129. Die Liebe meiner Jungs

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 Entgeistert sah ich ihn an. „Das kannst du mir nicht antun! Violetta ist auch meine Tochter!", murmelte ich erschrocken. „Clara, du sollst dich entscheiden!", meinte er kalt und sah mich dunkel an. „Du willst mir wirklich die Möglichkeit nehmen meinen Bruder kennen zu lernen und mir dann auch noch meine Tochter entziehen? Ist das dein Ernst?!", fragte ich ihn. „Ja." Mehr sagte er nicht, sondern sah mich einfach nur kalt an.

 „Das kann ich nicht, Diego! Ich kann mich nicht entscheiden!", jammerte ich und sah ihn bittend an. „Bitte, tue mir das nicht an! Ich liebe euch beide über alles, aber ich will auch meinen Bruder kennenlernen!" Sein Blick blieb immer noch dunkel. Ich schmiegte mich an ihn und sah ihn brav an. „Gib mir und ihm bitte diese Möglichkeit!" Er seufzte schwer, aber machte und sagte nichts. „Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!", hauchte ich ihm leise ins Ohr. 

Sein Blick wurde nachdenklich. „Du musst doch auf mich aufpassen!", fügte ich liebevoll flüsternd hinzu. „Ich will trotzdem nicht, dass er in Violettas Nähe kommt! Ich vertraue ihm nicht!", murmelte er zurück und legte seine Stirn an meine. „Das weiß ich doch, mein Süßer. Sie muss ja auch nie dabei sein..." Er entspannte sich langsam wieder. Er ließ sich zögerlich darauf ein. Unsicher sah Brutus uns an. „Ich weiß, dass ich echt viel scheiße gebaut habe, aber als ich sie... Ich wusste da noch nicht wer sie war und jetzt tut es mir fürchterlich leid!", entschuldigte er sich und sah dabei größtenteils zu Diego.

 Natürlich, ich hatte fürchterliche Angst vor Brutus, denn was ich durch ihn erlebt hatte war kein wenig lustig. Er hatte Diego schwer verletzt, nicht nur dadurch, dass er bewusstlos war, sondern auch, weil er mich vergewaltigt hatte und ich mein Vertrauen zu Diego verloren hatte. Aber ich hatte ihm ja damals auch eine zweite Chance gegeben, also wollte ich es bei Brutus ebenfalls versuchen. Ich sah etwas in seinen Augen, was mir sagte, dass er es wirklich bereute und mich auch liebte. Als ich wieder anfing zu husten, legte Diego einen Arm um mich und Brutus nahm meine Hand. 

Beide wechselten einen Blick miteinander und fingen plötzlich an sich anzulächeln. Erschöpft ließ ich mich in mein Kissen sinken. „Schlaf etwas, Süße. Ich denke, Brutus und ich müssen uns noch etwas unterhalten!", murmelte mein Freund sanft und küsste liebevoll meine Schläfe. „Nein", murmelte ich müde und mir fielen die Augen langsam zu. „Stimmt, warum solltest du auch schlafen? Es wird ja eh überbewertet!", hauchte er ganz zart und strich mir über die Wange bis ich einschlief.

 Ich träumte davon, dass Angelo aus dem Knast ausbrach und mir wieder etwas antat. In meinem Kopf wiederholte sich die Szene, die ich damals mit Brutus erlebt hatte, nur war es dieses Mal mit Angelo und Violetta stand neben mir und musste alles mit ansehen. Sie schrie panisch und saß neben dem bewusstlosen Diego. Ich fühlte die Schmerzen von damals gemischt mit der Angst um mich, meine Tochter und meinen Freund. 

„Clara, was ist los?", hörte ich seine Stimme besorgt fragen. Ich wurde festgehalten, doch ich wehrte mich dagegen. Ich begann zu weinen und Vilu kam zu mir gerannt. Angelo ließ kurz von mir ab, dann packte er meine Tochter und stieß sie zur Seite. Ich hörte ihr Genick knacken als sie mit dem Kopf gegen die Heizung schlug. „Nein!", schrie ich laut und wachte auf. Brutus saß nun direkt neben mir und hielt meine Hand sanft fest. Diego strich mir besorgt durch die Haare. „Was ist los?", fragten mich beide gleichzeitig. „Ich... ich habe nur schlecht geträumt. Kein Grund zur Sorge!", murmelte ich schlicht und fing an zu schluchzen. 

Diego nickte Brutus zu und mein Bruder nahm mich zögerlich und sanft in den Arm. Weinend drückte ich mich an seine Brust. Er war etwas überfordert und sah immer wieder zu Diego, den ich leise lachen hörte. Brutus fing langsam an mir über den Rücken zu streichen. „Ganz ruhig, Clara. Du bist nicht allein!", sprach er ruhig und legte seinen Kopf auf meinen. Sein Geruch wirkte beruhigend auf mich und auch seine Umarmung war ganz behutsam und sehr zärtlich. Dennoch war ich ziemlich unruhig. Was wäre wenn dieser Traum war werden würde? Angelo wird ja nicht immer im Knast bleiben! Ich bemerkte eine zarte Berührung an meiner Schulter und hob meinen Kopf leicht um meinen Freund anzusehen, der kleine Kreise über meinen Arm verteilte. 

Er schenkte mir ein zärtliches Lächeln und fuhr mir sanft durch die Haare. Ich löste mich von meinem Bruder und schmiegte mich an Diego, der mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn drückte und mich behutsam an sich drückte. Er fing an leise Secretos zu singen, während er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Ich lauschte seiner Stimme und sein gleichmäßiger Herzschlag ließ mich ruhiger werden. „Kannst du mir jetzt sagen, was du geträumt hast?", fragte er mich liebevoll. Ich musste schwer schlucken. 

„Angelo hat Violetta das Genick gebrochen...", brachte ich kaum hörbar hervor. Er löste sich von mir und hob meinen Kopf an. Weinend sah ich in seine Augen. „Das wird nie passieren, Prinzessin! Wir werden auf euch aufpassen! An Violetta kommt keiner! Das verspreche ich dir!", sagte er mit fester Stimme und sah mich ernst an. Ich nickte und fing schwach an zu husten.  

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt