machen sich keine Sorgen um die Frau, oder etwa doch? Ist das ihre Masche? Ich wusste es nicht...

Die Fahrt über dachte ich darüber nach. Als Angelo den Wagen mit einem Ruck zum stehen brachte, knallte ich mit dem Kopf fest gegen die Glasscheibe. Vorsichtig stieg ich aus dem Wagen. Sofort stand Angelo neben mir und packte wieder meinen Arm. Er schliff mich ins Haus, wo er mich sofort in den Flur auf den Boden schubste. Die Sicherheit aus dem Krankenhaus war verschwunden... Die große Angst von früher war wieder da. „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, DU KLEINE Schl***E?", schrie er und trat wieder fest auf mich ein. Als er meine Wirbelsäule traf, durch zuckte mich ein stechender Schmerz, der mir lange den Atem raubte. Kurz darauf tat mir jeder Atemzug weh. „Hätte... hätte ich nicht gelogen... Du würdest jetzt vor Gericht sitzen!", antwortete ich, woraufhin er mich nochmal feste trat. „Dein Glück, dass kannst du mir glauben!" Blutend und nach Luft schnappend lag ich auf dem Boden. Angelo verzog sich in die Küche, wie immer.

 Langsam kämpfte ich mich auf die Beine und schwankte ins Wohnzimmer. Mir war fürchterlich schlecht von den Schmerzen und ließ mich auf einen Stuhl am Fenster fallen. Ich warf einen kurzen Blick nach draußen, aber der reichte aus um eine Person zu erkennen... „Nein, bitte nicht!", murmelte ich nur. Aber es war zu spät... Er hatte mich schon längst gesehen und war sichtlich schockiert. Dann lief er zielstrebig auf die Tür zu. Ich sprang auf und wollte ihn davon abhalten, aber da klingelte es schon an der Tür. Automatisch wich ich zurück ins Wohnzimmer. Doch Angelo war schneller und packte meinen Arm. Ich schrie laut und zum ersten Mal fing ich an mich zu wehren! Aber ich war nicht im Ansatz so stark wie Angelo und so flog ich zum wiederholten Mal, die Kellertreppe runter, wo ich benommen liegen blieb...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt